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Podophyllwurzelstock - Podophylli rhizoma [DAC 1999] | |||||
Stammpflanze: Podophyllum peltatum L. / Gewöhnlicher Maiapfel [Fam. Berberidaceae / Berberitzengewächse]. Synonyme: Keine gebräuchlich. Dt. Synonyme: Buschappel, Entenfuß, Fußblatt, Schildprummel, Wilde Limone. Englisch: American mandrake, mayapple, wild mandrake. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauernde, ca. 0,5 m hohe Pflanze mit horizontal kriechendem, zylindrischem, bis 2 m langem, selten verzweigtem, dunkelbraunem Wurzelstock. Stengel aufrecht, etwa 1/3 Meter lang, blassgrün oder rötlich angelaufen, rund und glatt. Blütenlose Stengel einblättrig, blütentragende zweiblättrig mit zwei gegenüberstehenden Blättern am Ende. Die bläulich-graugrünen, glänzenden Blätter sind etwa 8 cm lang gestielt, ca. 12 cm breit und sehr tief handförmig eingeschnitten. Die Blüten stehen einzeln auf einem kurzen, stark gebogenen Stiel, welcher der Gabel der zwei Blätter entspringt. Der Kelch besteht aus 6 alsbald nach dem Aufblühen abfallenden, stumpfen, blassgrünen Kelchblättern, die Krone aus 6 - 9 etwa doppelt so großen, verkehrt-eiförmigen, weißen, fein geaderten Kronblättern, die jedoch ebenfalls sehr schnell abfallen. Staubblätter 12 - 18, mit kurzen Fäden und 2fächrigen, linealen, sich mit 2 Längsspalten öffnenden Staubbeuteln. Fruchtknoten oberständig, eiförmig, mit fast sitzender, schildförmig verbreiteter Narbe. Die Frucht ist eine eiförmige, gelbe, weich-fleischige, bis pflaumengroße, wohlschmeckende Beere, die 12 oder mehr gelbe Samen enthält, die von einer breiartigen Masse umgeben werden. |
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Verbreitung: Heimisch von Neuschottland über Ontario und Quebec in Kanada entlang der Ostküste der USA bis nach Florida, Louisiana und Texas. Vorkommend in feuchten Laubwäldern des Verbreitungsgebiets. |
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Droge: Die getrockneten, ganzen oder geschnittenen unterirdischen Teile von Podophyllum peltatum L., die einen Mindestgehalt an Podophyllin von 3,5 Prozent aufweisen. |
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Beschreibung der Droge: Das bis 2 m lange und 6 bis 10 mm dicke, fast runde, außen rotbraune, glatte oder mit einer feinen Längsstreifung und V-förmigen Niederblattnerven versehene Rhizom kommt meist in Stücken mit einer Länge von 5 bis 20 cm in den Handel. Das Innere ist weiß bis gelblich. Zuweilen treten 1 bis 2 cm breite und etwa 1,5 mm dicke Anschwellungen auf, in deren Bereich die Stengel oder Verzweigungen des Rhizoms entspringen. Im Bereich dieser Anschwellungen finden sich auf der Unterseite etwa 1,5 mm dicke, außen braune und innen helle Wurzeln oder Wurzelnarben. Der hornartige Bruch lässt eine dünne Korkschicht und einen Kranz von Leitbündeln erkennen. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch Bruchstücke des Rhizoms und Teile der Wurzeln. |
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Geruch und Geschmack: Nahezu geruchlos. Geschmack anfangs süßlich, dann bitter. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Fußblattwurzelstock, Maiapfelwurzel. Englisch: Podophyllum. Lateinisch: Rhizoma podophylli. | |||||
Herkunft: Aus der Wildsammlung im Ursprungsgebiet. |
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Gewinnung der Droge: Der Wurzelstock wird im Herbst ausgegraben, gewaschen, in ca. 10 cm lange Stücke zerschnitten und sorgfältig getrocknet. |
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Inhaltsstoffe: Wichtigster Bestandteil der Droge ist das Podophyllin (= Podophyllumharz, Podophylli resina, Resina podophylli). Der Podophyllingehalt beträgt etwa 5 %. Die Gewinnung erfolgt meist durch Ausfällen mit schwach angesäuertem Wasser aus einem ethanolischen Auszug des Rhizoms. Wichtigste Inhaltstoffe des Podophyllins mit einem Anteil von 40-50 % sind Lignane, unter diesen ca. 20 % Podophyllotoxin, 10 % ß-Peltatin, 5 % α-Peltatin und geringe Mengen 4'-Desmethylpodophyllotoxin. Weiterhin finden sich Flavonoide mit etwa 5 % Quercetin als bestimmender Komponente. Neben dem Podophyllin enthält die Droge die Glucoside der oben genannten Lignane. |
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Wirkungen: Podophyllotoxin und die strukturell verwandten Lignane mit trans-ständigem Lactonring wirken mitosehemmend, Podophyllin bedingt durch den Gehalt an Peltatinen stark abführend. Das nur in geringer Menge enthaltene Desoxypodophyllotoxin hemmte im Tierversuch an Ratten nach i.p. sowie i.v. Applikation dosisabhängig die passive anaphylaktische Reaktion der Haut. |
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Anwendungsgebiete: Podophyllwurzelstock wird nur noch selten in Kombinationspräparaten als Laxans oder Cholagogum verwendet. Seine Hauptbedeutung hat die Droge als Ausgangsstoff zur Gewinnung des Harzes Podophyllin bzw. des Reinstoffs Podophyllotoxin. Hauptanwendungsgebiet von Podophyllin bzw. (zunehmend) reinem Podophyllotoxin sind Kondylomen. In der Vergangenheit schätzte man Podophyllin als Laxans, welches durch einen langsamen Wirkungseintritt und kaum gegebener Wirkungsabschwächung bei mehrmaligem Gebrauch gekennzeichnet ist. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung von Podophyllin bei Kondylomen erfolgt als 5-25prozentige ethanolische Lösung, Ölsuspension oder Salbe. |
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Sonstige Verwendung: Durch Partialsynthese erfolgt aus Podophyllotoxin die Darstellung der Epipodophyllotoxine Etoposid, Teniposid und Mitopodozid. Diese verursachen DNS-Einzel- oder Doppelstrangbrüche durch Komplexbildung zwischen Desoxyribonucleinsäure und DNS-Topoisomerase-II. Infolge der Bindung an Epipodophyllotoxine kann die DNS nicht wieder vereinigt werden, so dass DNS-Bruchstücke verbleiben. Dadurch sowie durch weitere Wirkungen (Hemmung des Transports von Nucleosiden in der Zelle, metabolische Aktivierung von Reduktions-Oxidations-Reaktionen, die zur Bildung von Sauerstoffradikalen und reaktiven Chinonen führen) resultiert eine zytotoxische Wirkung. Die partialsynthetischen Podophyllotoxinderivate zählen zu den wichtigsten Substanzen bei der Behandlung von Tumorerkrankungen. Hauptanwendungsgebiete von Etoposid sind kleinzelliges Bronchialkarzinom, Non-Hodgkin-Lymphome und akute lymphatische Leukosen. Ebenfalls wirksam ist es bei nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinomen, Hodentumoren, Hodgkin-Lymphomen, Chorionkarzinom der Frau, Magen-, Eierstock- und Brustkrebs. Indikationserweiterungen sind zu erwarten, da gegenwärtig zahlreiche klinische Studien zu neuen Indikationsgebieten laufen (im Jahr 2000 ca. 60). Teniposid wird vor allem bei malignen Lymphomen und akuter lymphatischer Leukämie angewendet, ferner auch bei einigen soliden Tumoren wie bei Blasen- oder Hirntumoren und ebenfalls bei kleinzelligem Bronchialkarzinom. |
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Bilder: | |||||
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Literatur: Canel C, Moraes RM, Dayan FE, Ferreira D, Molecules of Interest: Podophyllotoxin, Phytochemistry 54 (2000): 115-120; Deutscher Arzneimittel-Codex (DAC) 1999; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Lin CX, Son MJ, Ju HK, Moon TC, Lee E, Kim SH, Kim MJ, Son JK, Lee SH, Chang HW, Deoxypodophyllotoxin, a Naturally Occuring Lignan, inhibits the Passive Cutaneous Anaphylaxis Reaction, Planta Med. 70 (2004): 474-476; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Pabst G, Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band I, Verlag Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1888; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]. |
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