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Taigawurzel - Eleutherococci radix [Ph. Eur. 7.0 (01/2008: 1419; korrigiert 7.0)] | ||
Stammpflanze: Eleutherococcus senticosus (Rupr. & MAXIM.) MAXIM. / Sibirischer Ginseng [Fam. Araliaceae / Araliengewächse]. Synonyme: Acanthopanax senticosus (RUPR. & MAXIM.) HARMS, Hedera senticosa RUPR. & MAXIM. [Basionym]. Dt. Synonyme: Stachelpanax, Taigawurzel, Teufelsbusch. Englisch: Devil's bush, devil's shrub, eleuthero, eleutherococc, eleuthero-ginseng, Siberian-ginseng, spiny eleutherococc, thorny ginseng, touch-me-not, wild pepper. |
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Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Mehrjähriger, 2 bis 3 m, selten bis 7 m hoch werdender, schlanker Strauch. Die jüngeren Zweige sind dicht mit schräg nach unten gerichteten, ca. 5 mm langen, hellbraunen, nadelförmigen und verholzten Stacheln besetzt. Die Laubblätter besitzen einen etwa 10 cm langen, fein bestachelten Stiel und eine fünfzählig gefingerte Spreite. Das endständige Blättchen kann über 10 cm lang werden, die mittleren Blättchen sind 6 bis 8 cm lang und 2 bis 4 cm breit und die beiden äußeren Blättchen noch etwas kleiner. Die kleinen Blüten stehen in einfachen Dolden, weibliche Blüten sind gelblich, zwittrige Blüten blauviolett gefärbt. Im Herbst entwickeln sich aus ihnen schwarze, bis 1 cm große Beeren, die eine glatte Oberfläche mit gleichmäßiger, ausgeprägter Rippenbildung aufweisen. Die Früchte enthalten meist 5 sternförmig angeordnete, etwa 8 mm lange, an den Seiten halbmondförmig plattgedrückte Samen. |
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Verbreitung: Heimisch im Fernen Osten Russlands (Amurgebiet, Sachalin), den nordöstlichen chinesischen Provinzen Hebei, Heilongjiang, Jilin, Liaoning und Shanxi, Korea sowie in Japan auf Hokkaido. Anzutreffen ist der Strauch insbesondere im dichten Unterholz von Koniferenwäldern. |
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Droge: Die getrockneten, ganzen oder geschnittenen unterirdischen Teile von Eleutherococcus senticosus (RUPR. et MAXIM.) MAXIM., die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Eleutherosid B und Eleutherosid E von 0,08 Prozent aufweisen (bestimmt mittels HPLC). |
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Beschreibung der Droge: Die Droge besteht aus dem Wurzelstock und den Wurzeln. Das knotige, unregelmäßig geformte Rhizom besitzt einen Durchmesser von 1,5 bis 4 cm. Die Oberfläche ist rau, längs gefurcht und graubraun bis schwarzbraun. Die etwa 2 mm dicke Rinde schließt eng an das Xylem an. Das Kernholz ist hellbraun, der Saft führende Teil des Holzes (Splintholz) blassgelb. Im Bruch sind im Rindenteil kurze, dünne Fasern und im inneren Teil des Xylems grobe Fasern zu erkennen. Die zylindrischen und knotigen, grau- bis schwarzbraunen Wurzeln entspringen in großer Zahl der Unterseite des Rhizoms. Ihre Länge beträgt 3,5 bis 15 cm, ihre Breite 0,5 bis 1,5 cm. Sie besitzen eine etwa 0,5 cm dicke Rinde, unter der sich dicht anliegend das blassgelbe Xylem anschließt. Der Bruch ist schwach faserig. Die gelegentlich vorkommenden geschälten Stellen sind gelbbraun gefärbt. |
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Geruch und Geschmack: Charakteristischer, leicht beißender Geruch und bitterer, adstringierender Geschmack. |
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Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Eleutherococcuswurzel, Eleutherococcus-senticosus-Wurzel, Sibirischer Ginseng, Stachelpanaxwurzel. Englisch: Eleutherococc, Eleuthero-ginseng, Siberian Ginseng, Thorny ginseng. Lateinisch: Acanthopanacis senticosi radix, Eleutherococcus-senticosus-Wurzel, Radix Eleutherococci, Rhizoma et Radix Eleutherococci.. |
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Herkunft: Ausschließlich aus der Wildsammlung der reichen Bestände des Verbreitungsgebiets. Drogenimporte aus China, Korea und Russland. |
Inhaltsstoffe: Bei den Hauptkomponenten der Droge handelt es sich um Lignane, Phenylpropanderivate, Cumarine, Polysaccharide und Triterpensaponine. Vielfach werden diese ohne jeglichen Bezug zur Stoffgruppe als Eleutheroside bezeichnet. Lignane: Eleutherosid B4 = (-)-Sesamin (Gehalt ca. 0,02 %), Eleutherosid D = (-)-Syringaresinoldiglucosid (= Acanthosid D; Gehalt 0,1 %), Eleutherosid E = (+)-Syringaresinoldiglucosid (= Liriodendrin; Gehalt 0,34 bis 0,5 %), Eleutherosid E1 = (-)-Syringaresinolmonoglucosid und eine Reihe strukturverwandter Verbindungen. Phenylpropanderivate: Eleutherosid B = Sinapylalkohol-4-O-glucosid (= Syringin; Gehalt 0,1 bis 0,5 %), Sinapylalkohol, Coniferylalkohol, Coniferylalkohol-4-O-gluosid, Kaffeesäure, Chlorogensäure (Gehalt 0,02 bis 1,8 %) und 1,5-Dicaffeoylchinasäure. Cumarine: Eleutherosid B1 = Isofraxetin-7-O-glucosid (Gehalt 0,02 bis 0,14 %) sowie freies Isofraxetin (= 6,8-Dimethoxy-7-hydroxycumarin). Zucker: U. a. die Monosaccharide, Galactose sowie dessen 1-Methylether (Methyl-a-D-galactosid = Eleutherosid C) und Glucose, die Disaccharide Saccharose und Maltose sowie 2,3 bis 5,7 % Polysaccharide. Triterpensaponine: Gehalt ca. 0,1 %. U. a. Protoprimulagenin A-glykoside. Die als Eleutheroside I, K, L und M bezeichneten Oleanolsäureglykoside kommen nur in den Blättern vor. Weitere Bestandteile: Eleutherosid A = ß-Sitosterolglucosid, freies ß-Sitosterol, ß-Carotin, Vanillin, Vitamin E. |
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Wirkungen: Taigawurzel besitzt eine so genannte adaptogene Wirkung. Darunter ist eine verbesserte Anpassung des Organismus an unterschiedliche äußere und innere Bedingungen sowie eine Erhöhung der Widerstandskraft des Körpers gegen unspezifische physikalische, chemische und biologische Stressoren zu verstehen. Der Nachweis der Wirksamkeit erfolgte in Hunderten pharmakologischen Experimenten und klinischen Studien, die jedoch häufig nicht den heutigen Ansprüchen an derartige Versuche entsprechen. In den klinischen Untersuchungen wurden die Versuchspersonen zumeist verschiedenen Stresssituationen wie z. B. Lärm, Hitze, Kälte und Langlauf unterworfen. Als Fitnessindikatoren dienten u. a. die Ausdauer und die Sauerstoffaufnahme, als Positivkontrolle Zubereitungen aus der Ginsengpflanze. Dabei waren die Personen, die aus der Taigawurzel hergestellte Extrakte erhalten haben, am besten in der Lage, unter den jeweiligen Stressbelastungen ihre Aufgaben zu verrichten. Physiologisch kommt es nach Gabe des Fluidextraktes zu einer Erhöhung der Zahl der Lymphozyten, insbesondere der T-Lymphozyten. Daraus wird eine Stimulation des Immunsystems abgeleitet. |
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Anwendungsgebiete: Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz. |
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Volkstümliche Anwendungsgebiete: Taigawurzel hat erst in den zurückliegenden Jahrzehnten Eingang in die westliche Medizin gefunden. Traditionelle Anwendungsgebiete sind daher nur aus der chinesischen Volksmedizin überliefert, in der die Wirkung als "Wind und Feuchtigkeit vertreibend, Sehnen und Knochen kräftigend" beschrieben wird. Anwendungsgebiete sind dort rheumatische Erkrankungen, Harnverhaltung, Impotenz, Leistenbrüche, Knochenbrüche, Ödeme, Mundtrockenheit, Appetitlosigkeit, Nervenschwäche und Leistungsabfall. Eine Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist bisher nicht belegt. |
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Gegenanzeigen: Bluthochdruck. |
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Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. |
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Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |
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Dosierung und Art der Anwendung: Die mittlere Tagesdosis beträgt 2 bis 3 g Droge, die Anwendungsdauer bis 3 Monate. Eine erneute Anwendung ist möglich. Die Anwendung erfolgt überwiegend in Form von Fertigpräparaten wie z. B. Eleu-Kokk Dragees, Eleutheroforce Kapseln oder Kontstitutin® forte Kapseln. Eine Teebereitung ist weniger üblich aber möglich. Zu diesem Zweck ist 1 Teelöffel fein geschnittener Droge mit 1 Tasse kochendem Wasser zu übergießen und nach 15 Minuten durch ein Teesieb zu geben. Täglich 2 bis 3 Tassen warm trinken. |
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Sonstige Verwendung: In der Landwirtschaft zur Verbesserung von Flugleistung und Paarungsdrang von Brieftauben, zur Steigerung der Gefügel- und Eierproduktion, zur Erhöhung der Widerstandskraft bei Schweinen, zur Verbesserung des Reproduktionserfolges bei Rindern, zur Verbesserung der Pelzqualität bei Polarfüchsen und zur Senkung der Sterilitätsrate bei Nerzweibchen eingesetzt. |
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Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, 6. Nachtrag sowie 5. Ausgabe, 3. Nachtrag; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 11 vom 17.01.1991; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Willuhn G, Eleutherococcus senticosus: Lieferant der Taigawurzel, Zeitschrift für Phytotherapie 24 (2003): 299-306; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002. |
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