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Holunderblüten - Sambuci flos [Ph. Eur. 5. Ausgabe, Grundwerk 2005]

Stammpflanze: Sambucus nigra L. / Holunder [Fam. Sambucaceae / Holundergewächse]. Synonyme: Sambucus arborescens GILIB., S. medulina GILIB., S. vulgaris LAM. Dt. Synonyme: Deutscher Flieder, Flieder, Holder, Holler, Hollerbusch, Schwarzer Holunder.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Flach wurzelnder, bis 7 m hoher Strauch oder Baum. Stamm mit rissiger, grauer bis hellbrauner Rinde. Junge Zweige grün, mit grauen, warzigen Lentizellen. Äste mit lockerem, weißem Mark. Die unpaarig gefiederten Laubblätter sind gegenständig angeordnet, 10 bis 30 cm lang, oberseits mattgrün und unterseits hell blaugrün, und bestehen aus fünf bis sieben eiförmigen, gezähnten Blättchen. Die sehr kleinen Blüten (etwa 5 mm im Durchmesser) besitzen eine meist cremefarbene Krone und befinden sich an den Zweigen in endständigen, schirmförmigen, flachen, reichblütigen Trugdolden. Aus den intensiv riechenden Blüten entwickeln sich im August die im reifen Zustand glänzend schwarzvioletten, kugeligen, bis 6 mm langen Beerenfrüchte, die einen blutroten Saft und meist drei Steinkerne enthalten und sich in den nun überhängenden Fruchtständen befinden, deren Äste eine purpurne bis violette Farbe annehmen.

Verbreitung: In fast ganz Europa (fehlend teilweise im Süden), nördlich etwa bis zum 63. Breitengrad, östlich bis Westsibirien und südöstlich über den Kaukasus bis Armenien und Kleinasien besonders auf fruchtbaren, frischen bis feuchten Böden.

Droge: Die getrockneten Blüten, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Flavonoiden von 0,8 % aufweisen (berechnet als Isoquercitrin).

Beschreibung der Droge: Der Durchmesser der Blüten beträgt ca. 5 mm. Sie besitzen 3 kleine Vorblätter (Lupe) und teilweise auch einen kurzen Stiel. Der 5zipfelige Kelch ist klein. Die hellgelbe Krone besteht aus 5 breitovalen Kronblättern, die am Grund zu einer Röhre verwachsen sind. Die Filamente der 5 gelben Staubblätter wechseln mit den 5 breitovalen Kronblättern ab. Der Fruchtknoten ist unterständig. Ihm entspringt ein kurzer Griffel mit 3 stumpfen Narben. Häufig finden sich im Drogenmaterial neben den intakten Blüten isolierte Blumenkronen einschließlich der an diesen angehefteten (adnaten) Staubblätter.

Geruch und Geschmack: Der Geruch ist eigenartig, der Geschmack schleimig süß.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Aalhornblüten, Fliederblüten, Holderblüten, Hollerblüten, Hütschenblumen, Kailkenblumen. Lateinisch: Flores Sambuci, Flos Sambuci, Flos Sambuci nigrae.

Herkunft: Überwiegend durch Sammlung aus Wildvorkommen der Hauptlieferländer Russland, ehemaliges Jugoslawien, Bulgarien, Ungarn und Rumänien.

Inhaltsstoffe: Bis 3,5 % Flavonoide, überwiegend Glykoside von Quercetin, Kämpferol und Isorhamnetin, darunter mit dem Aglykon Quercetin das Isoquercitrin, Hyperosid und Rutin sowie mit dem Aglykon Kämpferol das Astragalin. Neben den Flavonoiden 0,03 bis 0,14 eines Öls, welches sich aus freien Fettsäuren, Alkanen und Monoterpenen zusammensetzt. Ferner ca. 0,1 % Sterole, 1 % Triterpenalkohole (α- und ß-Amyrin), 0,85 % Triterpensäuren (Ursol-, 20-Hydroxyursol- und Oleanolsäure) sowie Hydroxyzimtsäuren. In Spuren das Mandelsäurenitrilglycosid Sambunigrin.

Wirkungen: Eine schweißtreibende (diaphoretische) und das Bronchialsekret vermehrende Wirkung wird der Droge zugesprochen.

Wirkungsmechanismus: Die schweißtreibende Wirkung konnte bislang keinen Inhaltsstoffen zugeschrieben werden. Aus diesem Grund wird vielfach vermutet, dass die diaphoretische Wirkung auf der alleinigen Zufuhr großer Mengen heißer Flüssigkeit beruht.

Anwendungsgebiete: Erkältungskrankheiten bzw. als schweißtreibendes Mittel bei fieberhaften Erkältungen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde ebenfalls als Tee zum Schwitzen und  gegen Erkältungskrankheiten sowie andere fiebrige Zustände. Ferner als Tee, Gurgelwasser oder Mundspülung bei Erkrankungen im Bereich der Atmungsorgane wie Husten, Schnupfen, Kehlkopfentzündung, Grippe und Atemnot. Äußerlich in Form von Kräuterkissen bei Schwellungen und Entzündungen. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Vereinzelt wird eine leicht laxierende Wirkung beschrieben.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Einer mittleren Tagesdosis von 10 bis 15 g Droge entsprechend werden mehrmals täglich, besonders jedoch in der zweiten Tageshälfte, 1 bis 2 Tassen des wie folgt zubereiteten Teeaufgusses möglichst heiß getrunken: Etwa 2 Teelöffel voll (3 bis 4 g) Holunderblüten werden mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergossen und nach 5 min durch ein Sieb gegeben.


Bilder:

Sambucus nigra L.: In Mitteleuropa ist der Schwarze Holunder besonders häufig in Gebüschen anzutreffen, wo oft mehrere Pflanzen nebeneinander stehen (s. Abbildung links). Auffallend sind die dichten Infloreszenzen, die aus zahlreichen kleinen, dicht stehenden Blüten zusammengesetzt sind (s. Abbildung rechts).


Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 6, Drogen P-Z, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1994; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 50 vom 13.03.1986; Europäisches Arzneibuch, Nachtrag 1998 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005.


© Thomas Schöpke