Stammpflanze: Ginkgo biloba L.
/ Ginkgobaum [einziger Vertreter
der ansonsten fossilen Klasse Ginkgoopsida (Ginkgoatae)]. Synonyme: Pterophyllus
salisburiensis NELSON, Salisburia adiantifolia SMITH,
S. macrophylla C. KOCH. Dt. Synonyme: Elefantenohrbaum,
Entenfußbaum, Tempelbaum, Fächerblattbaum, Mädchenhaarbaum. Englisch:
Ginkgo. |
Botanische Beschreibung der
Stammpflanze: Stattlicher, 30 bis 40 m hoher, diözischer Baum mit zuerst schmal kegelförmiger, später ausladender Krone, der
ein Alter von mehreren hundert Jahren erreichen kann. Die Rinde des Baumes ist hell- bis
dunkelgraubraun und besitzt grobe Furchen und netzförmige Risse. Mit Kurz- und
Langtrieben. Die Blätter sind fächerförmig, hellgrün gefärbt und mit dichotomer
Blattaderung (Adern gabelig verzweigt und dann parallel verlaufend) und an Kurztrieben bis
7 cm und an Langtrieben bis etwa 10 cm lang. Erstmals nach 20 bis 30 Jahren blühend. Aus
den einzeln in den Achseln von Laub- und Schuppenblättern stehenden weiblichen Blüten
entwickeln sich die gelblichen bis goldgelben, kugelförmigen, 2,5 bis 3 cm großen
kugelförmigen Samen. |
Verbreitung: Heimisch wahrscheinlich in China, Japan und
Korea. Wild wachsende Exemplare gab es angeblich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts im
Südosten Chinas. Heute als Kulturpflanze in Parks und Gärten sowie als Straßenbaum weit
verbreitet in Asien, Europa (eingeführt am Anfang des 18. Jahrhunderts) und Nordamerika,
wobei die hohe Widerstandsfähigkeit der Art gegenüber Luftverschmutzung, Insektiziden
und Pilzen von Nutzen ist. |
Droge: Die getrockneten
ganzen oder zerkleinerten Blätter, die bezogen auf die getrocknete Droge
einen Mindestgehalt an Flavonoiden von 0,5 Prozent aufweisen (berechnet
als Flavonglykoside, bestimmt mittels HPLC). |
Beschreibung der Droge: Blätter 4 bis 10 cm lang,
zweilappig, vorne leicht wellig, an den Seiten stets ganzrandig. Typisch sind die gabelig
verzweigten (schwer zu erkennen) und parallel verlaufenden (sehr deutlich zu erkennen),
völlig identischen Adern (keine Mittelrippe). Farbe meist hellgrün, zuweilen bis
tiefgrün mit etwas dunklerer Blattoberseite. |
Geruch und Geschmack: Geruch und Geschmack schwach,
eigenartig. |
Herkunft: Importe aus China, Japan, Nord- und Südkorea.
Ebenfalls aus Kulturen in Frankreich, Deutschland und den USA. |
Inhaltsstoffe: Ca. 0,02-0,2 % Ginkgolide (komplexe
Diterpenlactone) mit den Ginkgoliden
A, B, C und J als Hauptkomponenten, 0,02-0,06 % des Sesquiterpens Bilobalid, 0,5-2 % Flavonolglykoside, 0,2-2 % Biflavone
mit Amentoflavon, Bilobetin und
Ginkgetin als Hauptkomponenten, 4-12 % Proanthocyanidine. Als Begleitstoffe u. a. auch
Triterpene, organische Säuren, Carotinoide, Wachse. |
Wirkungen: Für die Wirksamkeit werden nach heutigen
Erkenntnissen die Diterpenlactone und Flavonolglykoside verantwortlich gemacht. Es
bestehen signifikante Unterschiede zwischen
unterschiedlich hergestellten Extrakten. Aus diesem Grund erfolgt die Herstellung
von Extrakten zur Herstellung von Fertigpräparaten nach detaillierten Vorschriften, die
in der Regel patentiert sind. Allgemeine Angaben zur Wirksamkeit von Ginkgoblättern sind
daher nicht möglich. Die im Folgenden genannten
Wirkungen beziehen sich daher auch ausschließlich auf den Trockenextrakt (35-67:1) (Zusammensetzung:
22-27 % Flavonolglykoside, 5-7 % Terpenlactone, davon ca. 2,8 bis 3,4 % Ginkgolide A, B,
und C, sowie ca. 2,6 bis 3,2 % Bilobalid; weniger als 5 ppm an Ginkgolsäuren),
der durch Extraktion mit Wasser-Aceton
gewonnenen wird! Steigerung der Hypoxietoleranz insbesondere des Hirngewebes, Hemmung der
Entwicklung von traumatisch oder toxisch verursachten Hirnödemen sowie Beschleunigung der
Rückbildung, Verzögerung der altersbedingt einsetzenden Reduktion von
muskarinerg-cholinerger und α2-Rezeptoren
und Förderung der Cholinaufnahme im Hippocampus, Förderung der Durchblutung des Gehirns
und peripherer Bereiche und Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes, Steigerung
von Lernvermögen und Gedächtnis, Inaktivierung toxischer Sauerstoffradikale, Hemmung der
Thrombozytenaggregation und neuroprotektive Wirkung. |
Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von hirnorganisch
bedingten Leistungsstörungen bei dementiellen Syndromen mit Schwindel, Ohrensausen,
Kopfschmerzen, Gedächtnisschwäche, Konzentrationsstörungen, Stimmungslabilität mit
Ängstlichkeit als wichtigsten Symptomen. Vor Beginn der Behandlung ist zu klären, ob die
genannten Symptome nicht auf einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankung beruhen.
Ferner bei peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen und bei Tinitus (Ohrensausen). |
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen
Ginkgo-biloba-Zubereitungen. |
Unerwünschte Wirkungen: Sehr selten leichte
Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Hautreaktionen. |
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
Dosierung und Art der Anwendung: Nur in Form
standardisierter Extrakte in 2 oder 3 Einzeldosen einer Tagesdosis von 120-240 g nativem
Trockenextrakt entsprechend. |
Ergänzende Bemerkungen: Der Nachweis der Wirksamkeit von
Ginkgo-Präparaten war und ist Gegenstand zahlreicher klinischer Studien. Neben positiven
Ergebnissen, die bei der Prüfung genannter Spezialextrakte erzielt we(u)rden, gibt es
immer wieder Berichte über negative Resultate. Die Ursache dafür scheint nicht nur in
den verwendeten Extrakten sondern auch in einem falschen Studiendesign zu bestehen, d. h.
insbesondere in einer Probandenauswahl, bei denen keine exakte Diagnose des
Krankheitsbildes vorliegt. |
Sonstige Verwendung: In der Kosmetik zur Hautpflege und
in Haarwaschmitteln. Die gerösteten Samenkerne werden in Ostasien in ähnlicher Weise wie
Pistazien im Haushalt verwendet. |
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Literatur:
Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen
Praxis, Band 5, Drogen E-O, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1993; M. Wichtl
(Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
1997; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 133 vom 19.07.1994; Johanniskraut
und Ginkgo biloba in der Geriatrie, Deutsche Apotheker Ztg. 138: 4118
(1998); Wird die Wirkung von Ginkgo biloba auf die Hirnleistung überschätzt?, Deutsche
Apotheker Ztg. 139: 2300 (1999); Wirksamkeit von Ginkgospezialextrakt bei
Demenz ist auch aufgrund neuerer Studien zweifelsfrei erwiesen, Deutsche Apotheker Ztg. 139:
2637 (1999); US-Studie zu Ginkgo-biloba-Extrakt, Pharm. Ztg. 143: 248
(1998) |