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Schwarzer Pfeffer - Piperis nigri fructus

Stammpflanze: Piper nigrum L. / Schwarzer Pfeffer [Fam. Piperaceae / Pfeffergewächse]. Synonyme: In moderner Literatur kaum anzutreffen. In älteren Schriften finden sich Muldera multinervis MIQ., M. wightiana MIQ., Piper aromaticum LAM. und Piper trioicum ROXB. Dt. Synonyme: Pfeffer. Englisch: black pepper, pepper, white pepper.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Liane, die sich mit den Sprossknoten entspringenden Haftwurzeln an Bäumen bis in eine Höhe von 10 m windet. Die Stengel sind ca. 2 cm dick, holzig und knotig gegliedert. Die hellgrünen Blätter sind lederig, durchscheinend punktiert, 1,5 bis 3 cm lang gestielt, 5-10 cm breit, 8-18 cm lang und zugespitzt, die unteren rundlich-eiförmig mit abgerundetem oder schwach herzförmigem Grund, die oberen elliptisch-eiförmig und am Grunde etwas schief, gerundet oder zugespitzt. Den Blattachseln entspringen hängende, etwa 15 cm lange, walzige Ähren, die bis 30 eingeschlechtige oder zwittrige Blüten sowie eine Reihe von unfruchtbaren Blüten enthalten. Blütenhülle fehlend, Staubblätter 4, an der Seite des Fruchtknotens zu zweit sitzend, Fruchtknoten oberständig, kugelig, sitzend, mit 3 bis 5 weich behaarten Narben. Die Fruchtähre ist dicht mit sitzenden, kugeligen, erbsengroßen, erst grünen, dann roten, im völlig reifen Zustand gelben Beeren besetzt (korrekter beerenartige Steinfrüchte: die innere Fruchtwand besteht aus einer einlagigen Steinzellschicht). Der Samen ist von einer dünnen Fruchthaut und einer Samenhaut bedeckt. Im Zentrum befindet sich ein oft hohles, mehliges Perisperm und an der Spitze ein nur wenig entwickeltes Endosperm.

Verbreitung: Heimisch in Süd-Indien. Kultiviert in zahlreichen tropischen Regionen der Erde. Hauptanbauländer sind Brasilien, Indien, Indonesien und Sarawak.

Droge: Die vor der Reife gesammelten und getrockneten, beerenartigen Steinfrüchte.

Beschreibung der Droge: Pfefferfrüchte sind schwarzbraun, runzelig, kugelig und ungestielt. Ihr Durchmesser beträgt etwa 5 mm. An der Spitze finden sich zuweilen Reste der Narbe. Die Fruchtschale ist dünn und mit dem Samen verwachsen. Die Samen besitzen ein großes, außen hornartiges, innen hohles, mehliges, stärkehaltiges Perisperm. An der Spitze der Samen befindet sich ein kleines, stärkefreies Endosperm, welches den Embryo umschließt.

Geruch und Geschmack: Scharf würziger Geruch und brennend scharfer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Keine gebräuchlich. Englisch: Black pepper. Lateinisch: Fructus Piperis nigri, Piper nigrum.

Herkunft: Importe erfolgen hauptsächlich aus Brasilien, Indien, Indonesien und Sawarak, daneben aber auch aus zahlreichen weiteren Ländern des tropischen Asiens und Afrikas.

Gewinnung der Droge: Geerntet werden die grünen, unreifen Früchte. Diese werden entweder an der Pflanze von den Spindeln abgestreift oder es werden die ganzen Ähren geerntet. Das Trocknen erfolgt in der Sonne, am Feuer oder auf geheizten Darren. Die während des Trocknungsprozesses erfolgende enzymatische Oxidation von o-Diphenolen ergibt die Schwarzfärbung der Früchte.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 1,2-2,6 %. Zusammengesetzt aus ca. 90 % Terpenkohlenwasserstoffen und ca. 10 % sauerstoffhaltigen Terpenen. Hauptkomponenten sind 15-25 % Sabinen, 15-20 % Limonen, 10-15 % Caryophyllen, 10-12 % ß-Pinen und 8-12 % α-Pinen). Säureamide: Charakterisiert durch den scharfen Geschmack. Gehalt 5-10 %. Nachgewiesen wurden 15 Verbindungen dieses Typs. Hauptkomponente ist das Piperin, weitere Verbindungen u. a. Piperylin, Pellitorin, Guineensin (= Homopipercid), Pipercid, Retrofractamid A und die Piperoleine A bis C. Weitere Bestandteile: Phenole und Phenolcarbonsäuren, unter diesen ein 3,4-Dihydroxyphenylethanolglykosid und dessen Aglykon, die nach enzymatisch katalysierter (ortho-Diphenoloxidase) Oxidation schwarz gefärbte Produkte ergeben, 10 % fettes Öl und ca. 45 % säurelabile Polysaccharide.

Wirkungen: Antimikrobiell, kreislaufstimulierend, die Ausschüttung von Magensaft fördernd, cholagog und Schmerz- und Thermorezeptoren reizend. Piperin besitzt eine ZNS-dämpfende und antikonvulsive Wirkung, Piperin und andere Säureamide (insbesondere Pipercid und Retrofractamid A) insektizide Eigenschaften. Trotz der intensiven Nutzung von Pfeffer als Gewürz liegen nur relativ wenige Arbeiten vor, in denen die genannten Wirkungen nachgewiesen wurden.

Anwendungsgebiete: Schwarzer Pfeffer wird ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet. Innerlich nutzt man die Droge insbesondere als verdauungsförderndes Mittel bei Magenbeschwerden, äußerlich als Hautreizmittel bei Neuralgien und bei Befall mit Krätze. Obwohl klinische Studien fehlen, in denen ein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde, erscheint die Anwendung bei den genannten Indikationsgebieten plausibel. In Mitteleuropa wird Pfeffer nur selten verwendet. Große Bedeutung hat die Droge in der Ayurveda-Medizin. Pfefferfrüchte nutzt man zur Stimulierung des Verdauungssystems, bei Übelkeit, allgemeinen Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit, das aus ihnen gewonnene ätherische Öl äußerlich bei Zahn- und Rheumaschmerzen sowie gegen Ektoparasiten.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Piperin kann die Resorption anderer Arzneistoffe um mehr als das Doppelte steigern.

Dosierung und Art der Anwendung: Als verdauungsförderndes Mittel werden 0,3 bis 0,6 g eingenommen. Die maximale Tagesdosis beträgt 1,5 g.

Sonstige Verwendung: Pfeffer ist eines der weltweit am häufigsten benutzten Küchengewürze.


Bilder:

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Der Schwarze Pfeffer ist eine Liane, die sich mit Hilfe von Haftwurzeln, die den Knoten des Stengels entspringen, im tropischen Regenwald Süd-Indiens an Bäumen bis 10 m in die Höhe windet. In Kulturen nutzt man Pfähle oder Drahtgerüste, an denen sich die Pflanze bis in eine Höhe von 4 bis 5 m buschartig entwickelt (s. Abbildung rechts oben). Die Blätter sind meist hellgrün, lederig und durch 5 bis 7 kräftige Hauptnerven charakterisiert (s. Abbildung links). Die mehr oder weniger kugelförmigen Beerenfrüchte finden sich in herabhängenden Ähren (s. Abbildung rechts unten).

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Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Pabst G, Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band II, Verlag Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1888; Park IK, Lee SG, Shin SC, Park JD, Ahn YJ, Larvicidal Activity of Isobutylamides Identified in Piper nigrum Fruits against Three Mosquito Species, J. Agric. Food Chem. 50 (2002): 1866-1870; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke