Anis - Anisi fructus [Ph. Eur. 7.0 (07/2010: 0262)] | |||
Stammpflanze: Pimpinella anisum L. / Anis [Fam. Apiaceae / Doldengewächse]. Synonyme: Anisum vulgare GAERTN., Anisum officinarum MOENCH., Apium anisum CRANTZ, Carum anisum (L.) BAILL., Pimpinella anisum cultum ALEF., Selinum anisum (L.) E. H. L. KRAUSE, Sison anisum SPRENG., Tragium anisum LINK. Dt. Synonyme: Änes, Aneis. Englisch: Anise. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Einjährige, 30 bis 50 cm hohe Pflanze mit dünner, spindelförmiger Wurzel und aufrechtem, stielrundem, gerilltem und oberwärts ästigem Stengel. Sämtliche oberirdische Teile fein- und kurz-abstehend flaumhaarig. Die untere Stengelblätter sind gestielt und rundlich-nierenförmig mit leicht gelappter Spreite. Die folgenden Laubblätter sind ebenfalls im Umriss rundlich und ungeteilt oder dreilappig bis drei-, selten fünfschnittig. Die oberen, entweder kurz gestielten oder sitzenden Stengelblätter besitzen demgegenüber eine 2- bis 3fach fiederschnittige Spreite mit schmalen, linealisch-lanzettlichen Zipfeln. Doppeldolden aus mittelgroßen Dolden mit ca. 7 bis 15 Strahlen. Doppeldolde ohne Hüllblätter, Dolde mit 1 bis wenigen fädlichen Hüllchenblättern. Kronblätter weiß, ca. 1,5 mm lang, am Rand bewimpert und außen kurz borstig-behaart. Die Frucht ist eiförmig bis länglich, mit dem Griffelpolster 3 bis 5 mm lang und zur Spitze hin halsartig verjüngt ("geschnäbelt"). Bei der Reife ist ihre Farbe graubräunlich und hellere Hauptrippen treten kantig hervor. |
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Verbreitung: Die exakte natürliche Heimat der Art ist unbekannt. Vermutet wird ihr Ursprung in Ägypten, Syrien, Zypern und Griechenland. Natürliche Vorkommen sind nicht beschrieben. Gelegentlich ist die kalkliebende Pflanze verwildert auf Schuttstellen, Gartenland und in Weinbergen anzutreffen. |
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Droge: Die getrockneten, unversehrten, zweiteiligen Spaltfrüchte von Pimpinella anisum L. mit einem Mindestgehalt an ätherischem Öl von 20 ml/kg (2 %) bezogen auf die wasserfreie Droge. |
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Beschreibung der Droge: Die zweiteilige Spaltfrucht ist meist noch unversehrt und trägt oft ein kleines Stück des dünnen, steifen und leicht gebogenen Fruchtstiels. Sie ist ei- oder birnenförmig, an den Seiten leicht zusammengedrückt, gelblichgrün oder grünlichgrau, 3 bis 5 mm lang, bis 3 mm breit und trägt oben ein Griffelpolster mit zwei kurzen, umgebogenen Griffeln. Die Teilfrüchte sind am oberen Ende über das Karpophor miteinander verwachsen. Auf ihrer Rückseite sind mit der Lupe kurze, warzige Haare erkennbar. Insgesamt sind je Teilfrucht fünf wenig hervorragende, hellere Rippen zu erkennen, von denen zwei an der ebenen Fugenfläche und drei über der Rückenfläche verlaufen. |
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Geruch und Geschmack: Typischer Anisgeruch und -geschmack, der vom Arzneibuch als Geruch nach Anethol bezeichnet wird. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Süßer Kümmel. Englisch: Anise. Lateinisch: Anisum, Fructus Anisi, Fructus Anisi vulgaris, Semen Absinthii dulce, Semen Anisi. |
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Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau, der in verschiedenen Teilen der Welt erfolgt. Hauptanbauländer sind die südeuropäischen Länder, die Türkei, die ehemalige UdSSR, Indien, China, Japan, Chile, Argentinien und Mexiko. Der Anbau erfolgt auch in Deutschland (z. B. Anbaufläche in Hessen 25 Hektar). |
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Inhaltsstoffe: Hauptinhaltstoff und zugleich für die Wirkung und Anwendung verantwortliche Komponente ist das ätherische Öl, dessen Gehalt zwischen 2 und 6 % beträgt. Weitere nennenswerte Inhaltsstoffe sind ca. 30 % Fette, 20 % Eiweiße sowie geringe Mengen an Phenolcarbonsäuren und Flavonoiden. Hauptkomponente des ätherischen Öls ist das trans-Anethol, welches im Wasserdampfdestillat zu fast 95 % vorliegt. Weitere Bestandteile sind die Phenylpropanderivate Methylchavicol (2,3 %; Prozentangaben jeweils bezogen auf das Wasserdampfdestillat), Anisaldehyd (1,4 %), Pseudoisoeugenol-2-methylbutyrat (1,4 %, zuweilen bis 5 %; charakteristische Verbindung für echtes, aus P. anisum gewonnenes Anisöl = nicht im Sternanis Illicium verum enthalten) sowie zahlreiche weitere Komponenten. Bei diesen handelt es sich sowohl um Phenylpropanderivate, darunter auch zu etwa 0,2 % das cis-Anethol, als auch um Sesquiterpenderivate (insbesondere Sesquiterpenkohlenwasserstoffe, Anteil am ätherischen Öl etwa 2 %) und Monoterpenkohlenwasserstoffe (weniger als 1 %). |
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Wirkungen: Der Droge wird eine expektorierende, schwach spasmolytische und antibakterielle Wirkung zugeschrieben. Die Wirkungen der Droge werden im wesentlichen auf den Gehalt an ätherischem Öl zurückgeführt, für welches in einer Reihe von experimentellen Untersuchungen die entsprechenden Wirkungen belegt wurden. |
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Anwendungsgebiete: Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden, innere und äußere Anwendung bei Katarrhen der Luftwege. |
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Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde zusätzlich zu den zuvor beschriebenen Anwendungsgebieten auch zur Anregung der Milchsekretion und Menstruation sowie als allgemein beruhigendes Mittel. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt. |
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Gegenanzeigen: Allergie gegen Anis und Anethol. |
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Unerwünschte Wirkungen: Gelegentlich allergische Reaktionen der Haut, der Atemwege und des Gastrointestinaltraktes. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Eine Einzeldosis von 0,5 bis 1 g wird in Form des getrockneten Pulvers oder als Infus jeweils nach den Mahlzeiten eingenommen. Zur Teebereitung wird 1/2 Teelöffel voll (ca. 1,5 g) kurz vor Gebrauch zerstoßener Anis oder die entsprechende Menge zerkleinerter Anis mit etwa 150 ml siedendem Wasser übergossen und nach 10- bis 15minütigem Ziehen durch ein Teesieb gegeben. Soweit nicht anders verordnet, wird 2mal täglich eine Tasse getrunken. Die mittlere Tagesdosis beträgt 3,0 g Droge. Wird anstelle der Droge das aus ihr gewonnene ätherische Öl verwendet, beträgt die dessen mittlere Tagesdosis 0,3 g. Zur äußeren Anwendung werden Zubereitungen mit 5 bis 10 % ätherischem Öl verwendet. Sollen Durchfallerkrankungen von Säuglingen mittels Muttermilch behandelt werden, soll die Mutter Anisinfus trinken, das mit Anistinktur oder einigen Tropfen Anisöl verstärkt wurde. |
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Sonstige Verwendung: Anis wird im Haushalt in vielfältiger Weise als Gewürz verwendet, ebenso in der Getränkeindustrie zur Herstellung von Likören (Benediktiner, Boonekamp etc.), in Frankreich zur Herstellung von Pastis, in Griechenland von Uozo, in Bulgarien von Mastika. |
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Bilder: | |||
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Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 6, Drogen P-Z, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1994; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 122 vom 06.07.1988; Europäisches Arzneibuch 1997 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005. |
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