Stammpflanzen: Galium odoratum (L.) SCOP.
/ Echter Waldmeister [Fam. Rubiaceae / Rötegewächse].
Synonyme: Asperula odorata L., A. matrisylva G ILIB.,
A. odora SALISB., Chlorostemma odoratum FOURR.,
Galium matrisylva WED. Dt. Synonyme: Duftlabkraut. |
Artbeschreibung: Aufrechte, bis 35 cm hohe, unbehaarte
Pflanze mit vierkantigen Stengeln und dünnem, walzenförmigem, kriechenden Rhizom.
Blätter zu 6 bis 9 in Scheinquirlen angeordnet, dunkelgrün, 20 bis 40 mm lang und 6 bis
14 mm breit, verkehrt-eilänglich (untere) bis lanzettlich bis länglich lanzettlich
(obere), schwach ledrig, dreiadrig. Blüten weiß, klein, nur ca. 4 mm im Durchmesser, aus
4 verwachsenen Kronblättern mit kurzer Röhre und 4 Staubblättern, in endständigen,
lockeren Trugdolden. Frische Pflanze ohne den typischen Waldmeistergeruch. Dieser entsteht
erst beim Trocknen durch Spaltung von Melitosid zu Cumarin. |
Verbreitung: Bevorzugt in schattigen, feuchten Wäldern
in ganz Europa bis zu einer Höhe von 1.400 m, nördlich bis Mittelschweden/-norwegen und
Südfinnland, östlich bis Sibirien, südlich bis Nordafrika. |
Droge: Die zur oder kurz vor der Blütezeit gesammelten,
getrockneten oder frischen oberirdischen Teile. |
Drogenbeschreibung: Geruch stark nach Cumarin, Geschmack
würzig bitter und etwas herb. Ganzdroge mit den für die Art typischen Merkmalen,
Schnittdroge charakterisiert durch die ganzrandigen, lanzettlichen, dunkel- bis
graugrünen Blattstückchen mit deutlich erkennbarem Mittelnerv auf ihrer Unterseite,
einzelne Blüten und kugelige, dicht mit hakigen Borsten versehene Früchte. |
Synonyme Drogenbezeichnungen: Asperulae herba. |
Herkunft: Gelegentlich aus Garten- oder Waldkulturen,
meist jedoch aus Wildsammlung. Hauptliefergebiete: Osteuropa, Westasien und Nordafrika. |
Inhaltsstoffe: 0,4 bis 1,1 % Cumarin
in Form seiner glykosidischen Vorstufe, des Melitosids, aus dem es
beim Verwelken nach enzymatischer Glucoseabspaltung
durch spontane Lactonbildung hervorgeht. Ca. 0,25 % (Gehaltsangaben schwankend
zwischen 0,05 und 0,28 %) Iridoidglykoside, darunter
Asperulosid, Monotropein und
Scandosid. Phenolische Verbindungen: Gallussäure,
p-Cumarsäure,
Kaffeesäure, p-Hydroxybenzoesäure
und Vanillin.
Verschiedene n-Alkane, insbesondere n-Heptan. |
Wirkungen: Bislang keine Wirkungen experimentell
nachgewiesen. Asperulosid
wird antiphlogistische
Wirksamkeit zugeschrieben. |
Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde u. a. bei
Unruhezuständen, Kopf- und Leibschmerzen, Schlaflosigkeit infolge Überarbeitung,
Venenerkrankungen, Hämorrhoiden [weitere Angaben [s. Lit.]. Wirksamkeit nicht
belegt. Eine Anwendung ist nicht zu befürworten. |
Unerwünschte Wirkungen: In therapeutischen Dosen keine
Nebenwirkungen. |
Toxizität: Der Genuss von Waldmeisterzubereitungen kann
akut Kopfschmerzen hervorrufen. Da hepatotoxische Stoffwechselprodukte des Cumarins nur
beim Tier entstehen, wird beim Menschen das Risiko toxischer Langzeitschäden als gering
eingeschätzt. Anmerkung: In den 80er Jahren führten die Befunde der Tierversuche zu
einem Verbot der Cumarinverwendung in der Lebensmittelindustrie. |
Dosierung und Art der Anwendung: Zubereitungen einer
Drogenmenge von 1 g entsprechend. Zur Teebereitung zwei Teelöffel (1,8 g) auf ein Teeglas
mit kaltem Wasser ansetzen und tagsüber oder vor dem Schlafengehen trinken. |
Sonstige Verwendung: Im Haushalt zur Herstellung von
Waldmeisterbowle und Waldmeisteressenzen. Bei gewerbsmäßiger Herstellung darf ein
Cumaringehalt von 5 ppm nicht überschritten werden. Trotz der inzwischen veränderten
Datenlage ist der kommerzielle Einsatz von Cumarin und Waldmeisterkraut zur Herstellung
von Essenzen nach Aromenverordnung nach wie vor verboten. |
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