Zur Startseite ...
Vanillefrüchte - Vanillae fructus

Stammpflanzen: Vanilla planifolia JACK., gelegentlich auch Nutzung Vanilla tahitenis J. W. MOORE / Vanille [Fam. Orchidaceae / Orchideengewächse]. Synonyme: Vanilla fragrans auct., Vanilla fragrans (SALISB.) AMES., Myrobroma fragrans SALISB. Dt. Synonyme: Bourbon-Vanille. Englisch: Bourbon vanilla, vanilla.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Immergrüne Liane, die sich mit Haftwurzeln an Bäumen empor rankt und so eine Höhe von 15-20 m erreichen kann. Blätter fast zweizeilig angeordnet, wechselständig, bis 20 cm lang, länglich-oval, ganzrandig, ledrig und fleischig-sukkulent, ungestielt oder kurz gestielt. Blüten einzeln oder in kurzen Trauben in den Achseln von Blättern, ca. 5 cm lang und 3 cm breit, gelblichgrün, angenehm duftend (Bestäubung durch Kolibris), pro Blütenstand stets nur eine Blüte geöffnet. Früchte bis 35 cm lang, schotenähnliche Kapseln, im reifen Zustand braun bis schwarzbraun gefärbt.

Verbreitung: Heimisch von Mexiko über die Karibik und Mittelamerika bis in den Norden Südamerikas (Peru, Ecuador, Brasilien, Venezuela, Guayana). Durch Kultivierung und nachfolgende Verwilderung heute auch auf anderen Teilen der Erde zu finden, insbesondere auf den für den Gewürzanbau der alten Kolonialherren genutzten Inseln Java, Ceylon, Reunion, Mauritius, Seychellen, Komoren, Madagaskar und Tahiti sowie in Ostafrika.

Droge: Die vor der Reife geernteten, nach besonderen Verfahren getrockneten Früchte.

Beschreibung der Droge: Bei der Frucht handelt es sich um eine aus drei Fruchtblättern gebildete Kapsel, die mit zwei Klappen aufspringt. Länge 18 bis 25 cm, Breite maximal 1 cm, nach beiden Seiten verschmälert, mehr oder weniger flachgedrückt, mit langen Furchen, biegsam, schwarzbraun und meist mit Kristallen aus Vanillin bedeckt. Am dünnen Ende mit einer Narbe, die auf den abgefallenen Stiel zurückzuführen ist, an der Spitz mit einer Narbe durch die abgefallenen Blütenteile. Beim Aufklappen ist ein zweischenkeliger Samenträger zu erkennen, der an seinem Ende viele kleine Samen trägt. Samen sehr zahlreich vorhanden, schwarzbraun und glänzend, Durchmesser höchstens 0,3 mm, umgeben von einer schwarzen, wohlriechenden, musartigen Masse.

Geruch und Geschmack: Beides stark aromatisch und angenehm nach Vanillin.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Vanille, Vanilleschoten, Vanillestangen. Englisch: Vanilla beans. Lateinisch: Capsula Vanillae, Fructus Vanillae.

Herkunft: Gegenwärtig stammen etwa 85 Prozent der Weltproduktion an Vanille von Madagaskar einschließlich Nossi-Be und den Komoren. Die in Deutschland verarbeitete Droge stammt vor allem aus Madagaskar und Reunion.

Gewinnung der Droge: Die Ernte der Kapseln erfolgt kurz vor dem Aufplatzen. Durch Sonnenbestrahlung, Wasserdampf oder mehrmaliges Eintauchen in siedendes Wasser werden die Gewebe zunächst abgetötet. Diesem schließt sich der Fermentierungsprozess an, bei dem unter Einwirkung von Luft, Wärme und Feuchtigkeit durch die Glucosidasen die Aromastoffe freigesetzt werden. Anschließend werden die Stangen in hellen, gut durchlüfteten Räumen etwa 2 bis 3 Monate getrocknet und nach Qualität und Größe sortiert. Das typische Vanillearoma entwickelt sich erst in der abschließenden Konditionierungsphase, in der die Stangen in speziellen Kästen 2 bis 3 Monate aufbewahrt werden.

Inhaltsstoffe: Bis 3 (4) % Vanillin. In Mexikanischer Vanille etwa 1,3 - 1,8 %, in Bourbon-Vanille (Herkunft: Madagaskar) bis 3 %. Das Aroma der Droge wesentlich beeinflussende Begleitkomponenten sind Vanillylalkohol, Piperonal, Protocatechualdehyd und p-Hydroxybenzaldehyd. Weitere Bestandteile: Balsame, Zucker, Enzyme, fettes Öl, Gerbstoffe, Harze, Schleimstoffe, organische Säuren

Anwendungsgebiete: Abgesehen von der gelegentlichen Verwendung als antioxidativ wirkendes Geruchs- und Geschmackskorrigenz wird Vanille ausschließlich in der Volksheilkunde als Karminativum, Aphrodisiakum, bei hysterischen Leiden und bei Störungen der Menstruation verwendet. Nachweise einer Wirksamkeit sind nicht vorhanden.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Bei Arbeitern, die mit dem Sortieren und Verpacken der Vanille beschäftigt sind, treten Hautausschläge, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit auf.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Sonstige Verwendung: Vielfältig verwendet in der Lebensmittel- und Genussmittelindustrie zur Herstellung von Speiseeis, Backwaren, Spirituosen wie Eier- und Kaffeelikör, Schokolade. In der Kosmetikindustrie als Aromastoff für Parfüms, Seifen, Waschlotionen, Cremes und zur Parfümierung von Gesichtspudern.


Bilder:

Vanilla planifolia: Mit Hilfe ihrer Haftwurzeln kann sich die bis 20 m lange Vanille an Objekten unterschiedlichster Art empor ranken (s. Foto  links). Die Aufnahme rechts oben zeigt die typische, gelblichgrün gefärbte Orchideenblüte. Ebenfalls deutlich zu erkennen ist das für die Art charakteristische Verhalten, dass lediglich eine Blüte des Blütenstandes geöffnet ist. Dies ist insofern von ganz besonderer Bedeutung, weil bei der gesamten angebauten Vanille mühevoll jede einzelne Blüte durch Plantagenarbeiter bestäubt werden muss. Die Pflanze in der Abbildung rechts unten besitzt eine bereits reife Frucht, die allerdings zur Gewinnung der Droge nicht mehr geeignet wäre.


Literatur: Blancke R, Farbatlas der Pflanzen der Karibik und Mittelamerikas, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1999; E. Teuscher, Biogene Arzneimittel, 5. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Vollständige (Vierte) Neuausgabe, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1979; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Sun R, Sacalis JN, Chin C-K, Still CC, Bioactive Aromatic Compounds from Leaves and Stems of Vanilla fragrans, J. Agric. Food Chem 49 (2001): 5161-5164; Uhlenbrock S, Vanille, die Schwarze Blume aus Mexiko, Pharm. Ztg. 142 (1997): 3973-3975; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Teuscher E, Biogene Arzneimittel, 5. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997.


© Thomas Schöpke