Bitterer Fenchel - Foeniculi amari fructus [Ph. Eur. 7.0 (01/2008: 0824)] | |||
Stammpflanze: Foeniculum vulgare MILLER ssp. vulgare var. vulgare (MILLER) THELLUNG / Fenchel, Bitterer Fenchel [Fam. Apiaceae / Doldengewächse]. Synonyme: Anethum foeniculum vulgare SCHKUHR, Foeniculum foeniculum f. silvestre VOSS, F. officinale silvestre ALEF., F. vulgare a capillaceum a officinale PAOLETTI, F. vulgare a silvestre PRESL.. Dt. Synonyme: Deutscher Fenchel, Dunkler Fenchel, Wilder Fenchel. Englisch: Bitter fennel. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Drei- bis vierjährige, selten über 1,25 m hoch werdende Pflanze (Unterscheidungsmerkmal zum Süßen Fenchel). Ganze Pflanze unbehaart, seegrün bis bläulich bereift, mit intensivem, charakteristischem Geruch. Stengel aufrecht, am Grunde fingerdick, nach oben verästelt. Stengel hart, fast ganz mit Mark erfüllt. Laubblätter sehr stark zerteilt (drei- bis vierfach fiederschnittig), untere gestielt, obere sitzend, im Umriss dreieckig bis dreieckig-eiförmig, mit sehr schmalem und feinem Endzipfel (Form und Fiederung der Laubblätter an Dill erinnernd!). Blattscheiden 3 bis 6 cm lang und aufrecht. Blüten mit gelben, gleich gestalteten, breit eiförmigen Kronblättern, in 6-bis 25strahligen Doppeldolden, die einen Durchmesser von bis 15 cm erreichen. Die Doldenstrahlen sind meist von unterschiedlicher Länge. Griffel zur Blütezeit sehr kurz, fast warzenförmig. Die Fenchelfrucht kann eine Länge von 4 bis 10,5 mm und eine Breite von 2 bis 3 mm erreichen, ist beim Bitteren Fenchel aber zumeist ziemlich klein, bei der Reife dunkel gefärbt und eher unangenehm schmeckend. Die Hauptrippen springen dreikantig hervor und werden durch etwa ebenso breite Tälchen voneinander getrennt. Die Randrippen springen etwas stärker hervor und schließen eng aneinander an. |
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Verbreitung: Mittelmeerraum. Natürliche Vorkommen von Pfeffer-Fenchel von den Kanarischen Inseln bis nach Syrien mit einem Verbreitungsschwerpunkt auf Sizilien. Von dort verschleppt bis nach England, nach Südtirol, Deutschland und Argentinien. Garten-Fenchel nach Verwilderung heute vom Mittelmeergebiet bis nach Persien, Indien und China. |
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Droge: Die getrockneten, ganzen Früchte und Teilfrüchte, die mindestens 40 ml/kg ätherisches Öl enthalten, welches zu mindestens 60,0 % aus Anethol und zu mindestens 15,0 % aus Fenchon besteht. |
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Beschreibung der Droge: Die Droge ist grünlichbraun, braun oder grün gefärbt und besteht normalerweise ausschließlich aus den kahlen Teilfrüchten. Die ganzen Früchte sind nahezu zylindrisch, unten breit abgerundet und oben verschmälert. Sie besitzen ein breites Griffelpolster. Die Länge beträgt 3 bis 12 mm, die Breite 3 bis 4 mm. Die Teilfrüchte tragen 5 deutlich hervortretende, leicht gebogene Rippen. Im Querschnitt sind unter Lupe auf der Rückseite 4 und auf der Vorderseite 2 Sekretkanäle sichtbar. |
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Geruch und Geschmack: Der Geruch ist würzig, der Geschmack etwas süßlich, später fast brennend-bitter. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Deutscher Fenchel, Dunkler Fenchel, Wilder Fenchel. Englisch: bitter fennel fruit. Lateinisch: Fructus Foeniculi amari. |
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Herkunft: Fast ausschließlich aus dem Anbau. Dieser erfolgt auch in Sachsen und Thüringen, doch der überwiegende Teil der Droge stammt aus osteuropäischen Ländern. Hauptlieferländer sind Bulgarien, Polen, Ungarn, die Slowakei und Tschechei. |
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Inhaltsstoffe: 2 bis 8,5 % ätherisches Öl mit 50-70 % trans-Anethol (nach PhEur mind. 60,0 %), 12-18 % Fenchon (nach PhEur mind. 15,0 %) und 2-5 % Estragol (PhEur Reinheitsprüfung: höchstens 5 % !) sowie zahlreichen weiteren Komponenten. Neben dem ätherischen Öl in großer Menge fettes Öl und Proteine (ca. 20 %). An niedermolekularen Komponenten Flavonoide, organische Säuren und Spuren von Cumarinen. |
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Wirkungen: Förderung der Magen-Darm-Motilität, in höheren Konzentrationen spasmolytisch. Die Hauptkomponenten des ätherischen Öls (Anethol/Fenchon) im Bereich der Atemwege sekretolytisch. Im Tierexperiment wurde eine Erhöhung der mukozilliaren Aktivität des Flimmerepithels nachgewiesen. |
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Anwendungsgebiete: Verdauungsbeschwerden wie leichte, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen sowie Katarrhe der oberen Luftwege. |
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Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde ebenfalls überwiegend innerlich bei Verdauungsbeschwerden. Daneben zahlreiche weitere Anwendungsgebiete, wobei die Wirksamkeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichend belegt ist (Ausnahme Hustenerkrankungen). Dazu zählen die Verwendung bei Amenorrhoe, als Lactagogum bei verminderter Milchsekretion, bei Bronchitis, als Expektorans und bei krampfartigen Durchfällen. Bei Kindern bei blähungsbedingten Koliken, bei Säuglingen bei Dyspepsie mit Durchfall. |
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Gegenanzeigen: Im Fall der in Form von Teeaufgüssen verwendeten Droge bzw. bei Zubereitungen, deren Gehalt an ätherischem Öl damit vergleichbar ist, keine Gegenanzeigen bekannt. Andere (höher konzentrierte) Zubereitungen dürfen während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. |
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Unerwünschte Wirkungen: In Einzelfällen sind allergische Reaktionen von Haut und Atemwegen möglich. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet, wird 2-3mal täglich eine Tasse des wie folgt bereiteten Teeaufgusses getrunken: 1 Teelöffel voll (ca. 2,5 g) kurz vor Gebrauch zerstoßener Bitterer Fenchel oder die zerkleinerte entsprechende Menge in einem oder mehreren Aufgussbeutel(n) wird mit siedendem Wasser (ca. 150 ml) übergossen und nach etwa 10 bis 15 Minuten gegebenenfalls durch ein Teesieb gegeben. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann der Teeaufguss auch zum Verdünnen von Milch oder Breinahrung verwendet werden. |
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Dauer der Anwendung: Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder periodisch wiederkehren, wird die Rücksprache mit einem Arzt empfohlen. |
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Sonstige Verwendung: In erheblichem Ausmaß industrielle Nutzung zur Gewinnung von Anethol, welches von der Aroma-, Lebensmittel- und Parfümindustrie genutzt wird. |
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