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Birkenblätter - Betulae folium [Ph. Eur. 7.0 (07/2008: 1174)] | |||||
Stammpflanzen: Betula pendula ROTH. / Gewöhnliche Birke, Hänge-Birke und Betula pubescens EHRH. / Moor-Birke, Behaarte Birke [Fam. Betulaceae / Birkengewächse]. Synonyme: B. pendula: Betula pendula f. dalecarlica (L. f.) C. K. SCHNEID., Betula pendula f. purpurea (André) C. K. SCHNEID., Betula verrucosa EHRH. sowie ferner Betula lobulata KANITZ., Betula odorata RCHB., Betula rhombifolia TAUSCH. ; B. pubescens: Betula alba L. sowie ferner Betula odorata BECHST., Betula tomentosa REITH. et ABEL. Dt. Synonyme: B. pendula: Beesenreis, Besenbirke, Frauenbirke, Haarbirke, Hangelbirke, Harzbirke, Hexenbirke, Judabärke, Maibaum, Maien, Maserbirke, Meye, Mutterbirke, Östreicher, Pfingstbirke, Pfingstmaye, Rabenblutbaum, Riesboom, Spitzbirke, Steinbirke, Trauerbirke, Weiß-Birke, Weiße Birke; B. pubescens: Duftbirke, Flaumige Birke, Glasbirke, Moosbirke, Rauchbirke, Rauhbirke, Rothbirke, Schmeermeye, Schmerbirke, Schwarzbirke, Sumpfbirke, Wasserbirke, Wassermeye, Weichhaarige Birke, Winterbirke, Wohlriechende Birke, Zetterbirch, Zwitterbirken. Englisch: B. pendula: Common Birch, European white birch, silver birch, weeping birch; B. pubescens: downy birch, white birch, White Birch of Europe. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanzen: Von April bis Mai blühende, bis 25 m hohe Bäume mit weißer Rinde, ungeteilten, mehr als 3,5 cm langen Blättern und eingeschlechtigen, sehr kleinen, in Kätzchen angeordneten Blüten. Männliche Kätzchen hängend, männliche Blüten mit unscheinbarem, meist vierblättrigem Perigon, weibliche Blüten ohne Blütenhülle, Fruchtknoten unterständig. B. pendula: Blätter und Zweige stets kahl. Die Rinde ist schneeweiß, schält sich meist in horizontalen Streifen ab und verwandelt sich zeitig in eine rissige schwarze, sich in dünnen Lagen ablösende Borke. Die Äste sind spitzwinklig aufsteigend, die Zweige stark überhängend und die jungen Zweige ziemlich dicht mit warzigen Harzdrüsen besetzt. Die dreieckig-rautenförmigen, lang zugespitzten Blätter besitzen kaum abgerundete Seitenecken. Die bis 10 cm langen männlichen Kätzchen sind sitzend und länglich-walzenförmig, die zuerst gelbgrünen, später hellbraunen weiblichen Kätzchen gestielt, zylindrisch und ausgewachsen 2 bis 4 cm lang und 8 bis 10 mm dick. B. pubescens: Blätter und junge Zweige weichhaarig. Die Rinde bleibt meist weiß und verwandelt sich erst sehr spät in eine schwarze, steinharte Borke, die bis in die Krone reicht. Die Äste sind aufrecht oder ausgebreitet, die Zweige aufwärts gerichtet und nie mit Drüsen besetzt. Die eiförmigen oder rautenförmigen, nur kurz zugespitzten, grob gesägten Blätter besitzen abgerundete Ecken. Die bis 8 cm langen männlichen Kätzchen sind sitzend und länglich-walzig, die grünlichen bis hellbraunen weiblichen Kätzchen zylindrisch und ausgewachsen 2,5 bis 4 cm lang und 6 bis 10 mm dick. |
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Verbreitung: B. pendula ist heimisch in Europa vom Mittelmeerraum bis zum 69° nördlicher Breite und in Regionen des asiatischen Kernlandes mit gemäßigtem Klima. Angepflanzt wird die Pflanze auch in anderen Regionen der Erde mit gemäßigtem Klima. In Mitteleuropa natürlich anzutreffen in trockenen bis feuchten Schlag- und Vorwaldgehölzen, lichten Laub- und Nadelwäldern, Magerweiden und Heiden. Oft auch als Straßen- und Parkbaum gepflanzt. Auch B. pubescens ist eine eurasische Art, deren natürliches Verbreitungsgebiet bis zum 71° nördlicher Breite reicht. Entsprechend des deutschen Artnamens besiedelt die Moor-Birke insbesondere Moor- und Bruchwälder, Weidensümpfe und Hochmoorränder. Weiterhin ist die kalkmeidende Art in montanen bis subalpinen Blockfeldern anzutreffen. |
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Droge: Die ganzen oder geschnittenen, getrockneten Laubblätter von Betula pendula ROTH., von Betula pubescens EHRH., von beiden Artenn oder auch von Hybriden beider Arten [B. pendula x B. pubescens = B. x aurata BORKH. (syn. B. x aschersoniana HAYEK)], die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Flavonoiden von 1,5 Prozent aufweisen, berechnet als Hyperosid. |
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Beschreibung der Droge: Die Blätter beider Arten besitzen eine auffallende, enge Netznervatur mit hellbraunen bis fast weißen Nerven, eine dunkelgrüne Oberseite und eine graugrüne und viel hellere Unterseite. Die Blätter von Betula pendula sind kahl und beidseitig dicht drüsig punktiert, 3 bis 7 cm lang und 2 bis 5 cm breit. Der Blattstiel ist lang, die Blattspreite dreieckig bis rautenförmig und am Blattgrund breit kegelförmig oder abgestumpft, doppelt gesägt mit wenig oder gar nicht abgerundeten Seitenwinkeln, die Blattspitze lang und zugespitzt. Die nur wenige Drüsenhaare besitzenden und insgesamt etwas kleineren Blätter von Betula pubescens sind beidseitig schwach behaart. In den Winkeln der Nerven der Blattunterseite befinden sich kleine, gelblichgraue Haarbüschel. Die Blattform ist eiförmig oder rauten-eiförmig, der regelmäßiger gesägte Blattrand besitzt abgerundete Seitenecken und die Blattspitze ist weder lang noch zugespitzt. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch tiefgrüne, spröde Blattstückchen, die eine auffallende und charakteristische, helle, auf der Unterseite reliefartig hervorragende Netznervatur aufweisen. Weiterhin finden sich Bruchstücke von Blattstielen und gelegentlich dunkelrotbraune, drüsig gefleckte Zweigstückchen, Bruchstücke der weiblichen Blütenkätzchen, Fruchtschuppen und ca. 1 mm lange, gelbbraune, zweiflügelige Nüsschen. |
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Geruch und Geschmack: Eigenartiger, schwach aromatischer Geruch und leicht bitterer Geschmack. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Keine gebräuchlich. Englisch: Birch leaves. Lateinisch: Folia Betulae, Folium Betulae. |
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Herkunft: Ausschließlich aus der Sammlung aus Wildvorkommen. Importiert wird die Droge aus China, Russland, Polen und weiteren osteuropäischen Ländern. |
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Gewinnung der Droge: Die im Frühjahr gesammelten Blätter werden bei Raumtemperatur im Schatten getrocknet. |
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Inhaltsstoffe: Flavonoide: Gehalt ca. 3 %. Hauptkomponenten sind Hyperosid (ca. 0,8 %) und Avicularin (0,3-0,6 %), weitere Komponenten Myricetin-3-O-galactosid (0,2-0,4 %), Quercetin-3-O-glucuronid (ca. 0,3 %), Quercitrin (ca. 0,14 %) und weitere Glykoside des Quercetins, Myricetins und Kämpferols. Triterpene: Acylierte Dammaranderivate mit hämolytischer Aktivität. Ätherisches Öl: Überwiegend aus Sesquiterpenen bestehend und nur in sehr geringer Menge vorhanden (0,05-0,1 %). Weitere Bestandteile: Derivate der Gallussäure, Phenolcarbonsäuren, bis zu 0,5% Ascorbinsäure und etwa 4% mineralische Bestandteile, darunter Kaliumtartrat und Calciumoxalat. |
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Wirkungen: Diuretisch (aquaretisch). Birkenblätter bewirken eine reine Wasserdiurese, so dass von einer aquaretischen Wirkung gesprochen wird. Verursacht wird diese durch eine gesteigerte Durchblutung der Nieren, die eine Erhöhung der glomerulären Filtrationsrate zur Folge hat. Der Wirkungsmechanismus besteht wahrscheinlich in einer Hemmung der Neutralen Metalloendopeptidase, die den Abbau des Natriuretischen Peptids katalysiert und damit Natriumausscheidung steuert. |
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Anwendungsgebiete: Zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß sowie zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden. |
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Volkstümliche Anwendungsgebiete: Birkenblätter werden in der Volksheilkunde im Rahmen so genannter "Frühjahrskuren" bei Gicht und Rheuma und zur "Blutreinigung" sowie äußerlich bei Haarausfall, Schuppenbildung und Hautausschlag verwendet. Nachweise einer Wirksamkeit existieren nicht. |
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Gegenanzeigen: Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit dürfen Birkenblätter nicht zur Durchspülungstherapie angewendet werden. |
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Unerwünschte Wirkungen: Bei innerlicher Anwendung keine bekannt. Bei äußerlicher Anwendung ist bei Personen mit Birkenpollenallergie bei Hautkontakt mit der Droge eine kurzfristige Kontaktallergie nicht auszuschließen. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teebereitung 1 Esslöffel (2 g) Birkenblätter mit ca. 150 ml siedendem Wasser übergießen und nach 10-15 min durch ein Teesieb geben. Mehrmals täglich eine Tasse warm trinken. Begleitet werden sollte die Anwendung durch eine reichliche Zufuhr weiterer Flüssigkeit. |
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Sonstige Verwendung: Sehr junge Blätter im Frühjahr als Beigabe zu Frühlingssalaten und Kräuterkäsezubereitungen. |
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Bilder: | |||||
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Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 50 vom 13.03.1986; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002. |
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