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Grüne Mateblätter - Matae folium viride [DAC 2004]

Stammpflanze: Ilex paraguariensis A. ST.-HIL. / Matestrauch [Fam. Aquifoliaceae / Stechpalmengewächse]. Synonyme: Zu den selten gebrauchten synonymen Artbezeichnungen zählen Ilex bonplandiana MÜNTER, Ilex curitibensis MIERS, Ilex domestica REISS., Ilex mate ST. HIL., Ilex sorbilis REISS., Ilex theezans BONPL. und Ilex vestita REISS. Dt. Synonyme: Paraguaythee, Theekassine, Falscher Theestrauch, Yerbabaum. Englisch: Brazilian-tea, mate, Paraguayan-tea, yerba-mate.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Kleiner, 10 bis 20 m hoher immergrüner Baum oder Strauch mit heller Borke und länglich-ovaler Krone. Die ledrigen, 6 bis 20 cm cm langen und 3 bis 9 cm breiten, wechselständig angeordneten Blätter sind verkehrt-eiförmig und mehr oder weniger zugespitzt. Sie besitzen winzige Nebenblätter, einen sehr kurzen Stiel und einen gesägt-gekerbtem Rand. Die radiärsymmetrischen, eingeschlechtigen Blüten sind in relativ reichblütigen Zymen angeordnet, die sich in den Blattachseln befinden. Sie besitzen eine doppelte, aus vier kleinen verwachsenen Kelchblättern und vier weißen Kronblättern bestehende Blütenhülle. Die männlichen Blüten enthalten vier Staubblätter, die zwischen den Kronblättern stehen, die weiblichen Blüten einen oberständigen Fruchtknoten. Aus diesem entwickelt sich eine ca. 7 mm große, kugelige, rote Steinfrucht, die 4 bis 8 Samen enthält.

Verbreitung: In Südamerika zwischen dem 20. und 30. Breitengrad verbreitet, genauer in den brasilianischen Provinzen Mato Grosso do Sul, Minas Gerais, Parana, Rio Grande do Sul, Rio de Janeiro, Santa Catarina, Sao Paulo, in Argentinien in Corrientes, und Misiones, in Paraguay in Alto Parana, Amambay, Caaguazu, Canendiyu, Central, Guaira, Itapua, Misiones und San Pedro sowie in Uruguay. Ursprünglich als Unterholz der Araukarienwälder vorkommend, heute nach Abholzen des Waldes freistehend.

Droge: Die vorgerösteten und getrockneten, ganzen oder geschnittenen Blätter von Ilex paraguariensis ST. HIL., die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Coffein von 0,6 Prozent aufweisen.

Beschreibung der Droge: Die je nach der Vorbehandlung hellgrünen oder hell- bis dunkelbraunen Blätter sind lederartig, 6 bis 12 cm lang und bis 5 cm breit. Die grünen, gelegentlich auch braunen Blattstiele sind kantig und bis etwa 2 mm dick, die Blattspreiten verkehrt-eiförmig bis länglich lanzettlich, keilförmig und gegen die Basis verschmälert. Ihr Rand ist leicht kerbig gezähnt und unbehaart. Auf der Blattunterseite treten die kräftige Mittelrippe, die bogenförmigen Seitennerven und das grobmaschige Leitbündelnetz deutlich hervor. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch glatte, relativ harte, kleine, sehr unregelmäßig gebrochene, grüne und wenige braune Blattstücke. Größere Bruchstücke, an denen das Leitbündelnetz und die Seitennerven zu erkennen sind, kommen nur selten vor. Ebenfalls nur selten vorhanden sind Blattrandteile, die etwas umgerollt und leicht kerbig gezähnt sind. Gelegentlich treten auf der Unterseite einzelner Blattstücke schwarze, punktförmige Korkwarzen auf.

Geruch und Geschmack: Schwach aromatischer Geruch und herber, leicht rauchiger Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Mate grün, Missionstee, Paraguaytee, Paranatee. Englisch: Mate, Paraguay Tea, Jesuit's tea, Yerba mate, Hervea. Lateinisch: Folia Mate, Herba Ilicis paraguayensis.

Herkunft: Nahezu ausschließlich aus dem Anbau, der in teilweise großen Plantagen erfolgt. Hauptproduzenten mit einer Jahresproduktion von ca. 100.000 Tonnen sind Brasilien und Argentinien und mit ca. 60.000 Tonnen Paraguay. Die nach Deutschland importierte Droge stammt überwiegend aus Brasilien.

Gewinnung der Droge: Die Ernte der Blätter erfolgt in der Regel im Abstand von zwei Jahren in den Wintermonaten Mai bis September durch Abschneiden, Abschlagen oder Abreißen von Ästen und Zweigen. Beerntet werden Pflanzen ab einem Alter von drei Jahren, fortgesetzt wird die Ernte bis zu einem Alter von 60 Jahren. Noch am Tag der Ernte werden Blätter und Zweige 20 bis 80 Sekunden in einem ca. 300 bis 350 °C heißen Metallzylinder erhitzt, um ein Schwarzwerden der Blätter zu verhindern (Inaktivierung der Polyphenoloxidasen).

Inhaltsstoffe: Purinalkaloide: Coffein (Gehalt 0,3 bis 2,4 %) und Theobromin (0,1 bis 0,5 %) sowie in Spuren Theophyllin. Triterpensaponine: Gehalt 5 bis 10 %. Bisdesmoside der Ursolsäure (Matesaponine 1 und 5) und Oleanolsäure (Guaiacin B, Nudicaucin C). Coffeoylchinasäuren: Gehalt 10 bis 12%. Hauptkomponenten sind Chlorogensäure (Gehalt 2,8 %), 3,5-Di-O-caffeoylchinasäure (ca. 3 %), 4,5-Dicaffeoylchinasäure (ca. 2,9 %) und 3,4-Dicaffeoylchinasäure (ca. 0,9 %), Nebenkomponenten Neochlorogensäure und Kryptochlorogensäure sowie freie Kaffeesäure. Weitere Bestandteile: Flavonoide, ätherisches Öl, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Wirkungen: Infolge des Gehalts an Coffein und Theobromin wird der Droge eine analeptische, diuretische, positiv inotrope, positiv chronotrope, glykogenolytische und lipolytische Wirkung zugesprochen. In pharmakologischen Untersuchungen wurde ferner eine antioxidative Wirkung nachgewiesen, womit die Verwendung als natürliches Arteriosklerosemittel erklärt wird. Weiterhin zeigte ein aus Mateblättern hergestellter wässriger Extrakt eine choleretische Wirkung. Die Saponinfraktion bewirkte in einem Carageen-induzierten Pfoten-Oedem bei Ratten eine Hemmung der Ödembildung.

Anwendungsgebiete: Als stimulierendes Mittel bei geistiger und körperlicher Ermüdung. Hinweis: In gleicher Weise wie Grüne Mateblätter werden auch die gerösteten Mateblätter verwendet (Matae folium tostum - Geröstete Mateblätter DAC 2004).

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der südamerikanischen Heimat werden Mateblätter u. a. innerlich zur Magenstärkung und zur Förderung der Harnausscheidung, gegen Arteriosklerose, Rheuma und Depression sowie prophylaktisch gegen Fieber und Infektionen sowie äußerlich als Kataplasma gegen Entzündungen und Geschwüre verwendet. Weiterhin wird die Verwendung als Schlankheitsmittel propagiert, da angeblich quälende Hunger- und Durstgefühle gestillt werden. Mit Ausnahme der Förderung der Harnausscheidung (diuretische Wirkung des Coffeins) ist die Wirksamkeit ist für keine dieser Indikationen wissenschaftlich belegt. In gewissem Maße erscheinen antiartherosklerotische Effekte aufgrund der antioxidativen Eigenschaften der phenolischen Inhaltsstoffe plausibel (s. oben).

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet sollte eine mittlere Tagesdosis von 3 g Droge verwendet werden. Die Anwendung erfolgt fast ausnahmslos in Form eines Tees. Zur Teebereitung werden 2 g (1 Teelöffel) mit 150 bis 250 ml heißem, nicht mehr sprudelndem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 min durch ein Teesieb gegeben. Längeres Ziehen ist nicht empfehlenswert, da wie beim Schwarzen Tee zunehmend die bitteren und adstringierenden Coffeoylchinasäuren in Lösung gehen.

Sonstige Verwendung: In Paraguay, Südbrasilien, Nordost-Argentinien, Teilen von Uruguay und Chile ist Mate-Tee das "Nationalgetränk", welches aus einem "Cuia" genannten Trinkgefäß mit einem "Bombilla" genannten Saugrohr getrunken wird. Dies geschieht nicht nur im häuslichen Umfeld sondern auch an öffentlichen Plätzen.


Bilder:

Wie alle Vertreter der Familie besitzt auch die Matepflanze immergrüne, ledrige Blätter, die einen recht typischen wellig gesägt-gekerbten Rand besitzen. Die kleinen weißen, eingeschlechtigen Blüten sind in reichblütigen Zymen angeordnet, die den Achseln der Laubblätter entspringen. Wie auch bei der in Mitteleuropa vorkommenden Stechpalme besitzt die Matepflanze rote Steinfrüchte (s. Abbildungen Ilex paraguariensis und Ilex aquifolium).


Literatur: Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2004; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Manzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 85 vom 05.05.1988; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke