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Aleppogallen - Gallae

Stammpflanze: Quercus infectoria OLIVIER / Galleiche [Fam. Fagaceae / Buchengewächse]. Synonyme: Kaum gebräuchlich. In älterer Literatur ggf. Quercus lusitanica sensu WEBB, Quercus thirkeana K. KOCH sowie Quercus alpestris K. KOCH. Dt. Synonyme: Dintenäpfeleiche, Färbereiche, Gallapfel-Eiche, Galläpfeleiche, Levantinische Galleiche, Wahrer Galläpfelbaum. Englisch: Asian holly-oak, Gall oak.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Im März und April blühender, immergrüner, wenige Meter hoher Strauch oder Baum. Die Blätter besitzen einen kurzen Stiel und eine längliche, ca. 5 cm lange Spreite mit grob gesägtem und vorne stachelspitzigem Rand. Die Entwicklung der Blätter erfolgt im Frühjahr, wobei die Blätter des Vorjahres absterben. Die weiblichen Blüten sitzen einzeln oder zu wenigen in den Blattachseln. Der Griffel ist kurz und abgerundet. Die bis 4 cm langen, walzigen, glänzend braunen, erst im zweiten Jahr reifenden Früchte sind im unteren Drittel von der mit kleinen Schüppchen besetzten Cupula umgeben.

Verbreitung: Vom östlichen Mittelmeergebiet (Griechenland, Türkei, Zypern, Israel, Jordanien, Libanon, Syrien) über Armenien und den Irak bis zum Iran.

Droge: Die aus den Laubknospen durch Eiablage der Gallwespe Andricus gallae-tinctoriae OLIV. (Cynips tinctoria HARTIG) entstandenen Gallen.

Beschreibung der Droge: Kugel- oder birnenförmige, sehr harte, spröde, relativ schwere, kurz gestielte, etwas glänzende Gebilde mit einem Durchmesser von 1,5 bis 2,5 cm. Die obere Hälfte ist sehr unregelmäßig und weitläufig mit spitzigen Höckern und Falten besetzt, die untere häufiger glatt. Das bis 7 mm weite Flugloch befindet sich in der Mittelzone oder in der Nähe des Stiels. Neben den meist strohgelben bis gelblichroten Gallen mit Flugloch kommen oft auch grünliche ohne Flugloch vor [siehe Fotos 1 und 2]. Innen ist die Droge hohl. Im Hohlraum finden sich oft Überreste des Insektes.

Geruch und Geschmack:  Nahezu geruchlos, Geschmack stark anhaltend zusammenziehend.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Eichengallen, Galläpfel, Gallen, Gallnüsse, levantinische Gallen, türkische Gallen. Englisch: Aleppo galls, blue galls, galls, Levant galls, nutgalls, Smyrna galls. Lateinisch: Galla, Gallae asiaticae, Gallae halepenses, Gallae levanticae, Gallae turcicae.

Herkunft: Irak, Iran, Türkei. Neben den Aleppogallen gelangen in den Handel auch mossulische (aus der Gegend von Mosul) und Smyrnaer Gallen sowie Gallen, die von anderen Eichenarten gewonnen werden.

Gewinnung der Droge: Bei den Gallen handelt es sich um pathologische Bildungen, mit der die Pflanze auf die Eiablage der Gallwespe reagiert. Mit Hilfe eines an der Spitze gezähnten Legestachels bohrt diese die Knospen der Laubblätter oder die Rinde junger Zweige an und legt dort ein bis mehrere Eier ab. Die Larven entwickeln sich während eines Zeitraums von 5 bis 6 Monaten, während dessen die innen hohle Anschwellung immer stärker wächst. Die voll entwickelten Wespen bohren einen im Normalfall geraden, zylindrischen Ausgang, aus dem sie dann schlüpfen.

Inhaltsstoffe: Gerbstoffe: Etwa 60 bis 70 % Tannin. Dieses besteht insbesondere aus oligo-Galloylglucosen (z. B. Tetragalloylglucose). Weiterhin finden sich etwa 3 % freie Gallussäure sowie ca. 2 % Ellagsäure. Begleitstoffe sind geringe Mengen an Zuckern, Stärke, Gummi, Harz und ätherischem Öl.

Wirkungen: Die in Aleppogallen enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend und antimikrobiell. Durch Reaktion mit den Eiweißen der oberen Haut- und Schleimhautschichten kommt es zur Ausbildung von Fällungsmembranen. Dies führt wiederum zu reizmildernden, entzündungswidrigen und sekretionshemmenden Effekten. Beim Aufbringen auf Wunden kommt es zur Ausbildung von Koagulationsmembranen, wodurch ein Austrocknen der Wunden gefördert und ein Eindringen von Bakterien gehemmt wird. Peroral angewendet besitzen die Gerbstoffe der Aleppogallen eine stopfende Wirkung.

Anwendungsgebiete: Aleppogallen sind in erster Linie eine Droge, die zur Gewinnung von Tannin bzw. Tannin-Eiweiß (Tanninum albuminatum) verwendet wird, die ihrerseits äußerlich als Adstringens (Tannin) bzw. innerlich bei Durchfall (Tannin-Eiweiß) angewendet werden. Aleppogallen selbst werden nur relativ selten zur unterstützenden Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen verschiedener Ursache eingesetzt. In der Volksheilkunde wird zudem die Tinktur bei Zahnfleischentzündungen und Frostbeulen verwendet. Wissenschaftliche Belege der Wirksamkeit liegen zwar nicht vor, doch infolge der allgemeinen Wirkungen der Gerbstoffe erscheint die Wirkung plausibel.

Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei großflächigen Hautschäden.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung erfolgt insbesondere in Form der Tinktur. Zu deren Herstellung wird 1 Teil grob gepulverter Galläpfel mit 5 Teilen verdünntem Ethanol extrahiert. Für Pinselungen wird diese unverdünnt angewendet, für Mundspülungen meist in einprozentiger Verdünnung.

Sonstige Verwendung: Aleppogallen sind ein wichtiger Ausgangsstoff zur Gewinnung von reinem Tannin. Weiterhin wird die Droge auch zum Gerben von Leder verwendet.


Bilder:

Die ausgesprochen harten und spröden Aleppogallen besitzen eine nahezu kugelförmige Gestalt. Auffälligstes Merkmal ist das äußerst gleichförmige Loch, durch welche die voll entwickelte Gallwespe den Ort ihrer Entwicklung verlassen hat. Weiterhin charakteristisch ist der Stielansatz sowie die unregelmäßig und weitläufig mit spitzigen Höckern und Falten versehene Oberfläche (s. Abbildungen links oben und unten).
Gallen sind allerdings nicht nur für die Galleiche typisch sondern ein mehr oder weniger charakteristisches Merkmal von Arten, die unterschiedlichen Pflanzenfamilien angehören. Gallae chinensis / Chinesische Galläpfel stammen zum Beispiel von der Anacardiaceae Rhus chinensis MILL. Besonders häufig findet man Gallen aber tatsächlich bei Eichen, so auch bei der in Mitteleuropa heimischen Stieleiche (Quercus robur, s. Abbildungen rechts oben und unten).


Literatur: Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke