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Perubalsam - Balsamum peruvianum [Ph. Eur. 7.0 (01/2008:0754)] | ||
Stammpflanze: Myroxylon balsamum (L.) HARMS var. pereirae (ROYLE) HARMS. / Perubalsambaum [Fam. Fabaceae / Schmetterlingsblütengewächse]. Synonyme: Myrospermum pereirae ROYLE [Basionym], Myroxylon pereirae (ROYLE) KLOTZSCH, Toluifera pereirae (ROYLE) BAILL., Myroxylon Sonsonatense KLOTZSCH. Englisch: balsam-of-Peru, balsam-of-Peru-tree, Peru balsam. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis etwa 16 m hoher Baum, dessen ausgebreitete und aufsteigende Beastung bereits in einer Stammhöhe von 2 bis 3 Metern beginn. Die bei den jungen Zweigen glatte, graue bzw. ins Purpur fallende Rinde ist mit zahlreichen weißen oder gelblichen Lentizellen bedeckt. Die kurz gestielten, unpaarig gefiederten Blätter sind etwa 15 bis 20 cm lang und bestehen aus 7 bis 11 nicht gegenständigen Blättchen. Die Blattspindel und der etwas verdickte Stiel ist mit einem dichten Filz sehr kurzer, rötlich-gelber Haare bedeckt, die ledrigen, am Rande gefalteten Fiederblättchen sind ungefähr 6 cm lang und 3 cm breit, länglich-eiförmig, eilanzettlich oder manchmal etwas verkehrt eiförmig, an der Basis gerundet und vorne zugespitzt. Auf der Unterseite tritt die Mittelrippe stark hervor und beim Betrachten gegen das Licht sind durchscheinende Ölbehälter erkennbar. In den Blattachseln entspringen schlanke, lang gestielte, 15 bis 17 cm lange, lockere Trauben, die zahlreiche Blüten enthalten. Blütenspindel, die sehr kleinen Tragblätter der Blüten und die Blütenstiele sind mit einem sehr kurzem, gelblich-roten Filz bedeckt. Der außen ebenfalls rötlich-gelb behaarte Kelch ist weitbecherförmig mit 5 sehr seichten, stumpfen Zähnen. Die Kronblätter sind weiß mit 4 linealisch-lanzettlichen Kronblättern und einer fächerförmig ausgebreiteten, fast kreisrunden, etwas zurück gebogenen und vorne ausgerandeten Fahne. Die 10 freien, in gleicher Höhe mit den Kronblättern dem Kelch eingefügten Staubblätter bestehen aus pfriemlichen, weißen, glatten, an der Basis etwas verbreiteten Staubfäden und länglichen Staubbeuteln, die nur wenig kürzer als die Staubfäden sind. Der dem Grunde des Kelches entspringende, lang gestielte Fruchtknoten ist etwas zusammengedrückt und glatt mit kurzem, etwas gekrümmtem, spitzem Griffel und kleiner, punktförmiger Narbe. Die scheinbar doppelt gestielte, gelbliche oder blass orangebraune Hülse ist 7 bis 18 cm lang und 3 bis 4 cm breit, stark zusammengedrückt, am Grunde verschmälert, nach dem anderen Ende, welches den einzigen, nierenförmigen Samen enthält, allmählich verdickt, seitlich durch den Griffel gespitzt und nicht aufspringend. |
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Verbreitung: Heimisch in Ecuador, Costa Rica, Nicaragua, El Salvador, Nicaragua sowie in Zentral- und Süd-Mexiko. |
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Droge: Der aus den eingeritzten, geschwelten Stämmen von Myroxylon balsamum (L.) HARMS. var. pereirae (ROYLE) HARMS. erhaltene Balsam, der mindestens 45,0 und höchstens 70,0 Prozent (m/m) Ester enthält, bei denen es sich hauptsächlich um Benzylester der Benzoe- und Zimtsäure handelt. |
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Beschreibung der Droge: Zähflüssige, dunkelbraune, in dünner Schicht gelblichbraune, durchscheinende Flüssigkeit, die nicht klebrig oder fadenziehend ist und auch nicht eintrocknet. In Wasser ist Perubalsam praktisch unlöslich, in Ethanol leicht löslich und mit Ausnahme von Rizinusöl lässt es sich nicht mit fetten Ölen mischen. |
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Geruch und Geschmack: Balsamischer, an Vanille erinnernder Geruch und schwach bitterer, etwas kratzender Geschmack. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Schwarzer Perubalsam. Englisch: Balsam of Peru. Lateinisch: Balsamum indicum nigrum, Opobalsamum liquidum. |
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Herkunft: Der Export erfolgt heute ausschließlich aus Sämtliche San Salvador. Auf Jamaika und Sri Lanka kürzlich angelegte Kulturen sind zur Zeit ohne nennenswerte Bedeutung. |
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Gewinnung der Droge: Die Balsamgewinnung ist bereits bei 6 Jahre alten Bäumen möglich, beginnt in der Regel aber erst ab dem 10. Lebensjahr. Das "Zapfen" des Balsams ist auf unterschiedliche Weise möglich. Bei der traditionellen Methode wird nach Beendigung der Regenzeit in den Monaten November und Dezember zunächst durch Axt- oder Hammerschläge die Rinde des Stammes weich geklopft, wobei einzelne Seiten für das folgende Jahr verschont bleiben. Nach 5 oder 6 Tagen werden die bearbeiteten Stellen durch Fackeln angebrannt. Insofern nicht Fetzen der Rinde von selbst abfallen, wird die Rinde nach 11 Tagen abgelöst. Innerhalb weniger Tage beginnt der Balsam auszuschwitzen. Zu diesem Zeitpunkt werden Lappen aufgelegt. Nachdem diese mit Balsam gesättigt sind, werden sie in einen Topf gegeben, mit Wasser übergossen und erwärmt. Der dadurch extrahierte Balsam setzt sich am Boden des Topfes ab. Durch Auspressen des Lappens wird die Ausbeute an "Balsamo de trapo" (= "Balsamo de panal" oder Lappenbalsam) erhöht. Wird der Balsam ausschließlich auf diese Weise gewonnen und dem Baum zudem eine Ruhezeit von 5 bis 6 Jahren gelassen wird, sind die Bäume über 30 Jahre nutzbar. Neben dieser Behandlung der Bäume kann durch weiteres Einschneiden der gebrannten Stelle die Ernte fortgesetzt werden. Auf diese Weise wird der "Balsamo de contrapique" gewonnen. Durch Herunterkratzen des ganzen bearbeiteten Rindenstückes kann des weiteren noch der "Balsamo di cascaro" (Rindenbalsam) gewonnen werden. |
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Inhaltsstoffe: Ester der Benzoesäure und Zimtsäure: Gehalt entsprechend Europäischem Arzneibuch zwischen 45 und 70 Prozent. Überwiegend Ester mit Benzylalkohol (ca. 2/3 Benzylbenzoat und 1/3 Benzylcinnamat). Weitere Bestandteile: 20 bis 30% eines unzureichend charakterisierten, angeblich aus Benzoesäure- und Zimtsäureestern verschiedener Alkohole bestehenden Harzes, ca. 3,4% des azyklischen Sesquiterpenalkohols Nerolidol. |
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Wirkungen: Antibakteriell-analgetisch, granulationsfördernd und antiparasitär (besonders gegen die Krätzmilbe). Letztere Wirkung wird dem Benzylbenzoat zugeschrieben. |
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Anwendungsgebiete: Äußerlich bei infizierten und schlecht heilenden Wunden, Verbrennungen, Dekubitus, Frostbeulen, Ulcus cruris, Prothesendruckstellen und Hämorrhoiden. | ||
Volkstümliche Anwendungsgebiete: Auch in der Volksheilkunde erfolgt die Anwendung bei den oben genannten Indikationsgebieten. Darüber hinaus verwendet man die Droge äußerlich u. a. bei Ekzemen und Juckreiz sowie in der mittelamerikanischen Heimat der Pflanze als Einreibung gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und rheumatische Beschwerden. Ein Wirksamkeitsnachweis fehlt für jedes der genannten volkstümlichen Anwendungsgebiete. Nicht mehr gebräuchlich ist die früher erfolgte innerliche Anwendung. |
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Gegenanzeigen: Ausgeprägte allergische Disposition. | ||
Unerwünschte Wirkungen: Allergische Hautreaktionen. Perubalsam gehört zu den häufigsten Auslösern von Kontaktallergien. Die Häufigkeit des Auftretens allergischer Reaktion lässt sich aus Untersuchungen ableiten, in denen an 2660 Personen Patch-Tests durchgeführt wurden. Der Anteil der auf Perubalsam allergisch reagierenden Probanden betrug 5,4 %. Neuere Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass die weit häufiger auftretenden Sofortreaktionen der Haut nach Kontakt mit Perubalsam nicht immunologisch bedingt sind. Bei einer aus 50 Personen bestehenden Patientengruppe zeigten 58 % der Personen Sofortreaktionen nach Kontakt mit Perubalsam. In einem weiteren Test wurden 60 Personen untersucht, die zuvor im Patch-Test mit Parfümmischungen positive Reaktionen zeigten. Der Anteil der auf Perubalsam positiv reagierenden Personen entsprach in dieser Gruppe (56,6 %) nahezu exakt der Gruppe der „Nicht-Allergiker“. Neben den Hautreaktionen können in seltenen Fällen rezidivierende aphthöse Mundulcera, Quincke-Ödem, bronchoobstruktive und anaphylaktische Reaktionen sowie Vaskulitis in Form einer diffusen Purpura auftreten. Diese Reaktionen sind auch nach Aufnahme von Perubalsam enthaltenden Lebensmitteln möglich. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung erfolgt ausschließlich in Form von in der Apotheke erhältlichen Fertigpräparaten, insbesondere Salben und Salbenkompressen. Der Anteil von Perubalsam in den Produkten muss 5-20 % betragen. Insofern eine großflächige Anwendung beabsichtigt wird, dürfen nur Präparate mit einem Anteil von höchstens 10 % Perubalsam verwendet werden. Die Dauer der Anwendung darf maximal 1 Woche betragen, da bei längerer Anwendung die Gefahr allergischer Reaktionen erheblich zunimmt. Neben der alleinigen Verwendung ist Perubalsam häufig Bestandteil von äußerlich angewendeten Brand-, Schmerz-, Wund-, Venen- und Hämorrhoidalmitteln. |
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Sonstige Verwendung: Perubalsam ist gelegentlich in Gurgellösungen, Mundwässern, Erkältungsbalsamen und Hustensäften als Geschmackskorrigens enthalten. In der Kosmetik verwendet man Perubalsam als Bestandteil unterschiedlichster Produkte wie z. B. Seifen, Deosprays, Shampoos, Lippenstifte und Rasierwässer, im Haushalt und der Lebensmittelindustrie als Bestandteil von Gewürzen, alkoholfreien (Limonaden, Cola) und alkoholhaltigen Getränken, diversen Süßwaren und in Industrie und Technik als Geruchskorrigens in Schmierfetten, Mineral- und Schneideölen. |
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Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 173 vom 18.09.1986; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Tanaka S, Matsumoto Y, Dlova N, Ostlere LS, Goldsmith PC, Rycroft RJ, Basketter DA, White IR, Banerjee P, McFadden JP, Immediate contact reactions to fragrance mix constituents and Myroxylon pereirae resin, Contact Dermatitis 51 (2004): 20-21; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Wohrl S, Hemmer W, Focke M, Gotz M, Jarisch R, The significance of fragrance mix, balsam of Peru, colophony and propolis as screening tools in the detection of fragrance allergy, Br J Dermatol. 145 (2001): 268-273. |
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