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Ringelblumenblüten - Calendulae flos [Ph. Eur. 7.0 (01/2011: 1297)]

Stammpflanze: Calendula officinalis L. / Garten-Ringelblume [Fam. Asteraceae / Korbblütengewächse]. Synonyme: Praktisch ohne Bedeutung. Lediglich in älteren Quellen finden sich Bezeichnungen wie C. officinalis var. hortensis FIORI, C. officinalis var. prolifera DC., C. eriocarpa DC oder C. santamaria FONT-QUER. Dt. Synonyme: Zu den zahlreichen deutschsprachigen, überwiegend regionalen und heute meist nicht mehr gebrauchten Bezeichnungen zählen Buchseknopp, Busenblümlein, Butterblume, Christusauge, Engelrösle, Franzosenblume, Gelbsuchtrösel, Gelringel, Goldblume, Goldrose, Gugelkopf, Holzblume, Jesusauge, Jesusblume, Kringelblume, Marienrose, Mondblumen, Regenblume, Rinderblume, Ringelaster, Ringelrose, Safranblume, Salbenblume, Sonnringel, Sonnrosen, Stinkblume, Stinkerli, Studentenblume, Totenblume, Wartzenkraut, Warzenblume und Weckbröselchen. Englisch: calendula, Common Marygold, Garden Marygold, Gold bloom, marigold, Mary bud, pot-marigold, ruddles, Scotch-marigold.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von Juni bis Oktober blühende, einjährige, selten zweijährige, 30 bis 50 cm hohe Pflanze mit etwa 20 cm langer Pfahlwurzel und zahlreichen dünnen Nebenwurzeln. Der kantige, flaumig behaarte Stengel ist aufrecht und entweder vom Boden an oder erst im oberen Teil reich verzweigt. Die wechselständig angeordneten, 10 bis 15 cm langen und 3 bis 4 cm breiten, filzig behaarten Blätter sind im unteren Teil fast spatelförmig und weiter oben länglich bis lanzettlich. Jede Hauptachse schließt mit einem 3 bis 6 cm breitem Blütenkörbchen ab, welches sich aus dem schüsselförmigen, aus zahlreichen grünen, schmal-lanzettlichen, beidseitig dicht mit Drüsenhaaren besetzten Hüllblättern bestehenden Hüllkelch sowie den Zungen- und Röhrenblüten zusammensetzt. Die meist in großer Zahl vorhandenen, gelb, goldgelb oder orange gefärbten Zungenblüten sind 15 bis 20 mm lang und in der Regel in mehreren Reihen angeordnet. Die im Inneren des Körbchens stehenden Röhrenblüten sind deutlich kürzer und ebenso wie die Zungenblüten oder bräunlich gefärbt. Die Röhrenblüten sind zwittrig, bilden in der Regel aber keine Früchte aus, die Zungenblüten nach außen hin rein weiblich. Die sich aus dem unterständigen Fruchtknoten entwickelnden Früchte weisen je nach Anordnung im Blütenkörbchen eine unterschiedliche Gestalt auf: Die äußeren Früchte sind meist kurz geschnäbelt und oft seitlich geflügelt, die mittleren weit schüsselförmig (bezeichnet als Blasenfrüchte) und die inneren meist hakenförmig, selten auch kreisrund eingerollt (= geringelt -> "Ringelblume")..

Verbreitung: Die Garten-Ringelblume ist eine uralte, in Deutschland nachweislich seit dem 12. Jahrhundert angebaute Kulturpflanze, deren Ursprung nicht sicher geklärt ist. Vermutet wird, dass sie durch züchterische Eingriffe des Menschen aus der im Mittelmeergebiet heimischen Calendula arvensis L. (s. Abbildungen der ganzen Pflanze bzw. des Blütenkörbchens) hervorgegangen ist. Angebaut wird die Ringelblume in verschiedensten Regionen der Erde mit gemäßigtem Klima, darunter Europa und Australien. Durch Verwilderung ist sie dort auch an natürlichen Standorten anzutreffen.

Droge: Die ganzen oder geschnittenen, völlig entfalteten, getrockneten und vom Blütenstandsboden befreiten Einzelblüten der kultivierten, gefüllten Varietät von Calendula officinalis L., die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Flavonoiden von 0,4 Prozent aufweisen, berechnet als Hyperosid.

Beschreibung der Droge: Die gelben bis orangegelb gefärbten Zungenblüten bestehen aus einer Zunge und einer kurzen Röhre. Die Zunge ist im Mittelabschnitt etwa 7 mm, in den übrigen Bereichen etwa 3 bis 5 mm breit und an der Spitze 3zähnig. Die gelblich-braune bis orangebraune Röhre ist behaart und teilweise sichelförmig. An ihrem vorderen Ende ragt der Griffel mit der zweiteilige Narbe heraus und unten ist gelegentlich der teilweise gekrümmte, gelblichbraune bis orangebraune Fruchtknoten vorhanden. Die Röhrenblüten bestehen aus einer gelben, orangeroten oder rotvioletten, 5lappigen Blumenkrone und einer gelblichbraunen bis orangebraunen, im unteren Teil behaarten Röhre, an der unten gelegentlich der teilweise gekrümmte, gelblichbraune bis orangebraune Fruchtknoten anhaftet.

Geruch und Geschmack: Schwacher, eigenartiger Geruch, salziger, schwach bitterer, bei der Schnittdroge auch etwas aromatischer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Feminell. Englisch: Marigold florets, Marigold flowers. Lateinisch: Flores Calendulae, Calendulae flos sine calyce, Flores Feminell.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau, der sowohl in zahlreichen europäischen Ländern als auch in Übersee betrieben wird. Hauptlieferländer sind Ägypten, Polen und Ungarn. Weitere Droge stammt aus der Slowakei, der Tschechischen Republik und aus dem Inland (Anbau in Sachsen und Thüringen).

Gewinnung der Droge: Die Ernte erfolgt sowohl maschinell als auch manuell. Vom Erntebeginn Anfang Juli an werden die neu entfalteten Blütenköpfchen im Abstand von wenigen Tagen ohne Achsenanteile gepflückt. Im Laufe der Erntezeit werden immer weniger Blütenkörbchen erhalten. Abgeschlossen wird die Ernte etwa Anfang September. Das Trocknen erfolgt im Freien im Schatten oder in Trockenapparaturen bei einer Temperatur von 35 bis 45° C. Insofern eine Verwendung als Schmuckdroge beabsichtigt und somit keine Rücksichtnahme auf die Stabilität der Inhaltsstoffe erforderlich ist, wird bei Temperaturen von 80° C getrocknet, bei denen die Farbe am besten erhalten bleibt. Die Einzelblüten erhält man in der Regel durch rebeln der getrockneten Köpfchen.

Inhaltsstoffe: Triterpenalkohole: Mono-, Di- und Triole vom ψ-Taraxacen-, Taraxacen-, Lupen-, Oleanen- und Ursen-Typ. Monole zu ca. 0,8 Prozent vorkommend, zu etwa 10 % acetyliert. Hauptkomponenten dieses Typs sind α-Amyrin, ß-Amyrin, Lupeol, Taraxasterol und ψ-Taraxasterol. Die zu etwa 4 % enthaltenen Diole sind zum überwiegenden Teil verestert mit Laurinsäure, Myristicinsäure und Palmitinsäure. Hauptkomponenten dieses Typs sind Ester des Faradiols und Arnidiols. Bei den Triolen handelt es sich um Vertreter unterschiedlicher Grundstrukturen, unter diesen die als Heliantriole bezeichneten Taraxacen-Derivate Heliantriol B0 und Heliantriol B1. Triterpensaponine: Gehalt 2-10 %. Ausschließlich Glykoside der Oleanolsäure, darunter Bisdesmoside und Monodesmoside. An das C-Atom 3 des Aglykons ist stets Glucuronsäure gebunden, an die zum Teil in Position 2 Glucose und in Position 3 Galactose gebunden ist. Die zweite "Zuckerkette" der Bisdesmoside besteht lediglich aus einem einzelnen Molekül Glucose (s. Struktur von Saponosid A -> bei den verbleibenden 5 Saponinen sind die einzelnen Zuckerreste nacheinander abgespalten). In Ringelblumenblüten ägyptischer Herkunft wurden darüber hinaus Glykoside der 3ß-Hydroxyolean-18(19)-en-28-säure, Cochalsäure und Machaerinsäure identifiziert. Flavonoide: Gehalt 0,3-0,8 %, darunter insbesondere verschiedenste Glykoside des Isorhamnetins und Quercetins sowie freies Isorhamnetin. Carotinoide: Gehalt bis 3 %. Wesentlich verantwortlich für die Farbe der Droge. Orangefarbene Varietäten enthalten große Mengen an Carotinen, die gelb blühenden Varietäten vorwiegend Xanthophylle. Identifiziert wurden zahlreiche Verbindungen, mengenmäßig dominieren Lutein und Zeaxanthin. Ätherisches Öl: Gehalt ca. 0,2 %. Gekennzeichnet durch einen unangenehmen Geruch. Überwiegend aus Sesquiterpenen bestehend mit α-Cadinol und T-Cadinol als Hauptkomponenten. Weitere Bestandteile: Polysaccharide, Cumarine (insbesondere Scopoletin, ferner Aesculetin und Umbelliferon), Sterole (freie und veresterte Sterole sowie Sterolglykoside), in Ringelblumenblüten ägyptischer Herkunft ferner die Iononglykoside Officinosid A und Officinosid B und die Sesquiterpenglykoside Officinosid C und Officinosid D.

Wirkungen: Als erwiesen gelten die Förderung der Wundheilung und entzündungshemmende und granulationsfördernde Effekte bei lokaler Anwendung. Darüber hinaus wurden in der Literatur für unterschiedliche Extrakte aus Ringelblumen, daraus gewonnenen Fraktionen und isolierten Komponenten zahlreiche weitere pharmakologische Wirkungen nachgewiesen. Zu diesen zählen antiphlogistische, antibakterielle, antimykotische, antivirale, immunstimmulierende und antitumorale Wirkungen. Die antiphlogistische Wirksamkeit wird insbesondere den Triterpenalkoholen zugeschrieben, darunter vor allem dem Faradiol und den Faradiolmonoestern. Ätherisches Öl, Flavonoide und Saponine gelten als antibakterielle und antimykotische, Saponine als antivirale und die Polysaccharidfraktion als immunstimulierende Wirkprinzipien.

Anwendungsgebiete: Im Mund- und Rachenraum bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut, äußerlich bei Wunden, darunter auch Wunden mit schlechter Heilungstendenz, sowie Ulcus cruris.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Ringelblumenblüten zählen zu den von der Bevölkerung außerordentlich geschätzten Drogen. Demzufolge ist die Anwendung in der Volksheilkunde recht vielfältig. Einige der volkstümlichen Anwendungsgebiete entsprechen denen der rationalen Phytotherapie oder stehen zumindest in enger Beziehung. Dazu zählt der äußerliche Gebrauch als Salbe bei Hautveränderungen wie Entzündungen, Schrunden, Rhagaden und Ekzemen, Krampfadern, Wunden unterschiedlicher Art einschließlich Brandwunden, Furunkulose, Pharyngitis, Hämorrhoiden, Analekzemen, Sonnenbrand, Frostschäden und Frostbeulen und Bienenstichen. Weiterhin wird die Droge äußerlich zur Behandlung trockener Dermatosen, trockener, zu Rhagaden neigender Ekzeme, bei Flechte wie z. B. Bartflechte und bei Akne verwendet. Der innerliche Gebrauch erfolgt u. a. als Diaphoretikum, Diuretikum, Spasmolytikum, Anthelmintikum, Emmenagogum und bei Leberleiden. Die Wirksamkeit ist bei vielen dieser Anwendungsgebiete nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Nicht auszuschließen ist das Risiko allergischer Reaktionen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung kann sowohl mittels selbst hergestellter Teezubereitungen als auch zahlreicher in Apotheken erhältlicher Fertigpräparate erfolgen. Bei letztgenannten erfolgt die Anwendung entsprechend der Angaben der Hersteller. Die übliche Dosierung beträgt für die Droge 1-2 g auf 1 Tasse Wasser (150 ml) und bei der Tinktur 1-2 Teelöffel (2-4 ml) Tinktur auf 1/4-1/2 l Wasser. Salben sollten enthalten auf 100 g den Auszug aus 2-5 g Droge enthalten. Zur Teebereitung Ringelblumenblüten mit kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb oder Tuch geben. Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum mehrmals täglich mit dem noch warmen Aufguss spülen oder gurgeln, zur Behandlung von Wunden Leinen oder ähnliches Material mit dem Aufguss durchtränken und auf die Wunden auflegen (Umschläge mehrmals täglich wechseln).

Sonstige Verwendung: In der Kosmetik vielfach verwendet zur Herstellung von Hautpflegemitteln, Produkten zur Säuglingspflege und Shampoos.


Bilder:

Typisches Merkmal der 1- bis 2jährigen Pflanze sind die bis 7 cm breiten Blütenkörbchen, die zahlreiche gelb- bis orangegefärbte randständige Zungenblüten besitzen (oben links). Die Farbe der Röhrenblüten variiert von braun (s. Abbildung oben links) bis hellgelb (s. Abb. oben rechts). Die Droge besteht überwiegend aus den bis 30 mm langen Zungenblüten (unten links), für die die dreizähnige Spitze charakteristisch ist (unten Mitte). Bei der pulverisierten Droge fallen im mikroskopischen Bild insbesondere die Pollen mit den drei Poren auf, die meist in großer Menge vorhanden sind (unten rechts).


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 50 vom 13.03.1986; Marukami T, Kishi A, Yoshikawa M, Medicinal Flowers. IV. Marigold. (2): Structures of New Ionone and Sesquiterpene Glycosydes from Egyptian Calendula officinalis, Chem. Pharm. Bull. 49 (2001): 974-978; Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke