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Senegawurzel - Polygalae radix [Ph. Eur. 5. Ausgabe, Grundwerk 2005]

Stammpflanzen: Polygala senega L. / Klapperschlangenwurz [Fam. Polygalaceae / Kreuzblumengewächse]. Synonyme: Keine gebräuchlich. Dt. Synonyme: Keine gebräuchlich. Englisch: Rattlesnake milkwort, Seneca snakeroot, senega snakeroot, Senega root, senega-root, sengaroot, Snake root.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauerndes, 20 bis 40 cm hohes Kraut. Wurzel bis 8 mm dick, spindelförmig, im allgemeinen ohne Seitenwurzeln, oben mit einem Wurzelkopf, dem mehrere dünne, aufrechte Stengel entspringen. Blätter wechselständig, bis 8 cm lang und 3 cm breit, eiförmig-lanzettlich bis lanzettlich, vorn zugespitzt, am Rand fein gezähnt, mit sattgrüner Oberseite und blasserer Unterseite. Die von Deckblättern schopfig überragten, schmetterlingsförmigen Blüten befinden sich in einer bis 8 cm langen Traube. Kronblätter blassrötlich, Flügel gelblichweiß, von grünlichen Adern durchzogen.

Verbreitung: Östliches Nordamerika. Von Alberta und New Brunswick über Neuengland und den Mittleren Westen der USA bis Arkansas, Tennessee und Georgia. Besiedelt trockene, lichte, steinige Wälder.

Droge: Die getrockneten und meist zerkleinerten Wurzeln einschließlich des Wurzelkopfes von Polygala senega L. Das Arzneibuch erlaubt ferner die Verwendung anderer Arten Gattung Polygala, die jedoch nicht benannt werden, bzw. von Mischungen verschiedener Polygala-Arten.

Beschreibung der Droge: Der graubraune Wurzelkopf, der deutlich breiter als die Wurzeln ist, bildet einen unregelmäßigen Kopf, der aus zahlreichen Stengelresten und dicht gedrängten, rötlichbraunen Knospen besteht. Die Wurzel ist braun bis gelb gefärbt, meist hin- und hergebogen und im allgemeinen spindelförmig und ohne Seitenwurzeln (Ausnahme: Aus Japan stammende Droge besitzt zahlreiche fasrige Seitenwurzeln). Der Durchmesser beträgt am Wurzelkopf 1 mm bis 8 mm und nimmt nach unten ab. Die Oberfläche ist längs- und quergerillt. Im Bereich der Biegungen ist die Außenseite etwas wulstig aufgetrieben und quergerunzelt, die Innenseite wulstig gekielt. Am hornartigen, glatten Bruch ist außen eine gelbliche, oft ungleich dicke Rinde und innen ein heller, kreisförmiger oder unregelmäßig geformter zentraler Holzkörper zu erkennen.

Geruch und Geschmack: Der Geruch ist schwach, süßlich, leicht ranzig oder an Salicylsäuremethylester erinnernd. Der Geschmack ist kratzend und etwas scharf. Beim Einatmen von Drogenpulver wird ein Niesreiz ausgelöst.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Virginische Schlangenwurzel. Englisch: Senega root, Seneca snakeroot, Snake root. Lateinisch: Radix Polygaleae senegae, Radix Polygaleae virginianae, Radix Senecae virginianae, Radix Senegae, Radix Senegae virginianae.

Herkunft: Neben P. senega werden auch andere Polygala-Arten zur Drogengewinnung herangezogen. Insbesondere handelt es sich dabei um die in Japan heimischen Polygala tenuifolia WILLD. und Polygala senega L. var. latifolia TORREY et GRAY. Von P. senega stammende Droge kommt aus der Wildsammlung in Manitoba, Saskatchewan, Minnesota (bezeichnet als "Manitoba-Sorte"), South Carolina und Georgia (bezeichnet als südliche oder "kleine" Senega), von den anderen Arten stammende Droge aus Indien und Japan.

Inhaltsstoffe: Saponine: Gehalt 6 bis 12 %. Bisdesmoside des Presenegenins. Am C-Atom 3 des Aglykons ist nur ein Molekül Glucose gebunden. Grundgerüst der Zuckerkette am C-28 ist ein Tetrasaccharid aus Fucose, Rhamnose, Xylose und Galactose [ß-D-Galp (1->4)-ß-D-Xylp (1->4)-α-L-Rhap (1->2)-ß-D-Fucp]. An Fucose ist in Position 4 entweder 3,4-Dimethoxyzimtsäure oder 4-Methoxyzimstäure gebunden. Die strukturelle Vielfalt der als Senegine (aus P. senega) bzw. Onjisaponine (aus P. tenuifolia) bezeichneten Saponine kommt zustande durch zusätzliche Zuckerreste, die in unterschiedlicher Anzahl und Position an das Tetrasaccharid gebunden sind. Weitere Bestandteile: Ca. 5 % fettes Öl, in geringer Menge Phenolglykoside (Senegosen A-I aus P. senega var. latifolia, Tenuifolosen A-P aus P. tenuifolia), Salicylsäuremethylester, Xanthone und Xanthonglykoside (Polygalaxanthone IV-VII aus P. tenuifolia) sowie Mono- und Oligosaccharide.

Wirkungen: Sekretolytisch und expektorierend.

Anwendungsgebiete: Katarrhe der oberen Luftwege.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Gleichfalls bei Katarrhen der oberen Luftwege. Darüber hinaus auch noch bei anderen Lungenleiden wie Bronchitis, chronisches Asthma und Emphysem sowie zum Gurgeln bei Halsinfekten. Die Wirksamkeit bei den zusätzlich genannten Indikationen ist nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Bei längerer Anwendung können Magen-Darm-Reizungen auftreten, bei Überdosierung Brechreiz, Durchfall, Magenbeschwerden und Übelkeit.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Angewendet wird die zerkleinerte Droge für Abkochungen sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 1,5 bis 3 g Droge. Zur Herstellung einer Abkochung 0,5 g (eine Teelöffelspitze; ein Teelöffel entspricht etwa 2,5 g) der fein geschnittenen oder grob gepulverten Droge mit kaltem Wasser ansetzen, langsam zum Sieden erhitzen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb geben. Zur Teebereitung gleiche Menge mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten durch ein Teesieb geben. Zwei- bis dreimal täglich eine Tasse trinken, in schweren Fällen alle 2 Stunden. Bei Verwendung des Fluidextraktes (Apotheke) 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser verdünnen und mehrmals täglich einnehmen.


Bilder:

Die Klapperschlangenwurz ist ein bis 40 cm hohes Kraut, welches in trockenen, lichten Wäldern Nordamerikas heimisch ist. Die mehrjährige Pflanze treibt in jedem Jahr mehrere dünne, aufrechte Stengel, die bis 40 cm hoch werden. Die Blüten sind schmetterlingsförmig und weisen die für Kreuzblümchen sehr typische Teilung der Unterlippe auf (s. Pflanzenbildergalerie, Familie Polygalaceae).


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Vollständige (Vierte) Neuausgabe, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1977; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 50 vom 13.03.1986; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke