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Efeublätter - Hederae helicis folium
[Ph. Eur. 7.0 (01/2008:2148) letzte Änderung 7.0]

Stammpflanze: Hedera helix L. / Gewöhnlicher Efeu [Fam. Araliaceae / Efeugewächse]. Synonyme: Hedera caucasigena POJARK., Hedera chrysocarpa WALSH, Hedera helix f. arborescens (LODD. ex LOUDON) C. K. SCHNEID., Hedera helix var. conglomerata (HAAGE & SCHMIDT) G. NICHOLSON, Hedera helix var. crenata HIBBERD, Hedera helix f. minima (HIBBERD) TOBLER, Hedera helix var. minima HIBBERD, Hedera helix var. taurica (HIBBERD) REHDER, Hedera poetarum var. taurica (HIBBERD) TOBLER, Hedera taurica HIBBERD. dt. Synonyme: Baumläufer, Baumtod, Eppig, Immergrün, Mauerewig, Mauerranke, Totenranke, Wintergrün. Englisch: English ivy, ivy, Bindwood, Woodbind.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Immergrünes, kriechendes oder kletterndes, Haftwurzeln besitzendes Holzgewächs. Stamm bis 20 m lang (hoch) werdend, meist stark verzweigt. Die ledrigen und im jungen Zustand behaarten Laubblätter sind unterschiedlich gestaltet (Blattdimorphismus). An blühenden Trieben sind sie eilanzettlich bis rautenförmig, vorne mehr oder weniger zugespitzt und ganzrandig. Demgegenüber weisen die Blätter der nicht blühenden Triebe die meist besser bekannte gelappte Gestalt mit 3 bis 5(9) Blattlappen, herzförmigem Grund und ausgeprägter weißer, fächerförmiger Aderung auf. Die Blattoberfläche ist in jedem Fall dunkelgrün und glänzend, die Unterseite hellgrün mit weniger hervortretenden Nerven. Die kleinen, gelbgrün gefärbten, 5zähligen Blüten sind in Dolden angeordnet, die sich wiederum zu mehreren an der Sprossachse in traubiger Anordnung finden. Die Kelchblätter sind unscheinbar, die Kronblätter frei, der unterständige Fruchtknoten trägt 5 Griffel, die zu einer bis zur Spitze reichenden Säule verwachsen sind. Die im reifen Zustand blauschwarz gefärbten Beerenfrüchte besitzen einen Durchmesser von 8 bis 10 mm. Die Blütezeit ist in den Herbstmonaten September bis November, die Fruchtreife tritt im folgenden Jahr ein.

Verbreitung: Heimisch auf den Kanarischen Inseln, Madeira und den Azoren, fast im gesamten Mittelmeergebiet (Ausnahme Ägypten und Lybien) und in fast ganz Europa (fehlend nur in Island und im mittleren und nördlichen Schweden und Norwegen). Eingebürgert in Nordamerika und weiteren Regionen der Erde.

Droge: Die im Frühjahr gesammelten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen Blätter von Hedera helix L., die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Hederacosid C von 3,0 Prozent aufweisen.

Beschreibung der Droge: Die ledrigen, behaarten oder kahlen Blätter sind 4 bis 10 cm lang und bis 10 cm breit, im Umriss rund mit herzförmigem Grund und drei- bis fünfeckig gelappt. Die Oberseite ist dunkelgrün, glänzend und durch fächerstrahlig angeordnete helle Leitbündel gekennzeichnet, die Unterseite hellgrün mit wenig hervortretenden Leitbündeln. Der Blattstiel ist bis zu 2 mm dick, dunkelgrün, rund und längs gefurcht. Die Schnittdroge besteht aus kleinen, derben, oberseits dunkel- und unterseits hellgrünen Blattstücken und aus Teilen der Blattstiele.

Geruch und Geschmack: Schwacher, eigentümlicher, etwas muffiger Geruch und schleimiger, schwach bitterer und kratzender Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Adamsblätter, Ivenblätter, Rampelblätter. Englisch: Common Ivy, Ivy leaf, Woodbind. Lateinisch: Folia Hederae, Folia Hederae helicis.

Herkunft: Importe aus Osteuropa.

Inhaltsstoffe: Hauptinhaltsstoffe sind Triterpensaponine: Gehalt zwischen 2,5 und 6 Prozent. Wichtigste Aglykone sind Oleanolsäure und Hederagenin, weiterhin findet sich Bayogenin. Überwiegend Bisdesmoside. Die Zuckerketten sind glykosidisch an die OH-Gruppe am C-Atom 3 des Aglykons und esterglykosidisch (= acylglykosidisch) an das zur Carboxylgruppe oxydierte C-28 des Aglykons gebunden. Hauptsaponin ist das Hederacosid C, ferner findet sich in nennenswerter Menge das Hederacosid B sowie als Nebenkomponenten die Hederacoside D-I. Außerdem Vorkommen von Monodesmosiden, die durch alkalische Hydrolyse der Esterbindung aus den Bisdesmosiden entstehen (Hauptvertreter α-Hederin; entstanden aus Hederacosid C). Weitere Komponenten: Flavonoide (bsd. Glykoside des Quercetins und Kämpferols), Kaffeesäurederivate (u. a. Chlorogensäure, Neochlorogensäure, Rosmarinsäure und freie Kaffeesäure), das Cumarin Scopoletin, verschiedene Sterole (u. a. Sitosterol, Cholesterol, Campesterol), Polyine (Falcarinol und Didehydrofalcarinol), geringe Mengen an ätherischem Öl (Komponenten u. a. ß-Elemen und Germacren B). Das angebliche Vorkommen der Alkaloide Emetin und Cephaelin muss angezweifelt werden, da diese Behauptung durch keine neueren Untersuchungsergebnisse bestätigt werden konnte.

Wirkungen: Expektorierend, spasmolytisch, haut- und schleimhautreizend. Den wesentlichen Beitrag zur Wirkung der Droge leisten die Saponine. Bis vor kurzem wurde angenommen, dass die expektorierende Wirkung durch die Reizung der Magenschleimhaut ausgelöst wird. Vermittelt durch parasympathische Nerven soll dieser Theorie entsprechend eine reflektorische Stimulation der Becherzellen in den Bronchien und Bronchialdrüsen erfolgen, was zur Sekretolyse (Verflüssigung des Sekrets) führt. Durch die damit einhergehende vermehrte Flüssigkeitsproduktion käme es zu einer weiteren Herabsetzung der Viskosität des Schleimes, so dass dieser leichter abtransportiert werden könnte. Die in der Literatur ebenfalls diskutierte Herabsetzung der Oberflächenspannung des Schleimes durch die Saponine ist dagegen zu bezweifeln, da diese nicht in die Atmungsorgane gelangen. Die auf den aktuellsten Untersuchungsergebnissen beruhende Theorie besagt, dass die Wirkungen von Efeu auf einer indirekten ß2-adrenergen Wirkung von α-Hederin beruht. Demzufolge hemmt die Verbindung die Endocytose der ß2-Rezeptoren. Diese werden somit in den lipid rafts der Membran festgehalten und können daher kontinuierlich durch Adrenalin erregt werden. Zu den zahlreichen Folgereaktionen zählt unter anderem die Bildung sogenannten Surfactants im Lungenepithel. Insbesondere das Surfactantprotein B mindert die Oberflächenspannung, wodurch die Viskosität des zähen Schleimes herabgesetzt und das Abhusten erleichtert wird. Auch die für Efeu typische spasmolytische Wirkkomponente lässt sich durch diese Theorie erklären, da die gesteigerte ß2-adrenerge Ansprechbarkeit auch zu einer vermehrten Relaxation der glatten Muskulatur der Bronchien führt. Weitere Wirkungen: Für das Saponingemisch und isolierte Saponine wurden ferner antivirale, antibakterielle, antimykotische, anthelmintische, molluscicide, entzündungshemmende und cytotoxische Effekte nachgewiesen, für die Saponine α-Hederin, Hederasaponin C, Hederacolchisid E und F ferner antioxidative Eigenschaften.

Anwendungsgebiete: Katarrhe der Luftwege, symptomatische Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen und von Reizhusten. Bevorzugt eingesetzt bei akuten und chronischen obstruktiven Atemwegserkrankungen bei Kindern.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerlich bei Gallensteinen und allgemeinen Galleleiden, bei Beschwerden von Leber und Milz, bei Gicht, Rheuma und Skrofulose, äußerlich bei verschiedenen Hauterkrankungen und Hautbeschwerden wie Cellulitis, Geschwüren, Entzündungen, parasitären Erkrankungen und Nervenschmerzen sowie bei Verbrennungen. Ferner auch bei rheumatischen Beschwerden und bei Venenentzündungen. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Hinweis: Blattsaft und frische Blätter können bei Kontakt mit der Haut zu schweren allergischen Entzündungen führen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Mittlere Tagesdosis 0,3 g Droge. Üblicherweise erfolgt die Verwendung in Form von standardisierten Fertigpräparaten. Zur weniger gebräuchlichen Teebereitung wird zwei- bis dreimal täglich jeweils eine Tasse des wie folgt hergestellten Tees getrunken: Etwa einen gehäuften Teelöffel voll Droge mit 250 ml siedendem Wasser übergießen und nach 10minütigem Ziehen durch ein Teesieb geben. Für die äußerliche Anwendung in der Volksheilkunde besonders Nutzung von Zubereitungen aus frischen Blättern (Abkochungen, Kataplasmen, Salben).

Sonstige Verwendung: Vielfach gepflanzt als immergrüne Zierpflanze. Für diesen Zweck wurde Efeu rege züchterisch bearbeitet, so dass heute eine Reihe von Sorten mit zum Teil besonders charakteristisch ausgeprägter Blattschattierung existieren.


Bilder:

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Charakteristisches Merkmal der bis zu 20 m großen, rankenden Pflanzen ist der Blattdimorphismus (auch Heterophyllie genannt). Wohlbekannt sind die gelappten, dunkelgrün gefärbten Blätter mit der auffallend hellen Aderung (Abb. unten links), die sich ausschließlich an den (dominierenden) nichtblühenden Trieben finden. Demgegenüber weisen die blühenden Triebe, die erst ab einem Lebensalter von 8-10 Jahren auftreten, eiförmige, vorn zugespitzte Blätter auf (Abb. unten rechts). Die kleinen, hellgrün gefärbten, in Dolden angeordneten Blüten (Abbildung oben links) erscheinen im Herbst. Bei den Früchten handelt es sich um schwarz gefärbte Beeren, die eine Größe von knapp einem Zentimeter aufweisen (Abbildung oben rechts).

 

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Literatur: Becker C, Wirkmechanismus von Efeu entschlüsselt, Pharmazeutische Zeitung 148 (2003): 4406; Deutscher Arzneimittel-Codex 2004; Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, 1. Nachtrag; Fintelmann V, Weiss R, Lehrbuch der Phytotherapie, Hippokrates-Verlag, Stuttgart 2002; Gülcin I, Mshvildadze V, Gepdiremen A, Elias R, Antioxidant Activity of Saponins Isolated from Ivy: a-Hederin, Hederasaponin-C, Hederacolchiside-E and Hederacolchiside-F, Planta Med. 70 (2004): 561-563; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Missouri Botanical Garden - TROPICOS Nomenclatural Data Base - 28 Sep 2003; Landgrebe H, Runkel R, Hecker M, Efeuextrakte - Wirkung und Anwendung einer alten Arzneipflanze, Pharm. Ztg. 35 (1999): 2723-2728; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 122 vom 06.07.1988; Schlenger R, Wirkmechanismus von Efeuextrakt entschlüsselt, Deutsche Apotheker Zeitung 143 (2003): 2678-2679; Süleyman H, Mshvildadze V, Gepdiremen A, Elias R, Acute and chronic antiinflammatory profile of the ivy plant, Hedera helix, in rats, Phytomedicine 10 (2003): 370-374; Teuscher E, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?300252 (28 September 2003); Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke