Goldrutenkraut - Solidaginis herba [Ph. Eur. 5. Ausgabe, 2. Nachtrag] | |||||||||||||||
Stammpflanzen: Solidago gigantea AITON / Riesengoldrute und Solidago canadensis L. / Kanadische Goldrute [Fam. Asteraceae / Korbblütengewächse]. Synonyme: S. gigantea: Solidago serotina AITON, Solidago glabra DESF. S. canadensis: Solidago longifolia SCHRAD. ex DC. Dt. Synonyme: S. gigantea: Hohe Goldrute, Spätblühende Goldrute. S. canadensis: Keine bekannt. Englisch: S. gigantea: early goldenrod. S. canadensis: Canadian goldenrod. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanzen: Bei
den äußerst ähnlichen und daher leicht untereinander zu verwechselnden Stammpflanzen
handelt es sich um ausdauernde Pflanzen, die einen walzlichen und Ausläufer treibenden
Wurzelstock aufweisen. Sie sind im Durchschnitt 50 bis 150 cm hoch, erreichen aber
gelegentlich auch eine Höhe von 2,50 Meter. Der nur im oberen Teil verzweigte Stengel
ist aufrecht, rundlich, grünlich-gelb gefärbt, bei Solidago gigantea zuweilen auch rötlich
überlaufen, und im oberen Teil behaart. Die sitzenden Blätter besitzen eine lanzettliche
Form. Bei den unteren Blättern ist der gesamte Blattrand gesägt, bei den mittleren und
oberen oft nur die vordere Hälfte. Ihre Größe variiert je nach Stellung am Stengel.
Die mittleren Blätter besitzen eine Länge von 8 bis 12 cm. Ihre Breite
erreicht bei Solidago gigantea 2 cm und bei Solidago canadensis 1,5 cm. Die nur etwa 2 mm breiten, aus Röhren- und
Zungenblüten bestehenden Blütenkörbchen sind kurz gestielt und in mehr oder weniger
überhängenden, im Umriss pyramidenförmigen Rispen angeordnet. Die einzelnen Rispenäste
sind meist einseitswendig.
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Droge: Die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten, blühenden, oberirdischen Teile beider Stammpflanzen, ihrer Varietäten oder Hybriden und/oder deren Mischungen mit einem Mindestgehalt an Flavonoiden von 2,5 Prozent berechnet als Hyperosid bezogen auf die getrocknete Droge. |
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Beschreibung der Droge: Die rundlichen, innen ein weißliches Mark aufweisenden Stengel sind grünlichgelb oder grünlichbraun gefärbt, zuweilen rötlich überlaufen und mehr oder weniger deutlich gerillt. Die aus dem unteren Teil der Pflanze stammenden Anteile sind entweder kahl oder behaart, die aus dem oberen Teil stammenden immer behaart. Die lanzettlich geformten Blätter sind sitzend, bei der ungeschnittenen Droge 8 bis 12 cm lang und 1 bis 3 cm breit. Der Blattrand ist gesägt, die Blattoberseite grün und wenig bis unbehaart, die Blattunterseite graugrün und besonders über der Nervatur behaart. Die Blütenkörbchen sind in einer pyramidenförmigen Rispe am Stengelende angeordnet, der traubige, einseitswendige und gebogene Teilblütenstände entspringen. Die kleinen Blütenkörbchen bestehen aus dem gelblichgrün gefärbten, aus lineal-lanzettlichen, dachziegelig angeordneten Hochblättern zusammengesetzten Hüllkelch, gelben Zungenblüten, die etwa genauso lang wie der Hüllkelch sind, und etwa ebenso langen oder etwas längeren gelben Röhrenblüten. Die Fruchtknoten sind bräunlich. Ein Pappus ist vorhanden. Er besteht aus weißen, silbrigen Haaren. |
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Geruch und Geschmack: Der Geruch ist schwach aromatisch, der Geschmack schwach zusammenziehend. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Goldrautenkraut; Englisch: golden-rod herb, Early golden rod herb. |
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Herkunft: Aus Wildvorkommen der Hauptimportländer Ungarn, ehemaliges Jugoslawien, Bulgarien und Polen. |
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Inhaltsstoffe: Saponine, Flavonoide und ätherisches Öl. Bei den zu etwa 0,8 bis 1,9 % vorkommenden Triterpensaponinen handelt es sich zum überwiegenden Teil um Bisdesmoside des Bayogenins (2ß,3ß,23-Trihydroxyolean-12-en-28-säure), wodurch sich die Saponine beider Stammpflanzen deutlich von den in Solidago virgaurea vorkommenden unterscheiden, da dort Polygalasäure (2ß,3ß,16a,23-Tetrahydroxyolean-12-en-28-säure) als Aglykon überwiegt. Der an das C-Atom 3 gebundene Zuckerteil besteht aus 2 bis 3 Monosaccharidbausteinen (überwiegend aus Glucose), der an das C-Atom 28 über eine Esterbindung verknüpfte aus 6 bis 7 Monasaccharidbausteinen, unter denen Pentosen und Desoxyhexosen überwiegen. Der Flavonoidgehalt beträgt entsprechend Arzneibuch mindestens 2,5 %. Die von S. gigantea stammende Droge weist mit einem Durchschnittsgehalt von etwa 3,8 % einen deutlich höheren Anteil auf als die von S. canadensis stammende Droge mit ca. 2,4 %. Bei beiden Stammpflanzen überwiegen 3-O-Glykoside des Quercetins, wobei Quercitrin [Quercetin-3-O-rhamnosid] die bei S. gigantea mengenmäßig dominierende Komponente ist und Rutin [= Rutosid = Quercetin-3-O-rutinosid] die bei S. canadensis vorherrschende. Neben den Quercetinglykosiden finden sich in geringeren Mengen 3-O-Glykoside des Kämpferols, Isorhamnetins und Rhamnetins. Der Gehalt an ätherischem Öl beträgt etwa 0,5 %. Mengenmäßig dominieren die Sesquiterpene Curlon (ca. 25 % in S. canadensis), Germacren D (ca. 20 % in S. canadensis), ß-Sesquiphellandren (ca. 10 % in S. canadensis) und g-Cadinen (30 bis 60 % in S. gigantea). Daneben findet sich eine Reihe von Monoterpenen, von denen in nennenswerter Menge in S. canadensis a-Pinen (ca. 15 %) und Limonen (ca. 10 %) vorkommen. Bemerkenswerteste Komponenten der Droge sind Diterpene vom Clerodan- und Labdan-Typ, deren Gehalt allerdings sehr gering ist. Weiterhin finden sich mit einem Gehalt zwischen 2 und 2,3 % reichlich Phenolcarbonsäuren, ferner auch Gerbstoffe und Polysaccharide. |
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Wirkungen: Als gesichert gelten die diuretische, schwach spasmolytische und antiphlogistische Wirkung. In neueren pharmakologischen Untersuchungen konnten in einer Reihe von in-vitro- und in-vivo-Testsystemen verschiedene weitere Wirkungen wie z. B. Antitumoraktivität und immunadjuvante Wirkung nachgewiesen werden. Die praktische Relevanz erscheint jedoch gering und Ergebnisse aus diesbezüglichen klinischen Studien fehlen. |
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Anwendungsgebiete: Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnsteinen und Nierengrieß; zur vorbeugenden Behandlung bei Harnsteinen und Nierengrieß. |
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Volkstümliche Anwendungsgebiete: Aus dem europäischen Raum keine bekannt. |
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Gegenanzeigen: Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit darf die Droge nicht zur Durchspülungstherapie verwendet werden. Bei chronischen Nierenerkrankungen Anwendung nur nach Rücksprache mit dem Arzt. Weitere Anwendungsbeschränkungen oder Gegenanzeigen sind nicht bekannt. |
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Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 6 bis 12 g Droge. Bei der Anwendung ist auf reichliche Flüssigkeitszufuhr zu achten. Zur Teebereitung werden 1 bis 2 Teelöffel (2-4 g) fein geschnittener Droge mit 1 Tasse kochendem Wasser übergossen und nach etwa 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Nach Ansetzen mit kaltem Wasser ist kurz aufzukochen. Falls nichts anderes verordnet wurde, ist drei- bis fünfmal täglich eine Tasse des noch möglichst warmen Tees zwischen den Mahlzeiten zu trinken. |
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Bilder: | |||||||||||||||
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Literatur: USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?34917 (27 January 2003) und http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?104551 (27 January 2003); Senghas K, Seybold S, Schmeil Fitschen - Flora von Deutschland und angrenzender Länder, Quelle & Meyer Verlag, Heidelberg Wiesbaden 1993; Bader G, Solidago - Von der Sammeldroge zum Phytopharmakon, Pharm. Ztg. 144 (1999): 1587-9; Bader G, Goldrute - eine Quelle für urologische Phytopharmaka, Dt. Apotheker Ztg. 139 (1999): 1857-8; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 2002; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Frohne D, Heilpflanzenlexikon, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2001 und 5. Ausgabe, 2. Nachtrag; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 193 vom 15.10.87 (Berichtigung 13.03.90). |
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