Familie Onagraceae JUSS. (= Oenotheraceae C. C. ROBIN; Nachtkerzengewächse)

Gattungs- und Artenzahl: 17-24 Gattungen mit 650 Arten.
Habitus: Sträucher und Kräuter, selten bis zu 30 m hohe Bäume; einjährig, zweijährig oder ausdauernd; Hydrophyten, Helophyten oder Mesophyten, Gattung Ludwigia stets wurzelnde Hydrophyten.
Blattmerkmale: Blätter gestielt bis sitzend, wechsel-, gegen oder quirlständig, wenn wechselständig dann spiralig angeordnet; nie drüsig-punktiert; Nebenblätter fehlend oder vorhanden, Blattspreite gefiedert oder ungeteilt.
Vermehrungsart / Pollenübertragung: Pflanzen meist zwittrig, anemophil oder entemophil.
Blütenmerkmale und -anordnung: Blüten klein bis groß, radiärsymmetrisch bis ausgeprägt zygomorph, mit einem meist verlängertem freiem Hypanthium, einzeln oder in achsel- bzw. endständigen Trauben, Rispen oder Ähren.
Blütenaufbau: Perianth doppelt, selten sepalin, K(2–)4(–7), verwachsen, C(2–)4(–7), frei, A häufig 8, ferner auch 8–10, 4, 2 oder 1, an Hypanthium gewachsen oder frei, entweder nur mit fertilen Staubblättern oder mit 1 bzw. 1-2 Staminodien, diese bei Lopezia petaloid, G4(–7), synkarp, Fruchtknoten unter- oder halbunterständig, mit einem Griffel und 1-4 Narben.
Fruchtformen: Frucht meist nicht fleischig, Streufrucht oder Schließfrucht; überwiegend eine Kapsel, gelegentlich eine Beere oder Nuss, mit 2 bis 100 Samen.
Chemische Merkmales: Chemisch charakterisiert durch das Vorkommen von Flavonoiden, sowie die überwiegende Anwesenheit von Ellagsäure und Ursolsäure meist vorhanden sowie das Fehlen von Saponinen.
Verbreitung: Gemäßigte Zone bis Tropen: Kosmopoliten, fehlend nur in Wüstengebieten Australiens und Afrikas; in Deutschland mit 4 Gattungen vertreten, von denen 3 mit mehreren Arten verbreitet vorkommen sowie der recht seltene Hydrophyt Ludwigia palustris (Oberrhein, Lausitz, Sachsen-Anhalt).
Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Myrtiflorae / Ordnung Myrtales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Myrtales, APG - Unterklasse Rosidae / Eurosiden I / Ordnung Myrtales.
Arzneipflanzen: Oenothera biennis (Nachtkerzenöl), Epilobium sp. (Epilobii herba - Weidenröschenkraut).
Nutzpflanzen: Verschiedene Arten als Zierpflanzen kultiviert, insb. Arten der Gattung Fuchsia (Fuchsien).
Quellen und weitere Informationen: http://delta-intkey.com*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.


Bilder:
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Aufgrund seiner relativ großen, leuchtenden gelben Blüten auffälligster Vertreter der Familie ist zweifelsohne die Nachtkerze. Insbesondere die Gewöhnliche (Oenothera biennis) und Kleinblütige Nachtkerze (O. parviflora) sind auf sandigen Böden nahezu allgegenwärtig und fehlen daher an kaum einem Bahndamm bzw. Straßenrand. Die Abbildung unten zeigt den langgestreckten und daher nur schwer als solchen zu erkennenden unterständigen Fruchtknoten.

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Artenreichste einheimische Gattung ist Epilobium, das Weidenröschen. Bei dieser Gattung werden allgemein kleinblütige und großblütige Arten unterschieden, wobei lediglich die kleinblütigen die häufig bei Prostatabeschwerden genutzte Droge Epilobii herba liefern. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Narbe, die entweder ungeteilt kopfig bzw. keulenförmig ausgebildet ist oder aber 4 deutlich abstehende Äste aufweist. Das hier abgebildete, häufig an feuchten, sumpfigen Standorten vorkommende Zottige Weidenröschen (Epilobium hirsutum) zählt zu den großblütigen Arten mit abstehenden Narbenästen. Bei der Abbildung in der Mitte fällt der auch bei Epilobium langgestreckte, unterständige Fruchtknoten auf. Die Abbildung unten zeigt eine reife Frucht mit den zahlreich vorhandenen kleinen, lang behaarten Samen.

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Circea lutetiana L., das Gewöhnliche Hexenkraut, ist bevorzugt in feuchten, schattigen Wäldern anzutreffen. Die Blüten sind in einer endständigen, relativ reichblütigen Traube (s. oben links) angeordnet. Besonderes Merkmal von Circea ist die 2zählige Blütenhülle. Die Krone ist bei C. lutetiana tief eingeschnitten (s. Abb. links Mitte und unten). Es gibt in der einheimischen Flora nur noch wenige Arten, die einen derart schönen (weil nahezu kugelförmigen) unterständigen Fruchtknoten aufweisen wie Circea (s. rechts oben). Ebenfalls ist bei dieser Abbildung deutlich das verlängerte Hypanthium zu erkennen. Die Abbildung rechts unten zeigt sehr schön den Diskus, ein scheibenförmiges Nektarium, an dessen Rand die Staubblätter entspringen.

 

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Weiter Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Onagraceae. s/w-Zeichnungen Epilobium* bzw. Circea* (Blütenaufbau, Blütendiagramme, Frucht etc.). Fuchsia sp. (ganze, blühende Pflanze*, Infloreszenz*, Nahaufnahme der Blüte*). Oenothera sp. mit Bestäuber*


© Thomas Schöpke