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Haselwurzwurzel - Asari rhizoma

Stammpflanze: Asarum europaeum L. / Haselwurz [Fam. Aristolochiaceae / Osterluzeigewächse]. Synonyme: Asarum officinale MOENCH. Dt. Synonyme: Zu den ausschließlich regional und heute nur noch selten gebrauchten deutschsprachigen Bezeichnungen zählen Aser, Brechhaselkraut, Drüsenkraut, Hasel-Mönch, Haselmünch, Haselmusch, Hasenohr, Hasenöhrlein, Hasenpappel, Hasenpfeffer, Hasewurz, Hasselkräut, Hauswurzel, Kampferwurzel, Leberkraut, Mausohren, Natterwurz, Neidkraut, Nierenkraut, Pfefferblätter, Pfefferkraut, Scheibelkraut, Schlangenwurzel, Schweinsohr, Speiblätter, Spitze Haselwörz, Teufelsklaue, Vogelskappe, Weihrauchkraut, Wilder Nardus und Wilder Pfeffer. Englisch: Asarabacca, European snake-root, Fole's foot, Hazelwort, Wildnard.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von März bis Mai blühende, 5 bis 10 cm hohe, zottig behaarte ausdauernde Pflanze. Blätter und Blüten riechen unangenehm, der Wurzelstock pfefferartig. Der Stengel ist kurz und kriechend und an seiner Spitze befinden sich zwei, seltener 3 oder 4 nieren- bis herzförmige, lang gestielte, immergrüne Laubblätter. Die Blattspreite ist trübgrün, die Oberseite bei der am weitesten verbreiteten subsp. europaeum spiegelnd, bei der in Mitteleuropa seltener vorkommenden subsp. caucasicum (DUCHESNE) SOO matt. Die meist zwischen den Blättern verborgenen, einzelnen Blüten sind radiärsymmetrisch. Die Blütenhülle besteht aus drei verwachsenen, braunpurpurnen Perigonblättern, die außen zottig behaart und innen kahl sind und das Androeceum aus 12 in zwei Reihen angeordneten Staubblättern. Dem unterständigen Fruchtknoten entspringen 6 Griffel, die zu einer Griffelsäule verwachsenen sind und in einer scheibenförmigen, 6strahligen Narbe enden. Die Kapselfrüchte sind durch falsche Scheidewände in 6 Fächer untergliedert, die jeweils mehrere, länglich-kahnförmige Samen enthalten.

Verbreitung: Heimisch von Frankreich über Mittel- und Südeuropa bis zur Türkei und West-Sibirien. In Mitteleuropa anzutreffen auf kalkhaltigen, meist nährstoffreichen Böden in frischen bis feuchten Laub- und Nadelmischwäldern, Auenwäldern und Gebüschen.

Droge: Das im Monat August gesammelte Rhizom.

Beschreibung der Droge: Der bis 3 mm dicke, 4kantige, mit ungleich langen Internodien entfernt gegliederte, gekrümmte Wurzelstock ist innen weißlich und außen graubraun oder rotbraun und zart längsgestreift. Auf der Unterseite befinden sich dünne Wurzeln, die häufig abgebrochen sind. An den Knoten sind die Narben der Blätter erkennbar.

Geruch und Geschmack: Scharfer, würziger und pfefferartiger Geruch und würziger, an Campher erinnernder, vorübergehend die Zunge betäubender Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Asarum-europaeum-Wurzel, Brechwurz, Haselwurzwurzel, Haselwurzwurzelstock, Scherbelkrautwurzel, Wilde Nardenwurzel. Englisch: Asarum root, European snake-root, Fole's root, Hazelwort. Lateinisch: Radix Asari, Radix Nardi rusticae, Radix Nardi sylvestrae, Rhizoma Asari.

Herkunft: Ausschließlich durch Sammlung von Wildvorkommen. Importiert wird die Droge aus Ungarn, dem ehemaligen Jugoslawien und aus Rumänien.

Gewinnung der Droge: Nach der Sammlung im August wird die Droge im Schatten getrocknet.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 0,7-4,1 %. Die Zusammensetzung ist je nach chemischer Rasse variabel. Hauptkomponente mit einem Anteil bis 70 % ist trans-Isoasaron (= α-Asaron). Weitere in nennenswerten Mengen vorkommende Komponenten sind trans-Isomethyleugenol (0,5-40 %) und trans-Isoelemicin (0,5-45 %), Nebenkomponenten u. a. Diasaron 1 und Diasaron 2 sowie Asarylaldehyd und Asaronsäure, bei denen es sich um oxidative Abbauprodukte des trans-Isoasarons handelt. Weitere Bestandteile: Kaffeesäurederivate,  Flavonoide (Glykoside von Quercetin und Isorhamnetin), Aminosäuren, aliphatische Säuen, höhere Alkohole, Mono-, Di- und Polysaccharide.

Wirkungen: Pharmakologische Untersuchungen wurden sowohl mit Einzelsubstanzen als auch mit Extrakten aus der Droge durchgeführt. Dabei wurden spasmolytische, lokalanästhesierende und antibakterielle Effekte nachgewiesen. Ergebnisse klinischer Studien deuten auf eine Wirksamkeit bei Bronchitis und Asthma bronchiale hin.

Anwendungsgebiete: Entzündliche Erkrankungen der unteren Atemwege (akute und chronische Bronchitis), Bronchospasmen und Asthma bronchiale.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Neben den zuvor genannten Anwendungsgebieten existieren noch zahlreiche weitere Indikationsgebiete in der Volksheilkunde. Zu diesen zählen u. a. die Verwendung als Brechmittel, als Niespulver bei Stockschnupfen, als Mittel bei Augenentzündungen, Angina pectoris, Migräne, Leberleiden, Diphtherie, Gelbsucht, zur Entwässerung, Förderung der Menstruation und als Abtreibungsmittel sowie in homöopathischen Dosen die Verwendung bei nervöser Überempfindlichkeit, Hysterie, Nervenfrost und Reizbarkeit. Wirksamkeitsbelege existieren für keines der genannten Anwendungsgebiete.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: In seltenen Fällen können Müdigkeit, Sodbrennen, Brechreiz und vermehrtes Schwitzen auftreten.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Verwendet werden insbesondere gereinigte Trockenextrakte, die auf einen bestimmten Gehalt an Phenylpropanderivaten (= Hauptkomponenten des ätherischen Öls) eingestellt sind. Die Tagesdosis an Extrakt soll einer einer Menge an Phenylpropanderivaten von 30 mg entsprechen. Die Anwendung erfolgt bei Erwachsenen und Kindern ab 13 Jahren erfolgt zwei- bis dreimal täglich.


Bilder:
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Die von März bis Mai blühende Haselwurz ist in Deutschland auf kalkhaltigen Böden in Buchenwäldern oder an Waldrändern oder in schattigen Gebüschen anzutreffen (linke Abbildung). Die dreizähligen Blüten zeichnen sich durch ihre recht ungewöhnliche Farbe aus (rechte Abbildung).

 

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Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Madaus G, Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Thieme Verlag, Leipzig 1938; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke