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Feigen - Caricae pseudofructus

Stammpflanze: Ficus carica L. / Feigenbaum [Fam. Moraceae / Maulbeergewächse]. Synonyme: Kaum gebräuchlich. In älterer Literatur finden sich zuweilen Angaben wie Caprificus insectifera GASP., Ficus communis LAM., Ficus latifolia SALISB., Ficus leucocarpa, Ficus macrocarpa, Ficus pachycarpa GASP. und Ficus praecox GASP. ex GUSS. Dt. Synonyme: Echte Feige, Echter Feigenbaum, Essfeige. Englisch: fig. Ferner auch common fig oder fig-tree.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Milchsaftführender, 2-10 m hoher, sommergrüner, monözischer Strauch oder Baum. Äste meist weit ausgebreitet, zum Teil auch niederliegend oder kletternd. Zweige dick, olivgrün oder bräunlich mit kahlen Knospen. Die einen 2 bis 5 cm langen Stiel besitzenden Blätter sind wechselständig angeordnet. Die Blattspreite ist bis 20 cm lang und bis 18 cm breit, tief 3-5(-7)lappig, im Umriss rundlich, oberseits etwas rauh und unterseits weichhaarig. Die Buchten zwischen den Blattlappen sind rund und der Blattrand ist meist grob gekerbt und unregelmäßig gezähnt. Die winzigen Blüten befinden sich an den Innenwänden reichblütiger, nur schwer als Blütenstände zu identifizierender, flaschenförmiger Gebilde. Bei diesen handelt es sich um die krugförmig nach oben wachsende, hohle Blütenstandsachse. Die männlichen Blüten sind oben nahe der engen Öffnung des Kruges angeordnet, die weiblichen Blüten im unteren Teil. Der (einmalige) Bestäubungsvorgang erfolgt durch die Feigengallwespe, deren vollständiger Lebenszyklus im Blütenstand der Feige verläuft. Nach der Befruchtung entwickelt sich der gesamte Blütenstand zu einem Fruchtstand (= Scheinfrucht / Pseudofructus), der die Gestalt und Größe einer kleinen Birne aufweist.

Verbreitung: Der Feigenbaum ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde, dessen Anbau nachweislich bereits seit 5000 Jahren erfolgt. Daher ist eine exakte Angabe der Heimat der Pflanze schwierig. Das heute als natürliches Verbreitungsgebiet geltende Areal erstreckt sich von Marokko und Spanien im Westen über das gesamte Mittelmeergebiet, den Nordteil der arabischen Halbinsel und Vorderasien bis nach Mittelasien. Kultiviert wird die Pflanzen nahezu weltweit in subtropischen und tropischen Ländern. Demzufolge findet man den Feigenbaum auch außerhalb des o. g. Verbreitungsgebietes an natürlichen Standorten, genauer in Südafrika, Australien, Neuseeland, den USA, auf den Azoren, Kapverden, Kanaren und den Galapagosinseln.

Droge: Die getrockneten reifen oder unreifen Scheinfrüchte (= der gesamte Fruchtstand).

Beschreibung der Droge: Die Droge besteht aus einem kurzen Stielansatz und dem sich bauchig erweiternden, oft scheibenförmigen, gelblich-hellgrauen bis braunen, oft weiß bestäubten oder mit Zuckerkristallen besetzten Fruchtstand, der jedoch oft zusammengepresst ist und eine durch den Trocknungsvorgang grobrunzelige bis faltig geschrumpfte Oberfläche aufweist. Oben (im bauchigen/scheibenförmigen Teil) ist die kleine, durch Schuppen verschlossene Öffnung zu erkennen. Im Längsschnitt ist außen die helle, derbe Wand des Fruchtstandes und innen ein gelbbräunliches Mus mit zahlreichen harten, etwa 1 mm großen Früchten zu erkennen.

Geruch und Geschmack: Süßlicher Geruch und frischer, süßer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Englisch: Figs. Lateinisch: Carica, Caricae, Caricae fructus, Caricae pingues, Ficus passae, Fructus caricae, Fructus ficus, Pseudofructus caricae.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Hauptproduzenten von Feigen sind die Türkei, Portugal, Italien, Griechenland, Spanien und Marokko.

Gewinnung der Droge: Die Ernte durch Abschütteln erfolgt erst dann, wenn die Früchte am Baum bereits einen halbtrockenen Zustand erreicht haben. Das Trocknen erfolgt in der Sonne oder in Trockenhäusern. Der Trocknungsvorgang wird abgeschlossen, wenn nur noch ein Viertel des natürlichen Wassergehalts vorhanden ist.

Inhaltsstoffe: Die reifen Scheinfrüchte enthalten ca. 50 % Invertzucker. Weitere Bestandteile sind Schleimstoffe, Zitronensäure und Äpfelsäure. Augrund der großen Bedeutung von Feigen im Lebensmittelbereich wurden auch die in geringer Menge vorkommenden Bestandteile intensiv untersucht. Nachgewiesen wurden dabei zahlreiche weitere Inhaltsstoffe wie z. B. Furanocumarine, Carotinoide, Lipide, Flavonoide, Vitamine und eine Reihe flüchtiger Verbindungen.

Wirkungen: Der Droge wird eine milde abführende Wirkung zugesprochen.

Anwendungsgebiete: Als mildes Abführmittel bei Verstopfung angewendet. Da bisher kein Nachweis der Wirksamkeit mit gesicherten wissenschaftlichen Methoden erbracht wurde, erfolgt die Anwendung ausschließlich in der Volksheilkunde.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Nach Einnahme von Feigen können allergische Reaktionen bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen mit starkem Jucken, generalisierter Urticaria, asthmatischen Beschwerden, Blutdrucksenkung und Magen-Darm-Beschwerden auftreten.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Anregung des Stuhlgangs mehrmals täglich mehrere Feigen essen. Als Zubereitung kann zusammengesetzter Feigensirup verwendet werden, für dessen Herstellung neben Feigen u. a. Sennesfrüchte verwendet verwendet werden.

Sonstige Verwendung: Getrocknete Feigen sind ebenso wie frische Feigen ein wohlschmeckendes Nahrungsmittel, welches als süßes Dessert bzw. Obst gegessen wird. Darüber hinaus vielfältig in Nahrungsmittelindustrie und Haushalt verwendet, so z. B. zur Herstellung von Marmelade oder von Feigenwein (hergestellt durch Vergären des aus frischen Feigen gewonnenen Saftes).


Bilder:

Der bis 10 m hoch werdende Feigenbaum ist in den Mittelmeerländern sowohl in Gärten als auch an natürlichen Standorten anzutreffen (s. Abbildung links in der Schlucht Torrent de Pareis auf Mallorca). Charakteristisch für die Pflanze sind die meist weit in die Breite wachsenden und zum Teil auch niederliegenden Äste  sowie die typisch gelappten Blätter (s. Abbildung rechts).

Bilder der Universität Hawaii (nur zugänglich bei bestehender Internetverbindung): Blütenanordnung und Scheinfruchtentwicklung anhand Ficus pumila, der Kletterfeige: Bild 1* zeigt die am distalen Ende noch offenen Blütenstände, die sich in ihrer Gesamtheit wie auch bei F. carica zu den Scheinfrüchten entwickeln, Bild 2* ist ein Längsschnitt, bei dem die Vielzahl eingeschlechtlicher Blüten zu erkennen ist, Bild 3* zeigt die gleiche Infloreszenz als Nahaufnahme, wobei neben den roten weiblichen Blüten besonders die Stamina der männlichen Blüten aufgrund ihrer hellen Färbung am linken Rand deutlich zu erkennen sind.


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke