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Styrax - Styrax

Stammpflanze: Liquidambar orientalis MILL. / Orientalischer Amberbaum [Fam. Altingiaceae / Altingiagewächse]. Synonyme: Liquidambar imberbe AIT. Dt. Synonyme: Storaxbaum. Englisch: Oriental sweet-gum, storax.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Der Platane ähnlicher sommergrüner, 10 bis 18 m hoher, monözischer Baum mit lang gestielten, wechselständigen, an der Spitze der Zweige zusammengedrängten Blättern. Die bis 9 x 9 cm große Blattspreite ist handförmig 5zählig gelappt, selten auch 3- oder 7lappig. Blüten sehr klein, in kugeligen Blütenständen. Weibliche Blütenstände lang gestielt und hängend, männliche Blütenstände auf einem kurzen, aufrechten Stiel und zu mehreren eine aufrechte Traube bildend. Männliche Blüten ohne Blütenhülle, jedoch mit zahlreichen Staubblättern. Die Filamente sind kurz und dem Blütenboden eingefügt und die Antheren öffnen sich mit Längsrissen. Die weiblichen Blüten besitzen eine rudimentäre Blütenhülle, die aus einem ganzrandigen oder undeutlich drüsig gelapptem Kelch besteht. Der Fruchtknoten ist halbunterständig und zweifächrig mit jeweils zahlreichen Samenanlagen und mit zwei nach außen gekrümmten Griffeln, die auf der Innenfläche jeweils eine weichhaarige Narbe tragen. Die Fruchtköpfchen sind kugelig und durch die bleibenden, verhärteten Griffel stachelig. Die Samen sind länglich, zusammengedrückt und kurz geflügelt.

Verbreitung: Heimisch in der Türkei (endemisch).

Droge: Styrax ist der nach Verletzung der Pflanze gebildete Balsam. Unterschieden werden Styrax crudus (= Styrax; Rohstyrax) und Styrax depuratus (Gereinigter Styrax).

Beschreibung der Droge: Styrax crudus ist eine zähe, dickflüssige, klebrige, im Wasser untersinkende, undurchsichtige, graubraun gefärbte Masse, die sich beim Erhitzen klärt. Styrax depuratus ist eine braune, viskose, in dünner Schicht durchscheinende Flüssigkeit.

Geruch und Geschmack: Styrax crudus weist einen eigenartigen, aromatischen, Benzoe und Perubalsam ähnlichen Geruch sowie einen aromatischen und etwas bitteren Geschmack auf. Styrax depuratus riecht angenehm balsamisch und schmeckt süßlich-säuerlich (entfernt an Wacholder erinnernd).

Synonyme Drogenbezeichnungen: Styrax crudus: Deutsch: Storax, Storax Balsam. Englisch: Balsam of Storax, Levant Storax, Liquid Storax, Storax, Sweet Gum. Lateinisch: Balsamum styracinum, Balsamum Styrax liquidum, Styrax liquidus. Styrax depuratus: Englisch: Prepared Storax. Lateinisch: Styrax purificatus.

Gewinnung der Droge: Durch Schlagen oder Einschneiden von jungem Holz entsteht Holzparenchym mit schizogenen Sekretbehältern, die sich lysigen erweitern und zu größeren Höhlungen zusammenfließen. Der in diesen enthaltene Balsam wird zum Teil von der Rinde aufgesaugt, so dass diese zur Gewinnung der Droge herangezogen werden kann. Bevorzugt die dünneren, noch fest mit dem Baum verbundenen Rindenstücke werden unter Ausschneidung der alten Borke abgelöst. Der Balsam wird in Wasser ausgekocht und ausgepresst. Die Reinigung zur Gewinnung von Styrax depuratus erfolgt durch Lösen der Balsam in der Hälfte seines Gewichtes Benzol, filtrieren und anschließendes eindampfen.

Inhaltsstoffe: Hauptbestandteil von Styrax mit einem Anteil bis 30 % sind Zimtsäureester wie z. B. Zimtsäureethylester und freie Zimtsäure. Der Anteil freier Zimtsäure liegt bei etwa 7 % und der nach Hydrolyse der Ester ermittelte Gehalt bei ca. 25 %. Weitere Bestandteile sind etwa 2 % Vanillin, Styrol, Phenylpropylalkohol, Zimtalkohol und Benzylalkohol. Styrax crudus ist ferner durch einen Wasseranteil von etwa 15 bis 30 % charakterisiert.

Wirkungen: Styrax wird eine expektorierende, antimikrobielle und antiphlogistische Wirkung zugesprochen. Ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirkung wurde bisher nicht erbracht.

Anwendungsgebiete: Ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet als Bestandteil von Mitteln gegen Husten und Erkältungskrankheiten. In der Vergangenheit galt Styrax als vorzügliches Mittel gegen Krätze.

Unerwünschte Wirkungen: Mit dem Auftreten allergischer Hautreaktionen muss gerechnet werden.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Beseitigung der Krätze wurden 15 Teile Styrax mit 4 Teilen Olivenöl gemischt und in die Haut eingerieben. Eine einmalige Anwendung galt als ausreichend.

Sonstige Verwendung: In der Parfümerie als Bestandteil von Parfüms mit orientalischer Note (Ambra) verwendet, in der Nahrungsmittelindustrie als Aromatikum für Getränke, Süßigkeiten und Kaugummi sowie in der Tabakindustrie zum Aromatisieren von Tabak.

Ergänzung: In identischer Weise verwendet wird der von Liquidambar styraciflua L. [Synonym: Liquidambar macrophylla Oerst. Deutsch: Ahornblättriger Amberbaum, Amberahorn, Amerikanischer Storaxbbaum, Güldenbaum. Englisch: alligatorwood, American-storax, red-gum, satin-walnut, sweet-gum] stammende Amerikanischer Styrax. Das Verbreitungsgebiet der bis 45 m hohen und einen Stammdurchmesser bis 1,5 m aufweisenden Bäume mit wechselständigen, sternförmigen, bis 18 cm breiten Blättern erstreckt sich von Nicaragua über die mittelamerikanischen Staaten, das mittlere Mexiko, Texas, die gesamten Südstaaten der USA bis in den Süden von Illinois und New York.  Im Alter bildet der Baum einen aromatischen Balsam in Höhlen unter der Rinde, die als Auswüchse des Stammes erkennbar sind. Diese werden angestochen und der ausfließende Balsam wird aufgefangen. Auf diese Weise können pro Baum zwischen 20 und 100 kg Balsam gewonnen werden. Dieser enthält 33 bis 50 % einer Harzfraktion (Komponenten z. T. mit Zimtsäure verestert), 5-10 % Cinnamoylcinnamat, 5-10 % freie Zimtsäure sowie weitere Komponenten.


Bilder:

Der Orientalischer Amberbaum ähnelt mit seinen gelappten Blättern und den kugeligen Blütenständen sehr der Platane, mit der er allerdings nicht verwandt ist [Die Gattung Platanus zählt zur eigenständigen Familie Platanaceae, die der Ordnung Proteales angehört, wogegen die Familie Hamamelidaceae zur Ordnung Saxifragales zählt. (siehe Stammbaum der Samenpflanzen)].

 


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag;  Luo G, Yang R, Lai X, Yang W, Xie S, Zhou H, Analysis of cinnamic acid in storax and its original plant by HPLC, Zhongguo Zhong Yao Za Zhi. 21 (1996): 744-5, 763, ref. PubMed PMID: 9812682; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke