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Cayennepfeffer - Capsisci fructus [Ph. Eur. 7.0 (01/2011: 1859)] | ||||
Stammpflanzen: Capsicum annuum L. var. minimum (MILLER) HEISER / Gemeiner Paprika und kleinfrüchtige Varietäten von Capsicum frutescens L. / Cayennepfeffer [Fam. Solanaceae / Nachtschattengewächse]. Synonyme für C. annuum: C. annuum L. var. aviculare auct., C. hispidum DUNAL var. glabriusculum DUNAL, C. annuum L. var. minimum (MILLER) HEISER [Hinweis: Das Europäische Arzneibuch nennt noch das letztgenannte, seit 1975 nicht mehr mehr gültige Synonym.]; Synonyme für C. frutescens: Capsicum minimum Blanco, Capsicum annuum L. var. frutescens sensu O. KUNTZE NON L.; Dt. Synonyme für C. annuum: Beisbeere, Indischer bzw. Türkischer Pfeffer, Mexikanischer Paprika, Cayenne-Pfeffer, Roter Pfeffer, Schoten-Pfeffer, Spanischer Pfeffer; Dt. Synonyme für C. frutescens: nicht gebräuchlich; Englische Bezeichnungen für C. annuum: American bird pepper, bird pepper;. Englische Bezeichnungen für C. frutescens: bird pepper, capsicum, hot pepper, red chili, spur pepper, Tabasco pepper. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: C. annuum ist ein einjähriges, in den Tropen ausdauerndes Kraut, das 20 bis 100 cm hoch wird. Ganze Pflanze unbehaart, Stängel am Grunde etwas holzig, oben sparrig verzweigt. Blätter lang gestielt, oval, lanzettlich bis eiförmig sowie ganzrandig oder leicht geschweift. Blüten 5zählig, nickend, lang gestielt, meist einzeln, selten auch in Paaren oder Dreiergruppen. Kronblätter weiß bis gelblich, selten purpurn bis violett, mit weißlich-grünen oder violetten Flecken, mit kurzer Röhre und radförmig ausgebreiteten Zipfeln. Fruchtknoten oberständig, Beerenfrucht 1 bis 3 cm lang, gelblich orangefarben bis rötlich-braun, mit 10 bis 20 flachen, scheibenförmigen Samen. Im Gegensatz zu Paprika handelt es sich bei C. frutescens um einen Halbstrauch von buschigem Wuchs, der 35 bis 115 cm hoch wird. Blätter oval bis oval-lanzettlich, 2 cm lang und bis 1,5 cm breit. Blüten 5- bis 7zählig, in Paaren oder Gruppen an hängenden oder aufrechten Blütenstielchen. Blütendurchmesser bis 2 cm. Kronblätter 6 bis 10 mm lang, grünlichweiß oder schmutzigweiß, radförmig ausgebreitet. Frucht bis 2 cm lang und 0,6 bis 3 cm breit, stets aufrecht stehend, mit kugeliger bis länglich-spitzer oder -stumpfer Form und gelber bis rotbrauner Farbe. |
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Verbreitung: Die Heimat von C. annuum var. glabriusculum erstreckt sich von den Südstaaten der USA (Florida, Texas, Arizona) über Mexiko, ganz Mittelamerika bis nach Kolumbien, die von C. frutescens von Mittelamerika über die nördlichen Länder Südamerikas bis nach Brasilien und Peru. Beide Arten heute weltweit in den Tropen und zum Teil auch in den Subtropen bzw. der warm gemäßigten Zone kultiviert. |
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Droge: Die getrockneten, reifen Früchte der Stammpflanzen, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Gesamtcapsaicinoiden von 0,4 Prozent aufweisen, berechnet als Capsaicin. |
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Beschreibung der Droge: Gelblich orangefarben bis rötlich braun gefärbt. Länglich-kegelförmig, mit stumpfer Spitze. Länge 1 bis 3 cm. Durchmesser an der breitesten Stelle bis 1 cm. Zuweilen mit Resten der 5 unterständigen Kelchblätter und geradem Fruchtstiel. Fruchtwand kahl, mehr oder weniger schrumpelig und gefurcht. Samen 10 bis 20, flach, nierenförmig, 3 bis 4 mm lang, entweder frei liegend oder an einer rötlichen Scheidewand hängend. |
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Geruch und Geschmack: Geruch eigenartig, jedoch nur schwach ausgeprägt. Geschmack brennend scharf. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Chayenne, Chilies, Spanischer Pfeffer. Englisch: Capsicum, chillies, Tabacso pepper. Lateinisch: Capsici frutescentis fructus; Fructus Capsici; Fructus Capsici acer. |
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Herkunft: Besonders aus dem Anbau in tropischen Ländern Afrikas. |
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Gewinnung der Droge: Nach der Ernte zur Zeit der Vollreife erfolgt das Trocknen zumeist in flacher Schicht an warmen, schattigen Orten oder auf Heißluftdarren bei einer Temperatur bis 35 °C. |
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Inhaltsstoffe: Capsaicinoide: Gehalt 0,3 % bis über 1 %. Hauptkomponenten sind das Capsaicin (Anteil 63 - 77 %), Dihydrocapsaicin (20 - 32 %), Nordihydrocapsaicin (1 - 8 %), in geringer Menge zu finden sind die Homodihydrocapsaicine I und II, Caprylsäurevanillylamid, Nonylsäurevanillylamid sowie weitere Capsaicinoide, darunter das Dimere 6'',7''-Dihydro-5',5'''dicapsaicin und das w-Hydroxycapsaicin. Sonstige Bestandteile: Fettes Öl, Carotinoide, ein komplexes Gemisch leicht flüchtiger Verbindungen, Ascorbinsäure und in sehr geringer Menge Flavonoide (Glykoside des Quercetin, Apigenins und Luteolins) und Glykoside von Kaffeesäurederivaten. |
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Wirkungen: Lokal hyperämisierend und nervenschädigend. Wirksamer Bestandteil der Droge ist das Capsaicin. Nach lokaler Applikation kommt es zu einer Reaktion mit einem Schmerzrezeptorsystem. Als Folge werden verschieden Neurotransmitter ausgeschüttet und es kommt zur Vasodilatation, Erhöhung der Gefäßwandpermeabilität, Rötung und Schwellung. Das damit verbundene Schmerz- und Wärmegefühl ist einige Stunden anhaltend. Dieser ersten Phase folgt eine konträre zweite Phase mit Schmerzunterdrückung und Entzündungshemmung, deren Dauer Stunden bis Wochen anhalten kann. |
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Anwendungsgebiete: Schmerzhafter Muskelhartspann im Schulter-Arm-Bereich, sowie im Bereich der Wirbelsäule bei Erwachsenen und Schulkindern. | ||||
Volkstümliche Anwendungsgebiete: Auch in der Volksheilkunde überwiegend verwendet als Hautreizmittel. Verbreitete dementsprechende Indikationsgebiete in verschiedenen Regionen der Erde sind Gelenkentzündungen, Frostbeulen, Rheuma und Hexenschuss. Als Salbe auch zur Förderung der Durchblutung im Genitalbereich bzw. zur Steigerung der Reizempfindlichkeit als sogenannte "Orgasmus-Creme für die Frau" verwendet. Innerlich u. a. bei Magen- und Darmstörungen, Wassersucht, Gelbsucht und Lebererkrankungen, als Mittel gegen Alkoholismus, Seekrankheit, Gicht, als fiebersenkendes Mittel sowie vorbeugend gegen Arterienverkalkung, Schlaganfall und Herzerkrankungen verwendet. Mit Ausnahme den unter Anwendungsgebiete genannten Indikationen ist die Wirksamkeit der Droge nicht belegt. |
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Gegenanzeigen: Nicht anzuwenden auf geschädigter Haut sowie bei bestehender Überempfindlichkeit gegen Paprika-Zubereitungen. |
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Unerwünschte Wirkungen: In seltenen Fällen können Überempfindlichkeitsreaktionen (durch Quaddeln charakterisierter Hautauschlag) auftreten. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Ausschließlich angewendet in Form von Fertigpräparaten. Dosierung soweit nicht anders verordnet in halbfesten Zubereitungen entsprechend 0,02 - 0,05% Capsaicinoide, in flüssigen Zubereitungen entsprechend 0,005 - 0,01% Capsaicinoide und in Pflastern entsprechend 10 - 40 µg Capsaicinoide pro cm2. Nicht länger als 2 Tage am gleichen Ort anwenden. Bei Salben mit einer Höchstmenge von 0,075 % Capsaicinoiden kann entsprechend der Ergebnisse neuerer klinischer Studien bei 2 - 3maligem dünnen Auftragen die Anwendung auch über einen Zeitraum von mehren Tagen erfolgen. |
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Sonstige Verwendung: Weltweit in der Küche zum Scharfmachen von Speisen verwendet. |
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Bilder: | ||||
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Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, 5. Nachtrag und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. URL: http://www.ars-grin.gov/var/apache/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?102342 (02 March 2004); Materska M, Piacente S, Stochmal A, Pizza C, Oleszek W, Perucka I, Isolation and structure elucidation of flavonoid and phenolic acid glycosides from pericarp of hot pepper fruit Capsicum annuum L., Phytochemistry 63 (2003): 893-898; Ochi T, Takaishi Y, Kogure K, Yamauti, Antioxidant activity of a new capsaicin derivative from Capsicum annuum, J. Nat. Prod. 66 (2003): 1094-1096; Hager-ROM, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 2003; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 22A vom 01.02.1990; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag, München-Jena 2003. |
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