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Baptisiawurzel - Baptisiae tinctoriae radix | ||
Stammpflanze: Baptisia tinctoria (L.) R. BR. / Färberhülse [Fam. Fabaceae / Schmetterlingsblütengewächse]. Synonyme: Sophora tinctoria L. Ferner auch Baptisia gibbesii SMALL und Podalyria tinctoria (L.) WILLD. Dt. Synonyme: Baptisie, Wilde Indigopflanze, Wilder Indigo. Englisch: Insbesondere yellow-broom, ferner auch false indigo, horseflyweed, indigo broom, indigo weed, rattle bush, rattleweed , wild indigo, yellow broom, yellow indigo, yellow wild indigo. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Die Färberhülse ist ein mehrjähriges, bis etwa 1 m hohes, reich verzweigtes Kraut, dessen Blätter beim Trocknen schwarz werden. Die unterirdischen Teile bestehen aus einem kurzen, bis 2 cm dicken Rhizom, dem zahlreiche, 7 bis 12 mm dicke und bis 20 cm lange Wurzeln entspringen. Der Stengel ist 1 bis 3 mm dick, rund, schwach gerieft und kahl. Die wechselständig angeordneten, 1 bis 3 mm lang gestielten, dreizähligen Blätter besitzen kleine, pfriemförmige Nebenblätter, die jedoch früh abfallen. Die nahezu sitzenden Blättchen sind meist 1 bis 2 cm lang, 0,6 bis 1 cm breit, eiförmig und ganzrandig. Ihre Basis ist keilförmig, die Spitze rundlich und oft etwas ausgerandet. Die 3 bis 5 mm lang gestielten Blüten finden sich in 7 bis 10 cm langen, wenigblütigen, endständigen Trauben, die jeweils den Achseln von Tragblättern entspringen. Der Kelch ist 4 bis 5 mm lang, die gelbe Krone 8 bis 16 mm. Sie besteht aus einer kreisrunden Fahne mit zurückgeschlagenen Seiten, länglichen Flügeln und einem etwa ebenso langen Schiffchen. Die 10 Staubblätter sind frei, der Fruchtknoten ist gestielt und kahl. Die schwarzblaue, eiförmige bis kugelige, leicht aufgeblasene, 7 bis 15 mm lange Hülse besitzt eine scharfe Spitze. Die Samen sind gelblichbraun, nierenförmig und ca. 2 mm lang. |
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Verbreitung: Heimisch im Osten Nordamerikas von Georgia im Süden bis zu den großen Seen im Norden. Häufig anzutreffen auf trockenen, sandigen bis tonigen Böden in lichten Laub- und Nadelwäldern, Kahlschlägen und an Straßenrändern. |
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Droge: Die im Herbst gesammelten, getrockneten unterirdischen Pflanzenteile von Baptisia tinctoria (L.) R. BR. |
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Beschreibung der Droge: Das Rhizom ist kurz, bis 2 cm dick und knorrig verbogen. Die zahlreich vorhandenen, 7 bis 12 mm dicken, bis 20 cm langen, zylindrischen Hauptwurzeln besitzen eine dunkelbraune bis schwärzliche, längsrunzelige bis längsfurchige Oberfläche. An unteren Wurzelabschnitten finden sich zudem warzige Narben der Seitenwurzeln. Die Seitenwurzeln selbst sind zäh und faserig. Der Querbruch der Droge ist kurz und faserig. Im Querschnitt erkennbar ist die bis 2 mm dicke, sich leicht ablösende Rinde und ein breiter, gelbbrauner, feinstrahliger und konzentrisch geschichteter, sehr harter Holzkörper. Bei den Rhizomstücke ist ferner Mark vorhanden. Die Schnittdroge besteht aus den dunkelbraun bis schwärzlich gefärbten Wurzel- und Rhizomstücken sowie den faserig zähen Seitenwurzelstücken. |
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Geruch und Geschmack: Geruchlos. Geschmack unangenehm, leicht bitter und etwas scharf. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Wilde Indigowurzel. Englisch: Baptisia root, Blackroot, False or yellow indigo root, Rattlebush root, Wild indigo root, Yellow clover broom root. Lateinisch: Radix Baptisiae tinctoriae. |
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Herkunft: Die auf dem Markt befindliche Droge stammt aus der Sammlung von Wildbeständen. Importiert wird die Droge folglich aus den USA. Seit wenigen Jahren wird die Färberhülse auch in Deutschland (Lüneburger Heide) angebaut. Die aus diesem Anbau stammende Droge nutzt man jedoch ausschließlich zur Herstellung des zur Stärkung der Abwehrkräfte verwendeten Präparats ESBERITOX®. |
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Inhaltsstoffe: Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten die höhermolekularen Polysaccharide. Bei diesen handelt es sich vor allem um Arabinogalaktane. Weiterhin finden sich Glykoproteine. Wichtigste niedermolekulare Stoffgruppen sind die Isoflavone und Alkaloide. Isoflavone: Sowohl freie Aglykone als auch deren Glykoside. Wichtigste Aglykone sind Baptigenin (7,3',4',5'-Tetrahydroxyisoflavon), Pseudobaptigenin (7-Hydroxy-3',4'-methylendioxy-isoflavon), (–)-Maackiain und Formonetin. Hauptglykosid mit einem Gehalt von ca. 6 % ist das Baptisin (Baptigenin-dirhamnosid), weitere wichtig Glykoside sind Pseudobaptisin ( Pseudobaptigenin-rhamnoglucosid; Gehalt ca. 1 %) und Trifolirhizin (Maackiainglucosid). Alkaloide: Chinolizidinalkaloide. Gehalt 0,2 %. Wichtigste Komponenten sind Cytisin (0,02 %), N-Methylcytisin (0,021 bis 0,087 %), Anagyrin (0,047 bis 0,081 %). Weiterhin finden sich (+)-Spartein, Acetoxyanagyrin und N-Formylcytisin. Weitere Bestandteile: Cumarine, darunter Scopoletin. |
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Wirkungen: Immunstimulierende Wirkung: Die Wirkung wurde an verschiedenen Modellen nachgewiesen. Positiv beeinflusst wurde u. a. die Phagozytoseaktivität von Kupffer'schen Sternzellen durch einen 20%igen ethanolischen Wurzelextrakt, die Carbon-Clearance-Rate durch eine aus einem mit verdünnter Natronlauge hergestellten Wurzelextrakt gewonnene Polysaccharidfraktion, eine Lymphozytenstimulation durch Polysaccharidfraktionen eines wässrig-ethanolischen Wurzelextrakts sowie die Freisetzung von Interleukin-1 in Mäusemakrophagen durch Polysaccharid- und Glykoproteinfraktionen. Das von niedermolekularen Bestandteilen mittels Dialyse befreite Retentat bewirkte eine Steigerung der Proliferationsrate von NMRI-Mäuse-Milzzellen und LPS-Low-Responder C3H/HeJ-Milzzellen, eine Erhöhung der Freisetzung von Zytokinen wie IL-1, IL-6 und TNF-alpha durch P388C-Mausmakrophagen und humane Monozyten sowie von IFN-aß durch isolierte Milzzellen von NMRI-Mäusen, eine Steigerung der Produktion von Stickstoffmonoxid durch alveoläre Mausmakrophagen und eine Verstärkung der Antikörperantwort, die mittels Erhöhung des IgM-Titers und der Anzahl plaquebildender Zellen von NMRI-Mäuse-Milzzellen im direkten und umgekehrten Hämolyse-Plaque-Assay gemessen wurde. Die Wirksamkeit wurde sowohl in Zellsystemen als auch nach peroraler Applikation am Versuchstier ermittelt. Den Wirkungsmechanismus stellt man sich derart vor, dass die Immunantwort durch Kontakt mit den immunkompetenten Zellen der Kontaktstellen im Rachenraum und Darm ausgelöst wird, der eine Stimulation des gesamten Systems der unspezifischen Abwehr der Schleimhaut folgt. |
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Anwendungsgebiete: Als Bestandteil von Kombinationspräparaten (das bereits oben erwähnte Esberitox®) zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte. In der Volksheilkunde vielfältig bei unterschiedlichsten Infektionskrankheiten verwendet, darunter Diphtherie, Grippe, Typhus, Erkältungen, Mandelentzündungen, Hals- und Mundschleimhautentzündungen. Darüber hinaus auch äußerlich angewendet als Salbe bei schmerzlosen Geschwüren und entzündeten Brustwarzen sowie als Duschmittel bei Weißfluss. In ähnlicher Weise erfolgt auch die Verwendung in der nordamerikanischen Heimat der Pflanze. Die Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte konnte sowohl durch pharmakologische Untersuchungen (s. oben) als auch klinische Studien belegt werden. Für die letztgenannten volkstümlichen Anwendungen fehlen jegliche Wirkungsnachweise. Allerdings ist zu vermuten, dass durch die Immunstimulation zumindest auf einzelne Krankheitsverläufe positive Auswirkungen zu erwarten sind. |
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Gegenanzeigen: Keine bekannt. |
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Unerwünschte Wirkungen: Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch und normaler Dosierung keine bekannt, bei Überdosierung abführend. Bei den in der Droge enthaltenen Alkaloiden handelt es sich zum überwiegenden Teil um stark giftige Substanzen. Infolge der geringen Konzentration ist erst bei Einnahme von mehr als 30 g gepulverter Wurzel mit Vergiftungserscheinungen zu rechnen. Fallberichte über Vergiftungen sind somit fast erwartungsgemäß nicht bekannt. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: S. oben. Im Falle der volksmedizinischen Anwendung der Einzeldroge wird dreimal täglich eine Abkochung aus jeweils 0,5 bis 1,0 g der getrockneten Droge hergestellt. Zur Herstellung einer Salbe wird der ein Teil des Fluidextraktes in 8 Teile der Salbengrundlage eingearbeitet. |
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Bilder: | ||
Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Oliff HS, Research Reviews: Esberitox improves lung function during bronchitis, HerbalGram 61 (2004): 20; Teuscher E, Bodinet C, Lindequist U, Freudenstein J, Untersuchungen zu Wirksubstanzen pflanzlicher Immunstimulanzien und ihrer Wirkungsweise bei peroraler Applikation, Zeitschrift für Phytotherapie 25 (2004): 11-20; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]. |
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