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Tolubalsam - Balsamum tolutanum [Ph. Eur. 7.0 (01/2008:1374)]

Stammpflanze: Myroxylon balsamum (L.) HARMS var. balsamum / Tolubalsambaum [Fam. Fabaceae / Schmetterlingsblütengewächse]. Synonyme: Myrospermum Toluiferum A. RICH., M. balsamiferum RUIZ et PAVON, Myroxylon balsamum (L.) HARMS var. genuinum (BAILL.) HARMS, Myroxylon balsamum L. var. physiologica toluifera TSCHIRCH, Myroxylon punctatum KLOTZSCH, Myroxylon Toluifera H.B. et KNTH., Toluifera balsamum MILL. [Basionym]. Dt. Synonyme: Balsambaum, Tolubaum, Toluifera. Englisch: balsam-of-Tolu, opobalsam, Tolu balsam, Tolu-balsam-tree.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis etwa 25 m hoher Baum mit hoch aufgeschossenem, sich erst in der oberen Hälfte verzweigendem Stamm und ausladender rundlicher Krone. Die glatte, gelblich-graue oder braune Rinde ist mit zahlreichen hellen Lentizellen bedeckt. Die Blätter sind unpaarig gefiedert mit etwa 4 bis 7 alternierend angeordneten, kurz gestielten, verkehrt-eiförmigen, zugespitzten, ledrigen, Blattfiedern mit dunkelgrüner Ober- und blassgrüner Unterseite mit stark hervortretender Mittelrippe. In den Blattachseln entspringen lang gestielte, reichblütige lockere Trauben, die bis 12 mm lang gestielte Blüten enthalten. Der Kelch ist weitröhrenförmig oder länglich-glockenförmig, dunkelgrün und kurz rauhaarig. Die Kronblätter sind weiß mit 4 kleinen, schmalen unteren Kronblättern und fast kreisrund ausgebreiteter Fahne. Die 10 freien, dem unteren Teil des Kelches ringförmig eingefügten Staubblätter bestehen aus pfriemenförmigen, weißen Filamenten und länglichen Staubbeuteln. Der dem Grunde des Kelches entspringende, lang gestielte Fruchtknoten ist zusammengedrückt, glatt und kahl mit sehr kurzem, etwas gebogenen Griffel und sehr kleiner Narbe. Die zur Fruchtreife herabhängende Hülse ist samt ihrer stielartigen Basis 10 bis 13 cm lang, ziemlich gerade und bräunlich. Sie enthält lediglich einen braunroten, nierenförmigen, stark gekrümmten Samen.

Verbreitung: Heimisch im Norden Südamerikas (Venezuela, Ecuador, Kolumbien) und in Mittelamerika (Guatemala, Panama).

Droge: Der aus dem Stamm von Myroxylon balsamum (L.) HARMS. var. balsamum gewonnene Harzbalsam, der bezogen auf die getrocknete Droge 25,0 bis 50,0 Prozent freie oder gebundene Säuren enthält, berechnet als Zimtsäure.

Beschreibung der Droge: Bei der Droge handelt es sich um eine harte, brüchige, bräunliche bis rötlich braune Masse, die beim Erwärmen auf 30 °C wird allmählich weicher wird und bei 60 bis 65 °C zu schmelzen beginnt. Gegen das Licht gehaltene dünne Bruchstücke erscheinen bräunlich gelb.

Geruch und Geschmack: Aromatischer, wenig kratzender und kaum säuerlicher Geschmack. Geruch angenehm aromatisch, an Vanillin erinnernd.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Balsam von Tolu, Tolutanischer Balsam. Englisch: Tolu balsam, balsam of Tolu. Lateinisch: Balsamus tolutanus seu de Carthagena, Resina tolutana.

Herkunft: Guatemala, Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Brasilien.

Gewinnung der Droge: Zur Gewinnung des Balsams werden die Stämme an zahlreichen Stellen V-förmig eingeschnitten. Außerdem wird die Basis der Einschnitte angebohrt. Der austretende Balsam wird in kleinen, vor der Öffnung angebrachten Gefäßen aufgefangen. Alternativ fängt man den Balsam in am Boden liegenden großen Blättern auf. Die Reinigung des rohen Balsam erfolgt durch Schmelzen und Kolieren.

Inhaltsstoffe: Der Harzanteil des Balsams beträgt bis zu 80 %, der Anteil an ätherischem Öl 1,5 bis 3 %. Freie und gebundene Säuren sind entsprechend Europäischem Arzneibuch zu 25 bis 50 Prozent vorhanden. Die exakte Zusammensetzung schwankt je nach Herkunft der Droge. Hauptkomponente mit einem Anteil von 4,4 bis 20,9 % ist Benzoesäure. Ebenfalls in nennenswerter Menge vorhanden sind Zimtsäure (6,1 bis 12,9 %) und Benzylbenzoat (4,3 bis 12,8 %), in sehr geringer Menge bzw. in Spuren Benzylcinnamat, Zimtaldehyd und Benzylalkohol. Weitere Bestandteile: Triterpenoide. Strukturell geklärt wurde bislang nur 20R,24ξ2-Ocotillon.

Wirkungen: Der Droge wird eine antimikrobielle und expektorierende Wirkung zugeschrieben.

Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege. Das Anwendungsgebiet wurde von der Kommission E anerkannt, obwohl Ergebnisse klinischer Studien, in denen ein Nachweis der Wirksamkeit bei diesem Indikationsgebiet erbracht wurde, nicht vorliegen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Auch in der Volksheilkunde überwiegend als Expektorans bei Bronchitis verwendet, darüber hinaus auch äußerlich zur Wundbehandlung. Die Wirksamkeit bei diesen Indikationen ist nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Das Risiko allergischer Reaktionen, die bei Verwendung von Perubalsam möglich sind, kann infolge der ähnlichen Zusammensetzung nicht ausgeschlossen werden.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet beträgt die mittlere Tagesdosis 0,6 g Droge. Die Anwendung Katarrhen der Luftwege erfolgt in der Regel mittels Zubereitungen wie Hustensäften und Hustenpastillen.

Sonstige Verwendung: Auch in der Veterinärmedizin wird Tolubalsam bei Katarrhen der Luftwege eingesetzt. Darüber hinaus wird es pharmazeutisch auch als Geschmackskorrigens in Hustenmixturen und zum Überziehen von Pillen verwendet. In der kosmetischen Industrie nutzt man die Droge als Fixateur in Parfüms, in der Lebensmittelindustrie zur Herstellung von alkoholischen und alkoholfreien Getränken, Backwaren, Zuckerwaren.


Bilder:

Der bis 26 m hohe Tolubalsambaum besitzt unpaarig gefiederte Blätter und weiße Blüten mit fast kreisrund ausgebreiteter Fahne und kleinen, schmalen, deutlich freien unteren Kronblättern. Die Blattfiedern stehen sich nicht gegenüber sondern sind mehr oder weniger alternierend angeordnet. Die flügelfruchtartige, bräunliche Hülse ist etwa 10 cm lang, durch den kurzen Griffel gespitzt und charakteristisch herabhängend (s. Abbildung links). Bei der Droge handelt es sich um harte, brüchige, bräunliche bis rötlich braune Stücken unterschiedlicher Form und Größe (s. Abbildung rechts).


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, 6. Nachtrag und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Flückiger FA, Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches, Verlag Rudolph Gaertner, Berlin 1867; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band II, Verlag Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1888; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 173 vom 18.09.1986; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Trommsdorff JB, Handbuch der pharmacevtischen Warenkunde, Hennigs'sche Buchhandlung, Gotha 1822; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke