Gentianales [Magnoliopsida - Rosidae]

Blätter überwiegend gegenständig. Nebenblätter meist vorhanden, zuweilen zu einer verdickten Leiste reduziert, welche die Blätter miteinander verbindet. Blüten radiärsymmetrisch. Blütenhülle doppelt, Kelch- und Kronblätter überwiegend verwachsen und Staublätter mit der Krone verwachsen. Chemisch charakterisiert durch das verbreitete Vorkommen von Secoiridoiden

5 Familien: Apocynaceae, Gelsemiaceae, Gentianaceae, Loganiaceae, Rubiaceae.

Zur stammesgeschichtlichen Beziehung der Familien einschl. Stammbaum siehe Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*, Ordnung Gentianales. [Quellen: Stevens PE, Strasburger]


Familie Apocynaceae JUSS. (Hundsgiftgewächse)

Der ursprünglichen Familie Apocynaceae mit 164 Gattungen mit 1500 Arten zugeordnet wurde die zuvor als eigenständige Familie aufgefasste Asclepiadaceae R. BR., die jetzt als Unterfamilie Asclepiadoideae BURNETT aufgefasst wird. Somit zählen zur Familie im heutigen Sinne etwa 415 Gattungen mit ca. 4550 Arten.
Zur ursprünglichen Familie Apocynaceae JUSS. wurden 164 Gattungen mit 1500 Arten gezählt, die durch folgende Merkmale charakterisiert sind: überwiegend klimmende Lianen, ferner einige Bäume, Sträucher und Kräuter mit bikollateralen Leitbündeln; enthalten Milchsaft; Blätter immergrün, wechselständig, gegenständig oder wirtelig mit 3 Blättern pro Wirtel, Nebenblätter meist fehlend, Blattspreite ungeteilt; Pflanzen zwittrig mit hoch spezialisiertem Übertragungsmechanismus für die Pollen; Blüten radiärsymmetrisch, 5zählig, mit Bracteen, in Rispen; Perianth doppelt, K5, verwachsen, C5, verwachsen, A5, adnat, nur mit fertilen Staubblättern, dem Griffelkopf meist eng anliegend, G2, bei der Gattung Pleiocarpa 2-5(-8), synkarp, Fruchtknoten oberständig oder halbunterständig, 1 Griffel und 1 Narbe, die einen meist stark verdickten Kopf besitzt (s. Foto von Vinca minor); Kapselfrüchte oder Doppelbalgfrüchte, gelegentlich auch Beeren- oder Steinfrüchte; chemisch charakterisiert durch das verbreitete Vorkommen toxischer Inhaltsstoffe, bei denen es sich entweder um Indol-Alkaloide oder Cardenolide handelt, sowie von Milchsaft meist mit Triterpenen und Kautschuk; weit verbreitet in den Tropen und Subtropen, wenige Arten ferner in der gemäßigten Zone (in Europa 10 Arten). Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Gentianiflorae / Ordnung Gentianales, Cronquist - Unterklasse Asteridae / Ordnung Gentianales, APG - Unterklasse Rosidae / Euasteriden I / Ordnung Gentianales. Arzneipflanzen: Aspidosperma quebracho-blanco (Quebracho cortex - Quebrachorinde), Catharanthus-sp. (Vincaalkaloide), Rauwolfia-sp. (Rauwolfiae radix - Rauwolfiawurzel) , Nerium oleander (Oleandri folium - Oleanderblätter), Strophanthus gratus (Strophanthi grati semen - Strophanthussamen), Strophanthus kombe (Strophanthi Kombe semen - Strophanthussamen Kombe). Nutzpflanzen: Vertreter unterschiedlicher Gattungen insbesondere in allen tropischen und subtropischen Regionen der Erde nicht zuletzt aufgrund der häufig mehrere Monate andauernden Blüte vielfach als Zierpflanzen kultiviert, unter diesen z. B. Catharanthus roseus, Nerium oleander und Plumeria obtusa. Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Apocynaceae.
Die Arten der ursprünglichen Familie Asclepiadaceae R. BR. sind wie folgt charakterisiert: 250 Gattungen mit 2000 Arten; Milchsaft enthaltende Kräuter, Lianen, Sträucher, selten Bäume, mit zum Teil ungewöhnlicher Wuchsform (kaktusartig oder Carnivoren mit zu Fallen umgewandelten Blättern); Mesophyten oder Xerophyten; Blätter meist gegenständig, selten wirtelig, krautig, membranartig oder zu Dornen umgewandelt, Blattspreite ungeteilt, häufig stark reduziert; Pflanzen zwittrig, entemophil; Blüten radiärsymmetrisch, 5zählig, einzeln oder in zymösen, häufig doldenartigen Blütenständen; Perianth doppelt, K5, an der Basis verwachsen, C5, verwachsen mit kurzer Röhre, A5, adnat, nur mit fertilen Staubblättern, Staubbeutel meist dem Griffelkopf anliegend (s. Foto von Vincetoxicum hirundinaria), G2, synkarp, Fruchtknoten oberständig, Griffel 2, unten frei, oben verwachsen; meist Doppelbalgfrüchte; weit verbreitet in den Tropen und Subtropen, wenige Arten in der gemäßigten Zone. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Gentianiflorae / Ordnung Gentianales, Cronquist - Unterklasse Asteridae / Ordnung Gentianales, APG - Unterklasse Rosidae / Euasteriden I / Ordnung Gentianales / Familie Apocynaceae JUSS. Arzneipflanzen: Marsdenia cundurango (Condurangorinde - Condurango cortex). Nutzpflanzen: Arten mehrerer Gattungen (u. a. Asclepias, Hoya, Araujia, Ceropegia, Stapelia, Caralluma, Decabelone) als rankende Zierpflanzen kultiviert. Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Asclepiadaceae.
Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*, biodiversity.uno.edu/delta*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Gelsemiaceae (G. DON) L. STRUWE & V. A. ALBERT

2 Gattungen (Gelsemium, Mostuea) mit 11 Arten; aufrechte oder wuchernde Sträucher oder Lianen;  Blätter krautig, gestielt, gegenständig oder quirlständig, Nebenblätter vorhanden, Blattspreite ungeteilt, Blattrand undeutlich buchtig gezähnt oder ganz; Pflanzen zwittrig; Blüten mittelgroß bis groß, meist 5zählig, radiärsymmetrisch, mit Bracteen, in end- oder achselständigen Zymen oder Rispen; Perianth doppelt, K5, bei der Gattung Mostuea gelegentlich 4, frei (Gelsemium) oder verwachsen (Mostuea), C5, bei der Gattung Mostuea gelegentlich 4, verwachsen, A5, bei der Gattung Mostuea gelegentlich 4, adnat, G2, synkarp, Fruchtknoten oberständig, Griffel 1-2, Narben 2 oder 4; Kapselfrüchte; Holarktis, Paleotropis und Neotropis; Ostasien, Nord- und Mittelamerika, nördliches Südamerika, Madagaskar. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Gentianiflorae / Ordnung Gentianales, Cronquist - Unterklasse Asteridae / Ordnung Gentianales, APG - Unterklasse Rosidae / Euasteriden I / Ordnung Gentianales. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Gentianaceae JUSS. (Enziangewächse)

87 Gattungen mit ca. 1655 Arten; einjährige, zweijährige, gelegentlich auch mehrjährige Kräuter, selten auch Sträucher, autotroph oder saprophytisch lebend; Helophyten oder Mesophyten, mit zahlreichen alpinen Arten; Blätter wohl entwickelt, teilweise aber auch stark reduziert, gestielt bis sitzend, überwiegend gegenständig, gelegentlich quirlständig (Gattung Swertia), selten wechselständig, Nebenblätter fehlend, gegenständige Blätter teilweise durch verdickte Leiste verbunden, Blattspreite ungeteilt, Blattrand überwiegend ganz; Pflanzen meist zwittrig, selten polygamomonözisch, entemophil; Blüten klein oder mittelgroß, radiärsymmetrisch, 4-5(-12)zählig, mit oder ohne Bracteen, einzeln oder in end- oder achselständigen Infloreszenzen, bei denen es sich meist um ein einfaches oder zusammengesetztes Dichasium handelt; Perianth doppelt, K4-5(-12), meist verwachsen, C4-5(-12), verwachsen, A4-5(-12), immer gleichzählig mit  den Petalen, fast ausschließlich mit fertilen Staubblättern, selten mit 1-4 zwischen den fertilen Staubblättern angeordneten Staminodien, G2, synkarp, Fruchtknoten oberständig, meist 1 Griffel, 1 oder 2 Narben, 1- oder 2lappig [Blütenformel häufig *K(5) C(5) A5 G(2)]; überwiegend Kapselfrüchte, selten Beerenfrüchte; chemisch charakterisiert durch das verbreitete Vorkommen von Bitterstoffen, bei denen es sich häufig um Seco-Iridoide handelt, anatomisch durch bikollaterale Leitbündel; gemäßigte Zone bis Tropen: Kosmopoliten. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Gentianiflorae / Ordnung Gentianales, Cronquist - Unterklasse Asteridae / Ordnung Gentianales, APG - Unterklasse Rosidae / Euasteriden I / Ordnung Gentianales. Arzneipflanzen: Gentiana lutea (Gentianae radix - Enzianwurzel), Centaurium erythrea (Centaurii herba - Tausendgüldenkraut; Zugang nur für registrierte Nutzer). Nutzpflanzen: Insbesondere Gentiana lutea verwendet als Ausgangsmaterial zur Schnapsherstellung (Enzianschnaps sowie verschiedenste Kräuterliköre). Verschiedene Arten der Gattung Gentiana ferner vielfach als Zierpflanzen kultiviert. Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Gentianaceae. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Loganiaceae R. BR. (Brechnussgewächse)

13 Gattungen mit 420 Arten; von einjährigen Kräutern bis zu Sträuchern und Bäumen; Mesophyten; Blätter wohl entwickelt oder stark reduziert (Photosynthese in diesem Fall vom Stengel übernommen), krautig oder ledrig, gestielt bis sitzend, gegenständig, meist mit Nebenblättern, wenn diese fehlend, dann gegenüber stehende Blätter durch eine verdickte Leiste verbunden, Blattspreite ungeteilt; Pflanzen zwittrig oder  diözisch, weibliche Blüten zum Teil mit Staminodien; Blüten radiärsymmetrisch, überwiegend 5zählig, mit Bracteen, gelegentlich einzeln, meist in end- oder achselständigen Zymen oder Rispen; Perianth doppelt,  K5, selten 4, verwachsen, C5, selten 4, verwachsen, A5, selten 4, adnat, nur mit fertilen Staubblättern, G2, synkarp, oft eingeschnitten und daher mit Tendenz zum  apokarpen Gynözeum, Fruchtknoten oberständig bis halbunterständig; Balg-, Kapsel-, Stein- oder Beerenfrüchte; chemisch durch das verbreitete Vorkommen von Alkaloiden gekennzeichnet, die von der Aminosäure Tryptophan abgeleitet sind, darunter insbesondere Indol-Alkaloide; gemäßigte Zone, Subtropen und Tropen: pantropisch, wenige in gemäßigter Zone (USA, Australien, Neuseeland; fehlend in Europa und in gemäßigter Zone Asiens). Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Gentianiflorae / Ordnung Gentianales, Cronquist - Unterklasse Asteridae / Ordnung Gentianales, APG - Unterklasse Rosidae / Euasteriden I / Ordnung Gentianales. Arzneipflanzen: Strychnos nux-vomica (Strychni semen - Brechnusssamen), Strychnos toxifera (Curare). Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Loganiaceae. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Rubiaceae JUSS. (Rötegewächse)

Ca. 600 Gattungen mit über 10000 Arten; überwiegend Sträucher oder Bäume, daneben auch Lianen und Kräuter; Helophyten, Mesophyten, Xerophyten, Gattung Limnosipanea Hydrophyten; Blätter gestielt bis sitzend, gegenständig und dekussiert, mit Nebenblättern, diese teilweise vergrößert und den Laubblättern völlig gleichend, so dass dadurch Entstehung von Laubblattwirteln (aus 4, 6 oder 8 Gliedern), Blattspreite ungeteilt, Blattrand ganz oder gesägt; Pflanzen überwiegend zwittrig, daneben auch monözisch, diözisch oder polygamomonözisch, entemophil; Blüten klein bis mittelgroß, radiärsymmetrisch, überwiegend 4zählig, gelegentlich einzeln, meist in Zymen, Rispen, Wirteln, selten in Köpfen; Perianth doppelt oder petalin, K4 oder 5, frei oder verwachsen, C(3-)4 oder 5 oder 8-10, verwachsen, A4 oder 5, mit den Petalen an deren Röhre verwachsen, G2(-9), synkarp, Fruchtknoten fast immer unterständig, nur bei Gaertnera und Pagamea oberständig, Griffel 1 oder 2(-5) Griffel [Blütenformel der in Europa heimischen Arten der Gattungen Galium und Asperula *K4 [C(4) A4] G(2); unterständig = Strich über 2 in Blütenformel)]; Spaltfrüchte mit Achänen, Nüsschen und Steinfrüchten als Teilfrüchten, wenn keine Spaltfrucht, dann eine Kapsel, Beere oder (zweikernige) Steinfrucht; chemisch charakterisiert durch das verbreitete Vorkommen von Alkaloiden; Dauerfrostzone bis Tropen: Kosmopoliten. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Gentianiflorae / Ordnung Gentianales, Cronquist - Unterklasse Asteridae / Ordnung Rubiales, APG - Unterklasse Rosidae / Euasteriden I / Ordnung Gentianales. Arzneipflanzen: Cinchona-sp. (Cinchonae cortex - Chinarinde; Zugang nur für registrierte Nutzer), Caphaëlis-sp. (Ipecacuanhae radix - Ipecacuanha-Wurzel), Galium odoratum (L.) SCOP. (Galii odorati herba - Waldmeisterkraut; Zugang nur für registrierte Nutzer), Pausinystalia johimbe (K. SCHUM.) PIERRE ex BEILLE (Yohimbe cortex - Yohimberinde), Rubia tinctorum L. (Rubiae tinctorium radix - Krappwurzel). Nutzpflanzen: Coffea sp. (insb. Coffea arabica) zur Kaffeegewinnung nahezu weltweit in den Tropen insbesondere im Bergland kultiviert. Galium verum (Echtes Labkraut) gelegentlich noch zur Käseherstellung verwendet. Cinchona-sp. zur Chiningewinnung für die Getränkeindustrie (Herstellung von Tonic-Water) verwendet. Zahlreiche Arten unterschiedlicher Gattungen (u. a. Gardenia, Rubia, Mitchella, Coprosma) als Zierpflanzen kultiviert. Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Rubiaceae. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.


© Thomas Schoepke