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Pappelknospen - Populi gemma | ||
Stammpflanzen: Insbesondere Populus nigra L. (Schwarz-Pappel), daneben auch andere Arten der Gattung Populus L. wie z. B. die in Mitteleuropa heimische Populus alba L. (Silber-Pappel) sowie die nordamerikanischen Populus balsamifera L. (Balsam-Pappel) und Populus tremuloides MICHX. (Amerikanische Espe) [Fam. Salicaceae / Weidengewächse]. Synonyme: P. nigra: Populus croatica WALDDST. & KIT. ex BESSER, Populus italica (MUNCHH.) MOENCH, Populus nigra var. italica MUNCHH., Populus nigra var. pyramidalis (ROZIER) SPACH, Populus nigra var. sinensis CARRIERE, Populus nigra var. thevestina (DODE) BEAN, Populus pannonica KIT. ex BESSER, Populus sinensis (CARRIERE) DODE; P. alba: Populus alba var. bolleana (LAUCHE) ED. OTTO, Populus alba var. croatica WESM., Populus alba var. nivea AITON, Populus nivea WILLD., Populus major MILL.; P. balsamifera: Populus tacamahaca MILL.; P. tremuloides: Populus benzoifera TAUSCH., Populus graeca AIT. Dt. Synonyme: Deutschsprachige Synonyme existieren sowohl für die Gattung Populus als auch für die einzelnen Arten. Gattung Populus: Alber, Abele, Belle, Bollen, Sarbaum, Weide (besonders im Rheinischen). P. nigra: Schwartz Alberbaum, Schnellwäckser, Wollenbaum, Salbenbaum, Muckenbaum, Faule Aesche, Rheinweide; P. alba: Bellweide, Deutscher Silberbaum, Flickerpappel, Mehlbomm, Palm-Wied, Papierbaum, Schneepappel, Wasserbaum, Weiß Pappelweide, Weiß Saarbaum, Weißalber, Weißbaum, Weiße Espe, Weißpappel, Wollpappel, Wunderbaum; P. balsamifera: Balsambaum, Falscher Sattelholzbaum, Grau-Pappel, Nordamerikanisch Sattelholz, Tacamahacpappel; Englisch: P. nigra: black poplar, Lombardy poplar; P. alba: abele, silver-leaf poplar, white poplar; P. tremuloides: American aspen, American poplar, Aspen poplar, quaking aspen, Queen leaf, trembling aspen, Trembling poplar, White poplar. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanzen: Die Pappeln sind zweihäusige Bäume mit wechselständigen, ungeteilten, dreieckigen bis herzförmigen oder eiförmigen Blättern und früh abfallenden Nebenblättern. Die eingeschlechtigen, in schlaff herabhängenden Kätzchen angeordneten Blüten besitzen keine Blütenhülle. Die Knospen sind von mehreren, dachziegelig angeordneten Schuppen umgeben, die Deckblätter der Blüten geschlitzt oder gezähnt. Typisches Merkmal von Gattung und Familie sind die mit einem grundständigen Haarschopf versehenen Samen. Die bis 30 m hoch werdende P. nigra besitzt eine 5 bis 12 cm lange, am Rand stets kahle, rautenförmige bis 3eckige, oft lang zugespitzte Blattspreite und seitlich zusammengedrückte Blattstiele. Die jungen Zweige sind rund, die Knospen kahl und rotbraun gefärbt. Die männlichen Blüten besitzen 15 bis 30 Staubblätter, die weiblichen Blüten 2 sitzende Narben. P. alba erreicht ebenfalls eine Höhe von 30 m. Sämtliche Blätter sind unterseits bleibend weißfilzig behaart. Die Blattform variiert je nach Position. Blätter der Kurztriebe sind eiförmig-rundlich, Blätter der Langtriebe deutlich 3-5lappig, die Blattspreite besitzt am Stielansatz keine Drüsen. Die Knospen sind weißfilzig, die Deckblätter besitzen nur wenige kurze Zähne. Die Anzahl der Staubblätter der männlichen Blüten beträgt 6-8 (-10). P. balsamifera wird ebenfalls bis zu 30 m hoch. Die jungen Zweige sind rund und kahl, die Blattstiele ebenfalls rund. Die Blattspreite ist am Grund meist abgerundet, 8 bis 13 cm lang und 4 bis 9 cm breit. Die bis zu 2,5 cm langen Knospen sind stark klebrig und duftend. Die Anzahl der Staubblätter der männlichen Blüten beträgt 12 bis 30, die Kapselfrüchte sind 2klappig und eiförmig. Die Blätter der bis 15 m hoch werdenden P. tremuloides sind im Umriss rundlich oder rundlich herzförmig mit kurzer, scharfer Spitze und einem regelmäßigen, klein gezähnten Rand. Der lange Blattstiel ist sehr dünn und seitlich zusammengedrückt, so dass die Blätter niederhängen und sich beim leisesten Windhauch bewegen. |
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Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet von P. nigra erstreckt sich von NW-Afrika über die iberische Halbinsel, das gesamte kontinentale Europa und den Kaukasus bis in den Iran, Sibirien und die chinesische Provinz Xinjiang. In Mitteleuropa besiedelt die Art mehr oder weniger nährstoffreiche Böden an feuchten, zum Teil auch zeitweilig überfluteten Flussufern und im Übergangsbereich von Weich- und Hartholzauen. Natürliche Standorte finden sich in Deutschland nur an Oder, Elbe, Saale, Havel, Donau, Iller, Main und Rhein. Daneben wird die Schwarz-Pappel als Allee- und Parkbaum gepflanzt. Das Verbreitungsgebiet von P. alba ist mit dem der Schwarz-Pappel im wesentlichen identisch. Zusätzlich ist die Art auf den Kanarischen Inseln heimisch. In Deutschland ist sie auf kalkhaltigen Böden in frischen bis wechselfrischen, auch kurzzeitig überfluteten Auenwäldern und -gebüschen sowie an steinigen Ruderalstellen wie Schutt und Abraumhalden anzutreffen. P. balsamifera ist in der gemäßigten Zone Nordamerikas heimisch. In Deutschland ist die Art gelegentlich als Parkbaum anzutreffen. Das Verbreitungsgebiet von P. tremuloides erstreckt sich von der subpolaren Klimazone Alaskas und Kanadas über weite Teile der USA bis Zentral-Mexiko. |
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Droge: Die im März und April vor dem Öffnen gesammelten, frischen oder an der Luft getrockneten Blattknospen. |
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Beschreibung der Droge: Die aus 4 bis 6 steifledrigen Schuppenblättern bestehenden Knospen sind bis 3 cm lang und bis 8 mm breit, spitzkegelförmig und glänzend braun. Die einzelnen, sich dachziegelartig deckenden Schuppenblätter sind kahnförmig, spitz und ungleich groß. Teilweise werden sie von einer schwarzbraunen, glänzenden Masse bedeckt. Die Schnittdroge besteht aus größeren Bruchstücken der Laubknospen, kahnförmigen, glänzend braunen Teilen der Schuppenblätter und braunen, trockenhäutigen Laubblattfetzen. |
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Geruch und Geschmack: Eigenartiger, angenehm balsamischer Geruch und würzig bitterer Geschmack. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Pappelsprossen, Bellenknospen. Englisch: Balm of Gilead buds (von der nicht detailliert behandelten Populus candicans AIT. stammend), Popular buds. Lateinisch: Gemmae Populi, Oculi Populi, Turiones Populi. |
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Inhaltsstoffe: Phenolglykoside, die denen der Weidenrinde sehr ähnlich sind mit Salicin als Hauptkomponente sowie weiteren, ähnlichen Verbindungen. Ätherisches Öl: Gehalt in den frischen Knospen 0,27 %, in den getrockneten Knospen 0,12 %. Zusammengesetzt aus annähernd 50 verschiedenen Komponenten. Hauptbestandteile mit einem Anteil von ca. 28 % sind ß-Eudesmol und α-Eudesmol, weitere in nennenswerter Menge vorkommende Bestandteile γ-Selinen (ca. 8 %), δ-Cadinen (8 %), α-Elemen (3,3-5,2 %) und γ-Cadinen (4 %). Der Anteil nicht terpenoider Komponenten (aliphatische und aromatische Alkohole) beträgt 9,8 bis 13,5 %. Flavonoide: Zahlreiche Flavonoidaglykone, darunter u. a. Chrysin, Galangin, Pinocembrin, Apigenin, Quercetin, Rhamnetin, Isorhamnetin und Kämpferol. |
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Wirkungen: Antibakteriell, antiphlogistisch und wundheilungsfördernd. Die Wirksamkeit bei innerlicher Anwendung beruht insbesondere auf dem Gehalt an Salicin und Salicinderivaten. Diese werden im Darm in Salicylalkohol gespalten, welches nach der Resorption im Darm in der Leber zu Salicylsäure oxidiert wird, bei der es sich um die eigentliche Wirkform handelt. |
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Anwendungsgebiete: Oberflächliche Hautverletzungen, äußere Hämorrhoiden, Frostbeulen und Sonnenbrand. |
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Volkstümliche Anwendungsgebiete: Traditionell wird die Droge bei Rheuma, Erkrankungen der Harnwege, chronischer Bronchitis sowie als Expektorans und Diuretikum angewendet. Die Wirksamkeit für diese Anwendungsgebiete ist nicht belegt. |
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Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Pappelknospen, Propolis, Perubalsam und Salicylate. |
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Unerwünschte Wirkungen: Gelegentlich allergische Hautreaktionen. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Für die äußerliche Anwendung bei Hautverletzungen, äußeren Hämorrhoiden, Frostbeulen und Sonnenbrand werden überwiegend halbfeste Zubereitungen mit einem Drogenanteil von 20 bis 30 Prozent verwendet, die auf die Haut aufgetragen werden. Weiterhin üblich ist die Anwendung in Form von Umschlägen oder Bädern. Zur Herstellung eines Umschlags oder Bades werden 3 bis 6 g Droge mit 300 ml kaltem Wasser angesetzt, kurz aufgekocht und durch ein Teesieb oder Tuch gegeben. Mit den Umschlägen werden die betroffenen Hautpartien mehrmals täglich behandelt. Bei Anwendung als Bad wird der Auszug dem Badewasser zugesetzt und einmal täglich gebadet. Zur Behandlung von Hämorrhoiden wird ein wässrig-ethanolischer Dickextrakt in die Zäpfchenmasse eingearbeitet. Die Anwendung erfolgt zweimal täglich. |
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Bilder: | ||
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Literatur: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Vollständige (Vierte) Neuausgabe, Sechster Band Chemikalien und Drogen Teil A: N-Q, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1977; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Jerkovic I, Mastelic J, Volatile compounds from leaf-buds of Populus nigra L. (Salicaceae), Phytochemistry 63 (2003): 109-113; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 22a vom 01.02.1990; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004. |
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