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Digitalis-lanata-Blätter - Digitalis lanatae folium

Stammpflanze: Digitalis lanata EHRH. / Wolliger Fingerhut [Fam. Scrophulariaceae / Braunwurzgewächse]. Synonyme: Digitalis epiglottidea BRERA ex STEUD., Digitalis eriostachya BESSER, Digitalis ferruginea LAM., Digitalis nova WINTERL, Digitalis orientalis ELMIG., Digitalis winterli ROTH. Englisch: Austrian Foxglove, Woolly Foxglove.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Zweijähriges, bis 1,20 m hohes Kraut. Im ersten Jahr nur Ausbildung einer Blattrosette. Der aufrechte, beblätterte, meist unverzweigte Stengel mit dem traubigen Blütenstand wird erst im zweiten Jahr ausgebildet. Blätter schmal, lanzettlich, ganzrandig und sitzend. Blüten in langen Trauben mit bis max. 3 cm langer, gelbbraune, auf der Oberlippe dicht wolllig behaarter Krone. Blütezeit Juni bis Juli.

Verbreitung: Beheimatet in SO-Europa und NW-Asien, eingebürgert in NO-Nordamerika.

Droge: Die überwiegend aus Kulturen in den Niederlanden (Hauptanbauland) und Mitteldeutschland stammenden, im Herbst des 1. Jahres (Rosettenblätter) geernteten und 10-12 h bei 50° C getrockneten Blätter.

Beschreibung der Droge: Die 10 bis 20 cm langen und 1 bis 2,5 cm breiten Blätter besitzen eine lanzettliche bis lineal-lanzettliche, tiefgrüne und nahezu unbehaarte Spreite, auf der der Hauptnerv und zwei bogenförmig verlaufende Seitennerven deutlich hervortreten. Der Blattrand ist glatt und in der Nähe der Spitze manchmal schwach gezähnt.

Geruch und Geschmack: Nahezu geruchlos. Geschmack stark bitter.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Englisch: Austrian Digitalis, Austrian Foxglove, Woolly Foxglove. Lateinisch: Folium Digitalis lanatae.

Inhaltsstoffe: Herzwirksame Glykoside: 0,5-1,5 % Cardenolidglykoside, insb. Glykoside des Digitoxigenins, Gitoxigenins, Gitaloxigenins, Digoxigenins und Diginatigenins mit den Hauptglykosiden Lanatosid C (0,10-0,30 %) und Lanatosid A (0,05-0,25 %). Weitere Bestandteile: Digitanolglykoside und Steroidsaponine.

Wirkungen: Die Wirkungen der Droge entsprechen allg. denen der Cardenolidglykoside, d. h. Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens (positiv inotrope Wirkung) und Verminderung der Schlagfrequenz (negativ chronotrope Wirkung).

Anwendungsgebiete: Der therapeutische Einsatz von Digitalis-purpurea-Blättern ist heute ebenso wie die Verwendung von eingestelltem Digitalis-purpurea-Pulver (Digitalis purpureae pulvis normatus DAB 10) obsolet. Große Bedeutung besitzt die Droge dagegen als Ausgangsmaterial zur Gewinnung der enthaltenen herzwirksamen Glykoside, die in isolierte Form in exakter Dosierung zur Behandlung der Herzinsuffizienz verwendete werden.

Dosierung und Art der Anwendung: Lediglich als eingestelltes Pulver auf ärztliche Verordnung.

Akute Toxizität: Als letale Dosis gelten 2-3 g der Droge. Infolge des stark bitteren Geschmacks sind Vergiftungen dennoch selten.


Bilder:

Eines der charakteristischen Merkmale des Wolligen Fingerhuts ist die allseitswendige Traube (s. Abbildung links). Unverwechselbar mit anderen Arten der Gattung wird Digitalis lanata jedoch durch die kugelig aufgeblasene, weißliche und dicht rostbraun netzadrige Kronröhre und den wollig behaarten Mittelzipfel der Unterlippe (s. Abbildung rechts).


© Thomas Schöpke