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Arnikablüten - Arnicae flos [Ph. Eur. 7.0 (04/2008: 1391; letzte Überarbeitung: 6.3)]

Stammpflanze: Arnica montana L. / Arnika, Bergwohlverleih [Fam. Asteraceae / Korbblütengewächse]. Synonyme: Doronicum arnica DESF., Doronicum montanum LAM. Dt. Synonyme: Bergdotterblume, Fallkraut, Johannisblume, Kraftrose, Kraftwurz, St.-Luzianskraut, Stichwurzel, Schnupftabakblume, Tabakblume, Verfangkraut, Wohlverleih, Wulfesblaume, Wulfsblöme, Wulfsblom, Wundkraut. Englisch: Celtic bane, Leopard's bane, Mountain Arnica, Mountain tobacco.
Hinweis: Bis vor kurzem war neben Arnica montana auch die im im westlichen N-Amerika heimische Arnica chamissonis ssp. foliosa (NUTT.) MAUIRE (Deutsch: Nordamerikanische Arnika, Chamisso-Arnika; Englisch: Leafy Arnica) offizinell. Die Ende 2004 in deutscher Sprache erschienene 7. Ausgabe des Europäischen Arzneibuchs nennt nur Arnica montana als Stammpflanze.
Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Beide Arten sind krautige, bis 60 cm hohe Stauden mit gegenständigen Blättern und gelben Röhren- und Strahlenblüten. A. chamissonis besitzt drei bis fünfzehn, ca. 3 cm breite Blütenkörbchen, A. montana weniger, die dafür aber bis 6 cm breit sind.
Verbreitung: A. chamissonis beheimatet im westlichen N-Amerika von Alaska bis Kalifornien, östlich bis Ostrand der Rocky Mountains,  A. montana in Europa auf meist sandigen, humosen, kalkarmen, torfigen und sonnigen Wiesen
Droge: Die ganzen oder teilweise zerfallenen, getrockneten Blütenstände von Arnica montana L., die einen Mindestgehalt an Sesquiterpenlactonen von 0,4 Prozent aufweisen, berechnet als Dihydrohelenalintiglat und bezogen auf die getrocknete Droge..
Beschreibung der Droge: Der Durchmesser des Blütenstandes beträgt im ausgebreiteten Zustand etwa 20 mm und die Tiefe etwa 15 mm. Der Stiel des Blütenstands ist 2 bis 3 cm lang. Der Hüllkelch besteht aus 18 bis 24 länglich-lanzettlichen, 8 bis 10 mm langen, grünen, eine scharfe Spitze besitzenden Hochblättern, die in einer oder zwei Reihen angeordnet sind. Beim Betrachten unter der Lupe sind an der Außenseite gelblich grüne Haare zu erkennen. Der feingrubige und mit Haaren besetzte Blütenstandsboden besitzt einen Durchmesser von ca. 6 mm. Die etwa 20 randständigen Zungenblüten sind 20 bis 30 mm lang, die zahlreicheren, auf der Scheibe sitzenden Röhrenblüten etwa 15 mm lang. Der Fruchtknoten ist 4 bis 8 mm lang. An seiner Spitze trägt er einen aus 4 bis 8 mm langen, borstigen, grauweißen Haaren bestehenden Pappus. Einige braune Achänen, mit oder ohne Pappus, können vorhanden sein.
Geruch und Geschmack: Aromatischer Geruch und leicht bitterer und zugleich etwas scharfer Geschmack.
Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Bergwurzblüten, Bergwurzelblumen, Blutblumen, Engelblumen, Gamsblumen, Fallkrautblumen, Wohlverleihblüten, Wolfsblüten. Englisch: Arnica flowers. Lateinisch: Flores Arnicae, Flores Calendulae alpinae, Flores plantaginis montanae, Flores Ptarmicae, Flores Alismae, Flos Arnicae.
Inhaltsstoffe: Sesquiterpenlactone vom Pseudoguajan-Typ (= Peudoguajanolide), in A. montana 0,3-1,0 %, ausschließ1ich vom Helenalin-Typ, in A. chamissonis ssp. foliosa 0,07-1,4 %, neben Helenalinen auch Arnifoline und Chamissonolide; 0,4-0,6 % Flavonoide (Flavone und Flavonole, sowohl frei als auch glykosidiert). Ätherisches Ol: Gehalt 0,2-0,35 %. Zu ca. 40-50 % aus Fettsäuren bestehend. Weitere Komponenten sind ca. 9 % n-Alkane, Thymolderivate sowie Mono- und Sesquiterpene.
Wirkungen: Vorwiegend antiphlogistisch und antimikrobiell.
Anwendung: Zur äußerlichen Anwendung bei Verletzungs- und Unfallfolgen (Hämatome, Distorsionen, Prellungen, Quetschungen, Frakturödeme), bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden, Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum, Furunkulose und Entzündungen als Folge von Insektenstichen und bei Oberflächenphlebitis. Nur zur äußerlichen Anwendung!
Nebenwirkungen: Insb. allergische Wirkungen. Bei längerer Anwendung an geschädigter Haut (bei Verletzungen, Ulcus cruris etc.) tritt relativ häufig eine ödematöse Dermatitis mit Bläschenbildung auf, ansonsten Ekzeme.
Akute Toxizität: Äußerlich bei hoher Konzentration primär toxisch bedingte Hautreaktionen mit Bläschenbildung bis zur Nekrotisierung, innerlich nach Einnahme größerer Mengen Brennen, Kratzen und Schmerzen in Mund und Rachen, Magenschleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sowie resorptive Vergiftungserscheinungen wie Schwindel, Zittern, Benommenheit, Erhöhung der Körpertemperatur, Herzklopfen, Beschleunigung und Unregelmäßigkeiten des Herzschlags, Nasenbluten, Atemstörungen, vor allem Dysponie, bis hin zu zunehmender Lähmung und Kollaps mit sehr frequentem Puls. Todesfälle sind nach Einnahme von 70 g Tinktur eingetreten.
Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung: Gegen Haut- und Schleimhautaffektionen äußerliche Behandlung mit reizmildernden Umschlägen, bei Vergiftungen durch innerliche Arnikagaben Entleerung des Magen-Darm-Traktes und Aktivkohle.
Dosierung und Art der Anwendung: Als Tee oder Aufguss (2 g Droge auf 100 ml Wasser) zur Bereitung von Umschlägen, insbesondere jedoch in Form der Tinktur ebenfalls zur Bereitung von Umschlägen (3-10fach verdünnt), für Mundspülungen (10fach verdünnt) oder zur Herstellung von Salben (bestehend aus max. 20-25 % Tinktur).


Bilder:

Die linke Abbildung zeigt das Blütenkörbchen von Arnica montana, welches stets durch ein mehr oder weniger "liederliches" Aussehen charakterisiert ist. Die Einführung von Arnica chamissonis ssp. foliosa (Abbildung rechts) war darauf zurückzuführen, dass bei vergleichbarem Inhaltsstoffspektrum die Art leichter als die europäische Art zu kultivieren ist. In den zurückliegenden Jahren ist auch die Kultivierung von Arnica montana gelungen, so dass die in Nordamerika heimische Art aus der Arzneibuchmonographie gestrichen wurde.


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, 7. Nachtrag und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4, Drogen A-D, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1993; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 228 vom 05.12.1984; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke