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Seifenrinde - Quillaiae cortex [DAC 1999]

Stammpflanze: Quillaja saponaria MOLINA / Chilenischer Seifenbaum [Fam. Rosaceae / Rosengewächse]. Synonyme: Quillaja molinae DC. Dt. Synonyme: Seifennspiere. Englisch: Murillo's-bark, quillaja, soapbarktree, soapbush, soaptree.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Immergrüner, 15 bis 18 Meter hoher Baum mit dicker Rinde und hartem Holz. Die wechselständig angeordneten Blätter sind ledrig, kurz gestielt, entfernt gesägt, eiförmig oder oval. Nebenblätter klein und zeitig abfallend. Die Blüten sind in end- oder achselständigen, meist 4blütigen Trauben angeordnet. Die Blütenhülle ist doppelt, der Kelch in der Knospe klappig und die Kelchblätter sind hellgrün bis weißlich. Kronblätter zwischen den Kelchblättern stehend, weiß und spatelförmig. Über den Kronblättern befindet sich eine stark entwickelte, nach außen 5lappige Scheibe, deren Lappen sich mit den Kronblättern abwechseln. Die 10 Staubblätter sind in zwei Kreisen angeordnet. Jeweils ein Staubblatt entspringt in der Mitte der Lappen der Scheibe und jeweils ein Staubblatt zwischen den Lappen. Auf der Scheibe befindet sich der oben abgerundete Fruchtknoten, der aus 5 nur am Grunde verwachsenen Fruchtblättern besteht, zahlreiche Samenanlagen enthält und dem 5 pfriemliche, spitze Griffel entspringen. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine 2klappig aufspringende, sternförmig ausgebreitete Balgfrucht, die zahlreiche, lang geflügelte Samen enthält (siehe auch Beschreibung des Blütenaufbaus unten anhand der Abbildungen). Hinweis: Die Einordnung der Gattung Quillaja in die Familie Rosaceae gilt schon fast traditionell als umstritten, jedoch ist bis heute keine Revision erfolgt.

Verbreitung: Zentrale Regionen Chiles (Großraum Santiago und angrenzende nördliche und südliche Gebiete, die durch ein mediterranes Klima mit feuchten Wintern und trockenen, heißen Sommern gekennzeichnet sind).

Droge: Die von Kork und Außenrinde weitgehend befreite, getrocknete, ganze oder geschnittene Rinde der Stämme und Äste von Quillaja saponaria MOLINA.

Beschreibung der Droge: Die Droge besteht aus 3 bis 10 mm dicken, etwa 10 cm breiten, gelblichweißen, flachen, nur wenig rinnigen und daher plattenartigen Stücken, die außen grob längsgestreift und oft braun gefleckt und auf der Innenseite fast glatt sind. Der äußere Teil der Rinde ist sehr hart, der innere weich. Der Bruch ist splitterig-faserig, die Rinde leicht in dünnere Platten spaltbar. Auf den Bruchflächen und auf den Außenflächen sind bei Betrachtung mit der Lupe glitzernde Kristalle erkennbar. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch überwiegend rechteckige bis quadratische Rindenstücke, die eine gelblichweiße Innen- und eine häufig bräunliche, grob längsgestreifte Außenseite besitzen.

Geruch und Geschmack: Geruchlos. Geschmack zunächst schleimig-süßlich, dann kratzend. Beim Einatmen des Staubes wird ein Niesreiz ausgelöst.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Panamaholz, Panamarinde, Panamaspäne, Quillaiarinde, Seifenholz, Waschholz, Waschrinde. Englisch: China bark, murillo bark, Panama bark, quillaia bark, Quercus oak bark, Quillaja Soap bark, soap bark. Lateinisch: Cortex Quillaiae, Panama, Quillaia. Hinweis: Sowohl beim Gattungs- als auch beim Drogennamen findet man zuweilen sowohl die "i"- als auch die "j"-Schreibung (-> Qullaja - Quillaia).

Herkunft: Chile. Durch übermäßige Nutzung sind die Bestände vielfach dezimiert.

Gewinnung der Droge: Nach dem Schälen der Stammrinde wird diese von der Borke und der Außenrinde befreit (siehe "Definition der Droge").

Inhaltsstoffe: Saponine: Gehalt 8,5 bis 16,4 %, im Durchschnitt ca. 10 %. Das Saponingemisch besteht aus einer Vielzahl sehr komplex aufgebauter Bisdesmoside, deren Zuckerteil aus mehreren Monosaccharideinheiten besteht, die zudem mit niederen Fettsäuren verestert sind. Wichtigstes Aglykon ist Quillajasäure, daneben finden sich in geringer Menge Glykoside der Phytolaccagensäure. An das Aglykon in Position 3 gebunden ist bei den meisten Verbindungen ein verzweigtes Trisaccharid aus Glucuronsäure, Galactose und Xylose {ß-D-Xylopyranosyl (1->2)-[ß-D-galactopyranosyl (1->3)]-ß-D-glucuronopyranosid}. Die strukturelle Vielfalt der bis heute bekannten ca. 50 Komponenten des Saponingemischs ist maßgeblich durch die Zuckerkette am C-Atom 28 und die daran gebundenen Säuren bedingt. Am C-28 findet sich in der Regel ein lineares Tetrasaccharid {ß-D-Apiofuranosyl (1->3)-ß-D-xylopyranosyl (1->4)-α-L-rhamnopyranosyl (1->2)-ß-D-fucopyranosid}oder ein verzweigtes Pentasaccharid {ß-D-Apiofuranosyl (1->3)-ß-D-xylopyranosyl (1->4)-[ß-D-glucopyranosyl (1->3)]-α-L-rhamnopyranosyl (1->2)-ß-D-fucopyranosid}, an dessen Fucoseeinheit in Position 3 oder 4 der aus zwei Säuren und einem endständigen Zucker bestehende Acylrest (s. Abbildung Acylgruppierung von Quillajasaponin QS 21) gebunden ist. Weitere Bestandteile: 10 bis 15 % Gerbstoffe, reichlich Calciumoxalat, Stärke, geringe Mengen an Phthalidglykosiden.

Wirkungen: Seifenrinde wird eine expektorierende Wirkung zugeschrieben. Obwohl spezielle Wirkungsnachweise nicht erbracht wurden, ist infolge des hohen Saponingehalts der Droge die Wirkung plausibel. Im Gegensatz zur Droge wurden aus dieser gewonnene Saponingemische und Einzelkomponenten intensiv pharmakologisch untersucht. Im Mittelpunkt stand die Beobachtung, dass die Applikation von Quillajasaponinen unter bestimmten Bedingungen zu einer Verstärkung der Immunantwort führt. Insbesondere verstärkt der Zusatz von Quillajasaponin QS 21 die Immunogenität verschiedener Impfstoffe ("adjuvante" Wirkung). Die desacylierten Saponine bewirken eine Resorptionssteigerung verschiedener Substanzen, darunter insbesondere eine Steigerung der nasalen Resorption von Insulin und Amminoglykosidantibiotika.

Anwendungsgebiete: Ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet. In Europa nur noch sehr selten als Expektorans verwendet, in  Chile innerlich als Hustenmittel und äußerlich bei Kopfhauterkrankungen wie Schuppen, Seborrhoe und Haarausfall. In der Vergangenheit ferner verwendet bei chronischen Geschwüren, Ekzemen der Extremitäten und übel riechendem Schweiß. Belege für die Wirksamkeit fehlen.

Unerwünschte Wirkungen: Bei Überdosierung können gastrointestinale Reizerscheinungen mit Magenschmerzen, Durchfall und ähnlichen Beschwerden auftreten. Ansonsten auch im 2 Jahre währenden Tierversuch an Ratten und Mäusen bei einer täglichen Dosis von 0,7 g Extrakt pro kg Körpergewicht keine toxische Wirkungen.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Verwendung als Expektorans wird aus 0,2 g der mittelfein geschnittenen Droge (ein Teelöffel entspricht ca. 2,3 g) ein Dekokt hergestellt.

Sonstige Verwendung: Gelegentlich verwendet zur Herstellung von Haarwaschmitteln, in der Kosmetik zur Herstellung von Zahnpulver und Gurgelmitteln und im Haushalt als Waschmittel.

Bilder:

Der bis 15 m hoch werdende Seifenrindenbaum (s. Abb. links unten) ist in den winterfeuchten Regionen Zentralchiles heimisch. Die immergrünen Blätter sind ledrig und mehr oder weniger ganzrandig (s. Abb. rechts oben). Die Pflanze besitzt einen ausgesprochen ungewöhnlichen Blütenaufbau. Typisches Merkmal der Blüte ist die stark entwickelte, 5lappige Scheibe. In der Abbildung in der Mitte rechts ist der Blütenaufbau sehr schön zu erkennen: Die weißlichen Kelchblätter befinden sich hinter der Scheibe, so dass nur deren abgerundete Spitzen zu erkennen sind. Zwischen diesen stehen die Kronblätter und darüber befindet sich die gelbgrün gefärbte Scheibe, an deren Spitzen jeweils ein Staubblatt entspringt. Der zweigte Staubblattkreis entspringt in den Buchten der Scheibe direkt über den Kronblättern und direkt auf der Scheibe sitzt der 5teilige Fruchtknoten, dem 5 Griffel entspringen. Aus diesem entwickelt sich eine zur Reifezeit sternförmig ausgebreitete Balgfrucht, die 2klappig aufspringt (die Abbildung rechts unten zeigt die bereits aufgesprungene Frucht, wobei die Klappen besonders schön zu erkennen sind; siehe dazu auch Abb. links oben).


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Pabst G, Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band II, Verlag Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1888; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke