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Kornblumenblüten - Cyani flos [DAC 2004]

Stammpflanze: Centaurea cyanus L. / Kornblume, Korn-Flockenblume [Fam. Asteraceae / Korbblütengewächse]. Synonyme: Cyanus arvensis MOENCH., Cyanus segetum HILL., Cyanus vulgaris PRESL. Dt. Synonyme: Zu den zahlreichen deutschsprachigen, oft nur regional und zudem heute nur noch selten gebrauchten Bezeichnungen zählen Bäckerblume, Blaublume, Blaue Flockenblume, Blaue Jungfer, Blaufruchtblust, Blaurose, Dragonerblumen, Herrgottskreenli, Hungerblume, Kaiserblume, Kornbeißer, Kornfresser, Kornrosen, Kreuzblume, Pinsel, Rogenpüppi, Roggenblume, Schimmelblume, Schneider, Sichelblume, Tabacksblume, Tremse, Zachariasblum, Ziegenbein und Ziegenbock. Englisch:  bachelor's-button, blaver, bluebonnets, blue bottle, blue poppy, corn bluebottle, cornflower, hurtsickle, thimbles, witches-bells.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von Juni bis Oktober blühende, 30 bis 80 cm hohe einjährige oder einjährig überwinternde Pflanze mit spindelförmiger, bleicher Pfahlwurzel. Der aufrechte, kantige Stengel ist in der Regel verzweigt, entfernt beblättert und ebenso wie die graugrünen Laubblätter spinnwebig-wollig behaart. Die grundständigen Blätter sind gestielt und meist leierförmig-fiederspaltig, die unteren Stengelblätter kurz gestielt und mit entfernt stehenden, einzelnen Zähnen am Blattrand, die oberen ungeteilt und sitzend. Die einzeln am Ende der Äste stehenden Blütenköpfe sind etwa 3 cm breit. Die äußeren Hüllblätter sind eiförmig, eng anliegend und grün, die inneren länglich, lockerer stehend und häufig violett überlaufen. Die Anhängsel der Hüllblätter sind dreieckig, schwarz, beiderseits bis zum Grunde herablaufend und kurz gefranst. Die strahlenden, weit-schiefglockigen Randblüten sind blau und etwa doppelt bis dreimal so lang wie die in der Mitte stehenden, stahlblauen bis violetten Röhrenblüten. Die mit einem kräftigen, jedoch kaum 1 mm langen, rostbraunen Pappus versehene Frucht besitzt eine Länge von 3 bis 3,3 mm.

Verbreitung:  Die ursprüngliche Heimat der Kornblume erstreckt sich von Italien über den Balkan, die Türkei, den Irak und Iran bis nach Pakistan. Als Folge des Getreideanbau heute nahezu weltweit anzutreffen. In Mitteleuropa findet man die Pflanze bevorzugt auf kalkarmen Böden in sandigen bis lehmigen Äckern, an Wegrändern, auf Schutt, in Sandgruben und Ackerbrachen. Mit Ausnahme von Alpen, Alpenvorland, Schwarzwald, Erzgebirge und Sauerland ist die Pflanze in ganz Deutschland weit verbreitet.

Droge: Die getrockneten, ganzen, vom Blütenboden und Hüllkelch abgetrennten Strahlenblüten und in geringem Maße auch vom Fruchtknoten abgetrennten Röhrenblüten von Centaurea cyanus L.

Beschreibung der Droge: Die Strahlenblüten bestehen fast ausschließlich aus der Blütenkrone. Selten ist auch der funktionslose Fruchtknoten und Pappusreste vorhanden. Die Krone besteht aus einem etwa 7 mm langen röhrenförmigen Teil, der sich asymmetrisch trichterförmig erweitert und auf der Vorderseite in sechs bis acht dreiachsige, etwa 7 mm lange Lappen übergeht. Mit Ausnahme des hinteren, 1 bis 2 mm langen Teils ist die Krone intensiv blau gefärbt. Die der Fortpflanzung dienenden Röhrenblüten sind meist vom Fruchtknoten getrennt. Im unteren Teil sind sie schmal, ungefärbt und nach vorn erweitert. Sie laufen in fünf lineare, etwa 3 mm lange Zipfel aus. Die Staubgefäße sind zu einer Röhre verwachsen, der Fruchtknoten trägt einen haarigen Pappus.

Geruch und Geschmack: Geruch süßlich, Geschmack beim Zerkauen leicht salzig.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Keine gebräuchlich. Englisch: Blue Bottle Flower, Cornflower. Lateinisch: Flores cyani.

Herkunft: Nahezu ausschließlich aus der Sammlung aus Wildvorkommen.

Gewinnung der Droge: Gesammelt wird zur Hauptblütezeit in den Monaten Juli und August.

Inhaltsstoffe: Anthocyane: Die Anthocyane sind neben dem Flavon Apigenin-4'-O- (6-O-malonyl- ß-D-glucosyl)- 7-O-ß-D-glucuronid für die blaue Färbung verantwortlich. Wichtigstes Anthocyan ist das Centaurocyanin [= Succinylcyanin = Cyanidin-3-O- (6-O-succinyl- ß-D-glucosyl)- 5-O-ß-D-glucosid]. Das früher als für die Farbe maßgeblich verantwortlich gemachte Cyanin [= Cyanidin-3,5-diglucosid] ist ein Abbauprodukt des Centaureacyanins. Weitere Bestandteile: Polyacetylene.

Wirkungen: Bislang wurden an aus der Droge hergestellten Extrakten keine pharmakologischen Wirkungen nachgewiesen. Allgemein werden Anthocyanen antibakterielle Wirkungen zugesprochen. Diesbezügliche Tests unter Verwendung eines aus Kornblumenblüten hergestellten wässrig-ethanolischen Extrakts verliefen jedoch negativ.

Anwendungsgebiete: Ein therapeutischer Einsatz erfolgt ausschließlich in der Volksheilkunde. Indikationsgebiete sind dort Fieber, Menstruationsstörungen, Weißfluss, Obstipation. Weiterhin wird die Droge als schleimlösendes und harntreibendes Mittel, zur Anregung von Appetit und Leber- und Gallenfunktion verwendet. Äußerlich nutzt man Kornblumenblüten als Bestandteil von Augenwässern bei Augenentzündungen und Augenbindehautkatarrhen sowie zu Waschungen des Haarbodens bei Kopfgrind und zur Bekämpfung von Schuppenbildung. Eine Wirksamkeitsnachweis fehlt für jedes der genannten Indikationsgebiete. Ebenso lassen die bislang bekannten Inhaltsstoffe keine der genannten Wirkungen erwarten, so dass eine therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden kann. Neben dem therapeutischen Gebrauch werden Kornblumenblüten als Schmuckdroge zum Schönen von Teemischungen verwendet, gegen die keine Bedenken bestehen.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teebereitung werden 1 bis 2 Teelöffel (1 g) Kornblumenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergossen. Dieser Tee wird sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet.


Bilder:

Die Kornblume zählt zu den Pflanzen, die in noch nicht allzu stark gestörten Kulturlandschaften neben Klatsch-Mohn und Feld-Rittersporn das Bild einer Landschaft prägen kann (s. Abbildung links oben / Mönchgut auf Rügen). Besonders in Roggenfeldern tritt sie teilweise massenhaft auf (s. Abbildung rechts oben), so dass sie in manchen Regionen auch als Rogenpüppi oder Roggenblume bezeichnet wird. Beim näheren Betrachten wird deutlich, dass der Stengel nur wenig beblättert und dafür stark ästig verzweigt ist (s. Abbildung links unten). Die Blüten befinden sich in Köpfen, die wie bei allen Arten der Gattung Centaurea von charakteristisch gespaltenen Hüllblättern umgeben sind (s. hierzu Abbildungen von Centaurea idaea / Hüllblätter in Dornen auslaufend, Centaurea jacea / Hüllblätter stark häutig, Centaurea pseudophrygia / Hüllblätter perückenartig ausgebildet sowie Centaurea scabiosa / Hüllblätter fein gefranst). Besonders auffallend sind jedoch die strahlenden, weit-schiefglockigen Randblüten, welche die typische Färbung der Kornblume aufweisen (s. Abbildung rechts unten).


Literatur: Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2004; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke