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Digitalis-purpurea-Blätter - Digitalis purpureae folium
[Ph. Eur. 7.2 (07/2011: 0117)]

Stammpflanze: Digitalis purpurea L. / Roter Fingerhut [Fam. Scrophulariaceae / Braunwurzgewächse]. Synonyme: Digitalis speciosa SALISB., Digitalis thapsi DC. Dt. Synonyme: Fingerhut, Fingerkraut, Fuchskraut, Schwulstkraut, Unserliebenfrauenhandschuh, Waldglöckchen, Waldschelle. Englisch: Fairy fingers, Fairy's gloves, Foxglove, Purple fox glove, Purple glove.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Zweijähriges, bis 0,7 bis 1,5 m hohes Kraut. Im ersten Jahr wird nur eine Blattrosette ausgebildet. Der aufrechte, beblätterte, meist unverzweigte Stengel mit dem traubigen Blütenstand entwickelt sich erst im zweiten Lebnesjahr. Die Blätter sind eiförmig, groß, bis 20 cm lang gestielt, beidseitig behaart und buchtig gezähnt. Die Blüten besitzen eine bis zu 5 cm lange, glockige, meist purpurne, seltener weiße, innen behaarte und außen kahle Krone. Blütezeit sind die Monate Juni bis August.

Verbreitung: Heimisch in W-, SW- und M-Europa, Jugoslawien, N-Afrika, eingebürgert in Neufundland und Neuschottland. Anzutreffen auf meist kalkarmen bis kalkfreien, mäßig sauren und stickstoffhaltigen Böden.

Droge: Die überwiegend aus Kulturen in Europa und den USA stammenden, im Herbst des 1. Jahres geernteten  geernteten und bei 50° C getrockneten Rosettenblätter. Die Droge enthält bezogen auf die bei 100 bis 105 °C getrocknete Droge mindestens 0,3 % Cardenolidglykoside, berechnet als Digitoxin.

Beschreibung der Droge: Die 10 bis 40 cm langen und 4 bis 15 cm breiten Blätter besitzen eine oberseits grüne, unebene und behaarte, unterseits graugrüne und dicht behaarte, eiförmige bis gestreckt eiförmige, an der Spitze leicht gerundete Spreite. Der Blattrand ist unregelmäßig gekerbt oder sägeartig gezähnt, der Blattstiel geflügelt und fast so lang wie die Spreite. Die Seitennerven treten besonders auf der Blattunterseite deutlich hervor. Zum Mittelnerv bilden sie einen Winkel von 45 ° und in Randnähe sind sie miteinander verbunden.

Geruch und Geschmack: Schwacher, jedoch charakteristischer Geruch und bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Digitalisblätter, Fingerhutblätter. Englisch: Digitalis leaf, Foxglove leaf. Lateinisch: Digitalis folium, Folium Digitalis purpureae.

Inhaltsstoffe: Herzwirksame Glykoside: Bis zu 0,6 % Cardenolidglykoside, insbesondere Glykoside des Digitoxigenins, Gitoxigenins und Gitaloxigenins. Die Glykoside werden in Primär- und Sekundärglykoside unterschieden. Wichtigste Primärglykoside sind das Purpureaglykosid A (Gehalt 0,02-0,12 %) und das Purpureaglykosid B (0,02-0,08 %). Die Sekundärglykoside entstehen durch Abspaltung der endständigen Glucose. Purpureaglykosid A liefert das Digitoxin,  Purpureaglykosid B das Gitoxin. Weitere Bestandteile: 1 % Pregnanglykoside (Digitanolglykoside) und bis 1 % Steroidsaponine.

Wirkungen: Die Wirkungen der Droge entsprechen allgemein denen der Cardenolidglykoside, d. h. Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens (positiv inotrope Wirkung) und Verminderung der Schlagfrequenz (negativ chronotrope Wirkung).

Anwendungsgebiete: Der therapeutische Einsatz von Digitalis-purpurea-Blättern ist heute ebenso wie die Verwendung von eingestelltem Digitalis-purpurea-Pulver (Digitalis purpureae pulvis normatus DAB 10) obsolet.Große Bedeutung besitzt die Droge demgegenüber als Ausgangsmaterial zur Gewinnung der enthaltenen herzwirksamen Glykoside, die in isolierte Form in exakter Dosierung zur Behandlung der Herzinsuffizienz verwendete werden.

Dosierung und Art der Anwendung: Infolge der geringen therapeutischen Breite (Vergiftungsgefahr bei bereits geringer Überdosierung) darf die Droge nur als eingestelltes Pulver und auf ärztliche Verordnung verwendet werden.

Akute Toxizität: Die tödliche Dosis beträgt etwa 2-3 Blätter. Vergiftungen sind dennoch allgemein selten, da die Pflanze einen stark bitterem Geschmack aufweist.

Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung: Mit Salzwasser alsbaldiges Erbrechen auslösen, Magenspülung und Aktivkohle.


Bilder:

Überraschenderweise kann die Art trotz ihres Namens "Roter Fingerhut" weiße Blüten besitzen. Allerdings sind weißblütige Exemplare erheblich seltener als die "normalen" rotblütigen. Manchmal kann es sogar vorkommen, dass rot- und weißblütige Pflanzen direkt nebeneinander wachsen (s. Abbildung rechts oben, Digitalis purpurea weißblütig und rotblütig direkt nebeneinander im Harz kurz unterhalb des Brockens).


© Thomas Schöpke