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Osterluzeikraut - Aristolochiae herba | |||
Stammpflanze: Aristolochia clematitis L. / Osterluzei [Fam. Aristolochiaceae / Osterluzeigewächse]. Synonyme: Aristolochia infesta SALISB., Aristolochia sarracenia DOD. Dt. Synonyme: Zahlreiche regionale, von Osterluzei abgeleitete Bezeichnungen wie z. B. Hosselatsch, Osterlaab, Osterlatzie, Österlich, Österliche Zeit, Osterlitz, Osterlotsch, Osterlotz, Osterlucey, Wurzelallazei und Wurzelzei. Weitere Synonyme sind Altefrauhaltwort, Biberkraut, Bruchwurtz, Donnerwurz, Gebärmutterwurzel, Gebärwurz, Heilblatt, Heilkraut, Helmbusch, Hohlwurz, Kleine Piepblume, Kuckucksblume, Lepelkruut, Mannsholwurz, Mutter-Wurtz, Rebling, Saraceenkraut, Waldrebenholz, Wolfskraut und Zäunling. Englisch: Aristolochy, asarabacca, birthwort. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von Mai bis Juni blühende, 30 bis 70 cm hohe, ausdauernde Pflanze mit langem, vielköpfigem, kriechendem Wurzelstock. Der aufrechte, krautige Stengel ist einfach und oben hin- und hergebogen. Die wechselständig angeordneten, lang gestielten Blätter besitzen eine herzförmige, ganzrandige, gelbgrüne, unbehaarte Spreite, die bis 10 cm lang und ebenso breit ist. Die grünlichgelben, dorsiventralen Blüten stehen gebüschelt in den Blattachseln. Die Krone ist gebogen und am Rund kugelig, die Anzahl der Staubblätter beträgt 6 und aus dem unterständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine 6fächerige, kugelige, vielsamige Kapsel. |
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Verbreitung: Heimisch vom Nordosten Spaniens über ganz Mittel- und Südeuropa und die Türkei bis in den Kaukasus. In Mitteleuropa auf kalkhaltigen, relativ nährstoffreichen Böden auf Weinbergen, an mäßig trockenen bis frischen Ruderalstellen wie Mauern und Böschungen, an Waldsäumen und in Gebüschen. |
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Droge: Das getrocknete Kraut. |
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Beschreibung der Droge: Stengel dünn und unbehaart. Blätter papierartig dünn, herzförmig, Oberseite dunkelgrün, Unterseite hellgrün mit stark reliefartig hervortretender Netznervatur. Blüten oder Früchte sind nur selten vorhanden. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch Blatt- und Stengelfragmente. Blattbruchstücke mit dunkler Ober- und eine heller Unterseite sowie durchscheinender Nervatur, teilweise mit dem deutlich zu erkennenden tief ausgebuchteten Grund der Spreite. Stengelstücke längsgefurcht, unbehaart, mit weißem Mark. Nur selten anzutreffen sind die schmutziggelben bis bräunlichen Teile der Blütenkrone und des kugelig aufgetriebenen Röhrengrundes mit Fruchtknotenresten. |
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Geruch und Geschmack: Eigenartiger, harziger Geruch und sehr bitterer Geschmack. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Wolfskraut. Englisch: Long birthwort. Lateinisch: Herba Clematitis. | |||
Herkunft: Aus der Sammlung von Wildbeständen in Südeuropa. |
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Gewinnung der Droge: Das frische Kraut wird an der Luft getrocknet. | |||
Inhaltsstoffe: Aristolochiasäuren (Phenanthrenderivate mit Nitrogruppe): Gehalt 0,03 bis 0,3 %. Aristolochiasäuren I, II, III, IIIa, IV und IVa. Hauptkomponenten sind mit einem Gehalt bis 0,2 % die Aristolochiasäure I und mit einem Gehalt bis 0,1 % die Aristolochiasäure II. Weitere Bestandteile: In geringer Menge Alkaloide und ätherisches Öl mit α-Pinen und α-Terpineol als Hauptkomponenten. Weiterhin verschiedene phenolische Komponeten, ß-Sitosterol und begleitende Phytosterole. |
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Wirkungen: In einer Reihe von tierexperimentellen Arbeiten wurde eine Steigerung der Phagozytose durch Aristolochiasäuren nachgewiesen. |
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Anwendungsgebiete: Aristolochiasäuren wird eine krebserregende Wirkung zugeschrieben. Daher ist die Anwendung der Droge strikt abzulehnen! In der Vergangenheit verwendete man Osterluzeikraut in der Volksheilkunde bei Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, Nieren und Harnwege, als Wundheilmittel und Abtreibungsmittel, bei Menstruationsbeschwerden und bei Wechseljahresbeschwerden. |
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Unerwünschte Wirkungen: In Tierversuchen kommt des nach Applikation von Aristolochiasäuren zur Entstehung von Nierenschäden wie schweren Nekrosen der Nierentubuli, die bei zahlreichen Tieren zum Tod durch Nierenversagen nach wenigen Tagen führen. In Belgien wurden bei 70 Anwendern eines Schlankheitsmittels Nephropathien beobachtet. Die Personen nahmen ein Präparat der chinesischen traditionellen Medizin, welches als Verfälschung (von Stephania tetrandra) Aristolochia fangchi mit einem relativ hohen Gehalt an Aristolochiasäure enthielt. Bei 2 der 70 Patienten entwickelte sich in relativ kurzer Zeit ein Karzinom des Nierenbeckens. |
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Sonstige Verwendung: In der Homöopathie wird die aus der Frischpflanze hergestellte Urtinktur in starker Verdünnung (ab D11) entsprechend dem homöopathischen Arzneimittelbild bei Menstruationsbeschwerden und Krankheiten des venösen Systems angewendet. Aufgrund der starken Verdünnung bestehen keine Gegenanzeigen oder Anwendungsbeschränkungen. Wie auch beim Gebrauch anderer homöopathischer Arzneimittel kann es zunächst zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen (Erstverschlimmerung). In diesen Fällen ist das Präparat abzusetzen und ein Arzt aufzusuchen. |
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Bilder: | |||
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Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004. |
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