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Myrrhe - Myrrha [Ph. Eur. 7.0 (01/2008:1349) letze Änderung 6.0]

Stammpflanzen: Commiphora myrrha (NEES) ENGL. und andere, nicht näher genannte Arten der Gattung Commiphora wie Commiphora abyssinica ENGL. (Balsambaum, Echter Myrrhenbaum) und Commiphora schimperi ENGL. [Fam. Burseraceae]; Myrrhe. Synonyme: Balsamodendrum myrrha NEES [Basionym], Commiphora molmol (ENGL.) ENGL. [Hinweis: Das Europäische Arzneibuch nennt dieses Synonym als Stammpflanze!], Commiphora myrrha var. molmol ENGL. Dt. Synonyme: Balsambaum, Myrrhenbaum. Englisch: myrrh, African myrrh, herabol myrrh, Somali myrrh.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Commiphora myrrha ist ein niedriger Strauch oder kleiner, bis 3 m hoher Baum mit relativ dickem Stamm und zahlreichen, unregelmäßigen, knorrigen und sparrigen, spitzdornigen Ästen. Die glatte, dünne, in kleinen Stücken abblätternde Rinde ist blass-orangebraun und später aschgrau gefärbt. Die zerstreut oder büschelig angeordneten, kurz gestielten Blätter sind meist dreizählig. Das mittlere Blättchen ist 7 bis 18 mm lang und 4 bis 8 mm breit und damit sehr viel größer als die seitlichen Blättchen. Der Blattrand ist ganz oder am Ende ein wenig gezähnt, die eiförmig-längliche oder verkehrt-lanzettliche Blattspreite auf beiden Seiten fast kahl. Die kleinen Blüten sind in rispenartigen Blütenständen angeordnet. Die glatten, braunen, eiförmigen, vorne zugespitzten Früchte besitzen eine Länge von ca. 7 mm und enthalten nur einen voll entwickelten Samen.

Verbreitung:  Tropisches Nordost-Afrika (Djibouti, Ost-Äthiopien, Somalia, NO-Kenia) und diesen gegenüberliegende Gebiete der Arabischen Halbinsel (Oman, Jemen).

Droge: Das an der Luft gehärtete Gummiharz, das aus Stamm und Ästen von Commiphora myrrha (NEES) ENGL. und/oder anderen Commiphora-Arten durch Anschneiden erhalten werden kann oder durch spontanes Austreten entsteht.

Beschreibung der Droge: Hell- oder dunkelorangebraune, unregelmäßig geformte oder rundliche Körner oder Stücke unterschiedlicher Größe mit unterschiedlich gefärbten Teilbereichen. Die Oberfläche ist meistens mit einem grauen bis gelblichbraunen Staub bedeckt.

Geruch und Geschmack: Schwach aromatischer Geruch und anhaltend bitterer, aromatischer, kratzender Geschmack. Beim Kauen an den Zähnen klebend.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Echte Myrrhe, Heerabol-Myrrha, Männliche Myrrhe, Myrr, Myrrhen, Rote Myrrhe. Englisch: Gum Myrrh, Myrrh. Lateinisch: Gummi Myrrha, Gummiresina Myrrha, Myrrha vera.

Herkunft: Überwiegend durch Sammlung aus Wildbeständen. Importiert wird die Droge aus sämtlichen Heimatländern der Stammpflanze. Danach erfolgt eine Unterscheidung von Handelssorten wie z. B. Somali-Myrrhe, Jemen-Myrrhe und Heerabol-Myrrhe.

Gewinnung der Droge: Geerntet wird nach der Regenzeit von Juni bis August. Zur Gewinnung des Gummiharzes werden Einschnitte in die Rinde vorgenommen. Aus den schizolysigenen Sekreträumen tritt ein gelber Milchsaft aus, der an der Luft erstarrt. Nach Erstarren wird das Gummiharz abgekratzt bzw. abgesammelt.

Inhaltsstoffe: Sehr komplexes Inhaltsstoffspektrum, welches in die drei Stoffgruppen ätherisches Öl, ethanollösliche Harzfraktion und wasserlöslicher Gummenanteil unterschieden wird. Ätherisches Öl: Gehalt 2-10 %. Hauptkomponenten sind Sesquiterpene unterschiedlicher Strukturtypen. Die exakte Zusammensetzung ist je nach Drogenmuster variabel. Nachgewiesen wurden Sesquiterpenkohlenwasserstoffe mit ca. 30 % δ-Elemenen und ca. 10 % α-Copaen, Sesquiterpenalkohole, Sesquiterpenlactone, Furanosesquiterpene vom Germacren-Typ wie z. B. Furanodien, Furanodienon, 2-Methoxyfuranodien und 5-Acetoxy-2-methoxy-4,5-dihydrofuranodien-6-on, Eudesman-Typ, darunter ca. 12 % Furanoeudesma-1,3-dien und ca. 4 % Lindestren, Elemen-Typ, darunter jeweils ca. 12 % Isofuranogermacren und Curzerenon und Guajan-Typ (2-Methoxyfuranoguaia- 9-en- 8-on). Ethanollösliche Harzfraktion: Anteil 25 bis 40 %. Zusammengesetzt aus einem etherlöslichen Teil (23 %), der die Phenole α- und ß-Heerabo-Myrrhol, das indifferente Heeraboresen und Commiphorsäuren bzw. Commiphorinsäure enthält, einem etherunlöslichen Teil (5 %) und einem chloroformlöslichen Teil mit verschiedenen Triterpenen (u. a. 3-epi-α-Amyrin, Lupeon), Mono- und Sesquiterpenen sowie Sterolen (u. a. Campesterol). Wasserlöslicher Gummenteil: Anteil 30 bis 60 %. Überwiegend bestehend aus einem mit Wasser extrahierbaren Proteingrundgerüst, an das über Hydroxyprolin langkettige, aus Galactose und 4-O-Methylglucuronsäue bestehende, wenig verzweigte bis unverzweigte Zuckerreste sowie aus Arabinose aufgebaute kurzkettige Zuckerreste gebunden sind.

Wirkungen: Adstringierend. Darüber hinaus wird der Droge eine desinfizierende und granulationsfördernde Wirkung zugesprochen. Einzelne Fraktionen zeigten ferner antiexsudative, analgetische, antipyretische und lokalanästhetische Effekte. In einem neuren US-Patent der Firma Dior wird die Verwendung von Myrrhe in kosmetischen Produkten beschrieben. Demnach soll die Synthese von Triglyceriden in Zellen der Haut gefördert und dadurch die Tiefe von großen und kleinen Hautfalten reduziert werden. Gleichzeitig soll die Haut weicher erscheinen.

Anwendungsgebiete: Lokale Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Zur Therapie und Prophylaxe unspezifischer Darminfektionen, Myrrhentinktur bei Husten. In der ägyptischen Volksmedizin auch zur Behandlung von Wunden und Geschwüren. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht wissenschaftlich belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Bei unverdünnter Anwendung besteht die Möglichkeit von Beeinträchtigungen des Geschmacksempfindens sowie eines leichten Brennens..

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Verwendet wird fast ausschließlich die Myrrhentinktur. Diese wird durch Auflösen 1 Teils Myrrhe in 5 Teilen 90prozentigem Ethanol hergestellt und mittels eines Pinsels oder Wattestäbchens zwei- bis dreimal täglich unverdünnt auf die betroffenen Stellen der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches aufgetupft. Alternativ kann auch mit 5 bis 10 Tropfen in ein Glas Wasser verdünnter Tinktur gespült oder gegurgelt werden.

Sonstige Verwendung: Vielfältige Verwendung bei der Herstellung von Kosmetika, u. a. als Zusatz von Parfümierungsmitteln von Seifen, Lippenstiften, Mundwässern und Zahnpasten.


Bilder:

Myrrhe ist ein dorniger Strauch bzw. kleiner Baum, der mit seinen kleinen Blättern recht gut an das Leben in den Trockengebieten Nordost-Afrikas angepasst ist. Die jüngeren Zweige der Myrrhe sind blass-orangebraun gefärbt, die älteren aschgrau. Ein charakteristisches Merkmal sind die dreizähligen Blätter, bei denen die zwei seitlichen Blättchen viel kleiner als das mittlere Blättchen sind, so dass man sie erst beim genauen Betrachten erkennt (s. Abbildung links). Bei der Droge handelt es sich um das aus Stamm und Ästen "freiwillig oder unfreiwillig" (s. oben) ausgetretene und an der Luft gehärtete Gummiharz. Dieses besteht in der Regel aus unterschiedlich großen und geformten Stücken, die von einem grauen bis gelblichbraunen Staub bedeckt sind (s. Abbildung rechts oben). Typisch für die einzelnen Stücken sind unterschiedlich strukturierte und unterschiedlich gefärbte Teilbereiche (s. Abbildung rechts unten).


Literatur: Almada AL, Plant Patents - Gum Guggul Extract as an Anti-Wrinkle Agent, HerbalGram 61 (2004): 36; Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 193 vom 15.10.1987; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Sellerberg U, Myrrhe - Wohlriechender Wundheiler, PTA-Forum 2003, Nr. 12, S. 10; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke