Stammpflanzen: Ammi visnaga (L.) LAM.
/ Zahnstocher-Ammei [Fam. Apiaceae / Doldengewächse].
Synonyme: Daucus visnaga L., Apium visnaga CRANTZ., Sium
visnaga STOKES, Selinum visnaga E. H. KRAUSE, Visnaga
daucoides GAERTNER, V. vera RAFIN, Ammi
dilatum ST. IAGER.
Dt. Synonyme: Duftlabkraut, Khellakraut, Zahnstocherkraut, Knorpelmöhre (für die
Gattung Ammi). |
Botanische Beschreibung der
Stammpflanze: Aufrechte, bis 1 m hohe, einjährige
Pflanze mit glattem, aber oben hin- und hergebogenem Stengel. Blätter graugrün, mehrfach
fiederschnittig mit fädigen Zipfeln. Dolden groß und reichstrahlig, Doppeldolden
schirmförmig, sich zur Fruchtzeit zusammenziehend (ähnlich der Möhre), von großen,
blattartigen Hüllblättern umgeben. Doldenstrahlen bei der Reife dick und starr, als
Zahnstocher nutzbar (Name!). |
Verbreitung:
Mittelmeergebiet von den Kanaren bis zum Iran. Eingeschleppt nach Europa. Stellenweise
auch in Nord- und Südamerika eingebürgert. |
Droge: Die getrockneten, reifen Früchte. |
Drogenbeschreibung: Geruch schwach aromatisch, Geschmack
etwas bitter und leicht aromatisch. Die Doppelachänen sind graubraun, breiteiförmig bis
birnenförmig und meist in ihre Teilfrüchte (Achänen) zerfallen. Die eiförmigen
Achänen sind 1,5 bis 3 mm lang und knapp 1 mm breit und unbehaart mit 5 helleren,
erhabenen Rippen. Das Griffelpolster am oberen Ende ist bräunlich-gelb und trägt meist
noch den Rest des Griffels. |
Herkunft: Überwiegend aus dem Anbau in Marokko, Ägypten
und Tunesien, zunehmend auch aus Rußland. |
Inhaltsstoffe: Furanochromone
2 bis 4 % mit Khellin als Hauptkomponente, Pyranocumarine (gemeinsam als
Visnagane bezeichnet) 0,2 bis 0,5 % mit Visnadin
als Hauptkomponente und weiteren Visnaganen, zahlreiche Flavonoide,
darunter Quercetin, Isorhamnetin und Kämpferol in meist sulfatierter Form sowie 0,02 bis
0,03 % ätherisches Öl
mit Carvon, Kampfer, Linalool sowie cis-
und trans-Linalooloxid als dominierenden Bestandteilen. |
Wirkungen: Visnagane, insbesondere Visnadin, mit
muskulotrop spasmolytischer
Wirkung besonders auf die Herzkranzgefäße (koronarerweiternd und damit positiv inotrop).
Ferner spasmolytische Wirkung auf Muskulatur von Bronchien, des Magen-Darm-Traktes, von
Gallenblase und -wegen sowie des Uterus, dieses auch durch die Visnagane, insbesondere
aber durch Khellin. |
Anwendungsgebiete: Angina pectoris, Koronarinsuffizienz,
paroxysmale Tachykardie, Extrasystolen, Altersherz mit Hypertonie, Asthma, Keuchusten,
krampfartige Beschwerden des Unterleibs. Ferner in Kombinationen mit einer Vielzahl
weiterer Indikationen des gleichen Formenkreises wie Verhütung vorzeitiger
Altersbeschwerden von Herz, Kreislauf und Gefäßsystem, nach Herzinfarkt, bei nervösen
Störungen des Herzens, Hypotonie, Bronchitis, Bronchialasthma und Husten, Spasmen des
Magen-Darm-Traktes, der Gallen- und Harnwege etc.
Hinweis:
Trotz der erwiesenen pharmakologischen Wirkungen der Inhaltsstoffe ist die Wirksamkeit bei
den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht belegt! [Kom. E] Standardisierte
Extrakte sowie reines Visnadan noch gelegentlich in Fertigpräparaten zur Behebung von
Koronarspasmen, Khellinpräparate gelegentlich zur Intervallbehandlung von Asthma
bronchiale. |
Unerwünschte Wirkungen: Photosensibilisierende
Eigenschaften: Durch die Furanochromone, vor allem Khellin und Visnagin, wird die Haut
lichtemppfindlicher (keine längere Sonnenbäder oder sonstige UV-Einwirkung während der
Dauer der Anwendung!). Ferner gelegentlich Übelkeit, Schwindel, Verstopfung,
Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. In Einzelfällen allergische Reaktionen. |
Dosierung und Art der Anwendung: Visnadinpräparate
3-4mal täglich p. o. mit Einzeldosis von 100 mg, Khellinpräparate 2-3mal täglich mit
Einzeldosis 25 mg. Zur Teebereitung 0,5 g der Früchte (ein Teelöffel entspricht etwa 2,5
g) zerstoßen, mit kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 min durch Teesieb
geben [Wichtl]. |
Beurteilung der Droge durch die Kommission E: Infolge der
nicht erwiesenen Wirksamkeit der Droge und ihrer Zubereitungen bei den beanspruchten
Anwendungsgebieten ist die therapeutische Anwendung in Anbetracht der Risiken nicht zu
vertreten. [Kom. E] |
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