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Hibiscusblüten - Hibisci sabdariffae flos
[Ph. Eur. 7.0 (04/2008:1623)]

Stammpflanzen: Hibiscus sabdariffa L. / Hibiscus [Fam. Malvaceae / Malvengewächse]. Synonyme: Abelmoschus cruneatus BERTOL., Hibiscus cordofanus TURCZ., H. cruentus BERTOL., H. digitatus CAV., H. fraternus L., H. palmatilobus BAILL., Sabdariffa rubra KOSTEL. Dt. Synonyme: Malventee, Sabdariff-Eibisch, Sudan-Eibisch, Afrikanische Malve, Roselle, Karkade. Englisch: Indian-sorrel, Jamaica-sorrel, red-sorrel, roselle, sorrel.

Artgliederung: Zwei bedeutungsvolle Varietäten: H. sabdariffa var. altissima WESTER und H. sabdariffa var. sabdariffa. Von letztgenannter Varietät existieren verschiedene Kulturformen. Zur Drogengewinnung herangezogen wird H. sabdariffa var. sabdariffa f. ruber.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: H. sabdariffa var. sabdariffa f. ruber ist eine einjährige, aufrechte, krautige Pflanze mit buschartiger Gestalt. Höhe bis 2,5 m. Stengel rot gefärbt, mit glatter oder nahezu glatter Oberfläche. Blätter wechselständig, gestielt, bis 12,5 cm lang, grün mit roten Adern. Blätter an Jungpflanzen sowie obere Blätter älterer Pflanzen einfach, untere Blätter 3- bis 5-, gelegentlich bis 7-fach gelappt. Blattrand gezähnt. Blüten einzeln den Blattachseln entspringend. Kronblätter gelb oder sandfarben, in der Mitte rosa oder dunkelrot, bis 12,5 cm lang. Kelch zur Blütezeit rot gefärbt, aus 5 großen Kelchblättern bestehend und von einem 8- bis 12-blättrigen Außenkelch umgeben. Nach dem Verblühen wird der Kelch zunehmend fleischig und bis fast 6 cm lang, zur Fruchtzeit die bis 2 cm lange, 5-fächrige Kapsel vollständig umschließend. Kapsel zunächst grün, zur Reife braun, trocken und aufspringend, mit 3 bis 4 nierenförmigen, hellbraunen, 3-5 mm langen Samen in jedem Fach.

Verbreitung: Heimisch vermutlich in Afrika (Angola?), heute in den Tropen weltweit kultiviert. Kurztagspflanze.

Droge: Die während der Fruchtzeit geernteten, ganzen oder geschnittenen, getrockneten Kelche und Außenkelche, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Fruchtsäuren von 13,5 Prozent aufweisen, berechnet als Zitronensäure.

Beschreibung der Droge: Fleischig, trocken, leicht brüchig. Farbe leuchtendrot bis tiefpurpurn, am Grund und an der Innenseite etwas heller. Kelch ca. 20-35 mm lang, in der unteren Hälfte krugförmig zusammengewachsen, oben sich teilend in 5 lange, zugespitzte, gebogene Endstücke, die einen auffälligen, schwach hervortretenden Hauptnerv und eine große, dicke Nektardrüse mit einem Durchmesser von 1 mm besitzen. Außenkelch aus 8 bis 12 kleinen, 6-15 mm langen, schmalen, am Grunde verbreiterten Blättchen bestehend, die mit der Basis des Kelchs fest verwachsen sind.

Geruch und Geschmack: Geruch schwach, eigenartig unangenehm, Geschmack erfrischend säuerlich.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Malven-Tee, Sudantee, Nubiablütentee. Englisch: Roselle. Lateinisch: Hibisci flos, Flores Hibisci.

Herkunft: Aus dem Anbau. Importe besonders aus dem Sudan, Ägypten, Thailand, Mexiko und China.

Inhaltsstoffe: Fruchtsäuren: Für den säuerlichen Geschmack verantwortlich, Gehalt 15 bis 30 Prozent. Nachgewiesen wurden u. a. Zitronensäure, Äpfelsäure, Ascorbinsäure (= Vitamin C), Weinsäure und Hibiscussäure. Anthocyane: Für die weinrote Färbung verantwortlich, Gehalt etwa 1,5 %. Hauptsächlich Delphinidin- und Cyanidinglykoside. Weitere Komponenten: Flavonderivate, Phytosterole, Schleimstoffe, Pektine und geringe Mengen an ätherischem Öl.

Wirkungen: Bei Zufuhr größerer Mengen des Tees milde laxierende Wirkung. In einer neueren Arbeit wurde in einer an 90 Patienten durchgeführten klinischen Studie die blutdrucksenkende Wirkung von Hibiscusblüten untersucht. Zu diesem Zweck wurden den Probanden unter standardisierten Bedingungen (exakte Identifizierung des Ausgangsmaterials, Trocknung im Dunkeln bei Raumtemperatur) hergestellte, 10 g Hibiscusblüten enthaltende Teebeutel übergeben. Zur Teebereitung mussten diese mit 0,5 Liter kochendem Wasser übergossen und 10 Minuten ziehen gelassen werden, so dass der resultierende Extrakt eine Anthocyanmenge von 9,6 mg aufwies. Die Anwendung erfolgte einmal täglich vor dem Frühstück über einen Zeitraum von 4 Wochen. Probanden der Kontrollgruppe erhielten täglich 2 x 25 mg Captopril. Die Therapie mit Hibiscusblüten senkte den systolischen Blutdrucks von durchschnittlich 139,05 auf 123,73 mm Hg und den diastolischen Blutdruck von 90,81 auf 79,52 mm Hg. Die statistische Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass am Ende des Behandlungszeitraums kein signifikanter Unterschied zwischen Hibiscus- und Captoprilgruppe bestand (ANOVA p > 0,25). Begleitet wurde die blutdrucksenkende Wirkung von einem natriuretischen Effekt.

Anwendungsgebiete: Hauptsächlich verwendet als sogenannte "Schönungsdroge" und als Geschmackskorrigenz in verschiedenen Teemischungen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Zur Appetitanregung, bei Erkältungen und Katarrhen der oberen Luftwege und des Magens, als schleimlösendes Mittel, als Diuretikum und bei Kreislaufbeschwerden. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Bevorzugt verwendet als Bestandteil von sogenannten Früchtetees, in denen es für den säuerlichen Geschmack und die rote Farbe verantwortlich ist. Besonders häufig kombiniert mit Hagebutten. Zur Herstellung eines reinen Malventees sind etwa 1,5 g fein geschnittene Droge (1 Teelöffel entspricht etwa 2,5 g Droge) mit kochendem Wasser zu übergießen und nach 5 bis 10 Minuten abzuseihen.

Sonstige Verwendung: Vielfältig genutzt zum Färben und zur Aromatisierenng von Lebensmitteln (Gelees, Soßen u. a.). Weltweit in unterschiedlichster Weise verwendet, z. B. auf Jamaica mit Rum und Eis als Longdrink.

Wissenswertes: Die Ausbeute an Droge pro Pflanze beträgt zwischen 1,3 kg (Kalifornien), 1,8 kg (Puerto Rico) und 7,25 kg (S-Florida).


Bilder:
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Das recht stattliche, strauchartige Kraut kann bis 2,5 m hoch werden. Zu den typischen Merkmalen zählen unter anderem die rot gefärbten Stengel und Blattstiele. Die Blätter sind im oberen Teil bzw. an jungen Teilen der Pflanze meist einfach (linke Abbildung) und nach unten hin zunehmend gelappt. Im Gegensatz zu fast allen herkömmlichen Blütendrogen besteht die Droge nur aus den Kelchblättern bzw. dem Außenkelch, die zur Fruchtreife zunehmend fleischig werden (Abbildung rechts).

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Literatur: Deutsches Arzneibuch 1999; Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Herrera-Arellano A, Flores-Romero S, Chavez-Soto MA, Tortoriello J, Effectiveness and tolerability of a standardized extract from Hibiscus sabdariffa in patients with mild to moderate hypertension: a controlled and randomized clinical trial, Phytomedicine 11 (2004): 375-382; Missouri Botanical Garden - TROPICOS Nomenclatural Data Base - 22 Sep 2003; Morton JF, Fruits of Warm Climates, Creative Resource Systems, Inc., Winterville, N.C.; Teuscher E, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?19078 (22 September 2003); Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke