Santalales [Magnoliopsida - Rosidae]

Meist halbparasitär oder als Vollparasiten lebende Pflanzen. Überwiegend Holzgewächse, daneben auch einige Kräuter mit ungeteilter Blattspreite. Blätter mit Kieselsäure speichernden Zellen. Blüten meist in zymösen Blütenständen, Kelch fehlend oder stark reduziert, nur ein Staubblattkreis, Staubblätter vor den Kronblättern stehend und mit diesen verwachsen, Gynözeum mit einem Griffel und einer kleinen, kugeligen Narbe. Früchte 1samig, je nach Definition als Steinfrüchte oder Beerenfrüchte aufgefasst, Samen mit kleinen bis winzigen  Embryonen.

7 Familien: Erythropalaceae, Loranthaceae, Misodendraceae, Olacaceae, Opiliaceae, Santalaceae, Schoepfiaceae sowie die nahestehende Familie Balanophoraceae.

Zur stammesgeschichtlichen Beziehung der Familien einschließlich Stammbaum siehe Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website, Ordnung Asterales*. [Quellen: Stevens PE, Strasburger]


Familie Erythropalaceae MIQ.

13 Gattungen mit 65 Arten; stets klimmende Sträucher oder Lianen (Stengelwinder), im Holz ätherisches Öl enthaltend; Blätter wechselständig, lang gestielt, Nebenblätter fehlend, Blattspreite ungeteilt, Blattrand ganz; Pflanzen zwittrig; Blüten sehr klein, (3-)5(-6)zählig, radiärsymmetrisch, mit einem freien Hypanthium, in lockeren, achselständigen, dichotomen Zymen; Perianth doppelt, K(3-)5(-6), verwachsen, C(3-)5(-6), frei, A(3-)5(-6) oder (6-)10(-12), wenn doppelt so viele Staubblätter wie Kronblätter dann mit unterschiedlicher Größe (kleinere Staubblätter den Kronblättern und größere Staubblätter den Kelchblättern gegenüberstehend), G(2)3(-5), synkarp, Fruchtknoten halbunterständig- bis unterständig, mit einem Griffel und einer ungeteilten oder gelappten Narbe; Steinfrüchte mit einem grünen, winzigen Embryo; Paleotropis, Neotropis; Tropen: tropische Regionen Amerikas, West- und Zentralafrika, Südindien und Sri Lanka, Thailand, Philippinen, Malaysia, Indonesien. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Santaliflorae / Ordnung Santalales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Loranthaceae JUSS. (Riemenblumengewächse)

68 Gattungen mit 950 Arten; überwiegend Sträucher, wenige Lianen oder Bäume (die innerhalb der Familie isoliert stehende Gattung Nuytsia mit Nuytsia floribunda als einziger Art); wurzellose Halbparasiten, die die Sprossachsen der Wirtspflanzen besiedeln; Mesophyten oder Xerophyten; Blätter wohl entwickelt oder fehlend, dann Stengel als Photosyntheseorgan fungierend, immergrün und ledrig, mehr oder weniger gegenständig, Nebenblätter fehlend, Blattspreite ungeteilt, Blattrand ganz; Pflanzen zwittrig, Nuytsia monözisch, entemophil oder ornithohil; Blüten meist relativ lang und auffällig (häufig rot oder orange) gefärbt, radiärsymmetrisch bis schwach zygomorph, mit 2 typischen Bracteen, in Dichasien, die häufig Trauben, Ähren oder Dolden vortäuschen; Perianth häufig petalin, gelegentlich doppelt, bei Amyema (?) fehlend, K auch wenn vorhanden stark reduziert, C(3-)5-6(-9), frei oder verwachsen, A(3-)5-6(-9), frei, nur mit fertilen Staubblättern, die den Kronblättern gegenüberstehen, G(1-)3-4(-viele), synkarp, Fruchtknoten unterständig; Früchte fleischig, meist Beerenfrüchte, gelegentlich Steinfrüchte, bei Nuytsia (nicht fleischige) Kapselfrüchte; gemäßigte Zone bis Tropen: pantropisch, ebenfalls weitverbreitet in warm gemäßigter Zone. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Santaliflorae / Ordnung Santalales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Loranthaceae (Hinweis: die in der Galerie zu findende Gattung Viscum wird aktuell der Familie Santalaceae zugeordnet). Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Misodendraceae J. AGARDH

1 Gattung mit 11 Arten; chlorophyllhaltige Halbparasiten, welche die Sprossachsen von Nothofagus-Arten besiedeln; wurzellose Sträucher; Blätter wohl entwickelt, aber klein oder stark reduziert, wechselständig, krautig, ledrig oder membranartig, an vegetativen Sprossen anders gestaltet als an Blütentrieben, Nebenblätter fehlend, Blattspreite ungeteilt; Pflanzen diözisch, weibliche Blüten mit Staminodien; Blüten sehr klein bis winzig, in Trauben, Ähren oder Kätzchen; männliche Blüten: Perianth fehlend, A2-3, frei, nur mit fertilen Staubblättern; weibliche Blüten: Perianth sepalin, aus 3 an der Basis verwachsenen Kelchblättern bestehend, A aus 3 Staminodien gebildet, G3, synkarp, Fruchtknoten halbunterständig, mit 1 Griffel und 3 Narben; kleine nussartige Früchte, die einen Samen enthalten; Neotropis und Antarktis; gemäßigte Zone: kühl-gemäßigte Zone im Süden Südamerikas (feucht-kühle Westflanke der südlichen Anden bis Feuerland). Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Santaliflorae / Ordnung Santalales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Misodendraceae. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Olacaceae R. BR.

14 Gattungen mit 103 Arten; untergliedert in die Unterfamilien Olacoideae (3 Gattungen mit 57 Arten), Anacalosoideae (7/32) und Ximenioideae (4/13); autotroph oder halbparasitär lebende Bäume, Sträucher oder Lianen mit biegsamen Zweigen; Wurzeln der der Wirtspflanzen besiedelnd; Mesophyten oder Xerophyten; Blätter krautig bis ledrig, gestielt, halbsitzend oder sitzend, wechselständig, meist distich, selten spiralig angeordnet, Nebenblätter fehlend, Blattspreite ungeteilt, Blattrand ganz; Pflanzen zwittrig, monözisch oder diözisch; Blüten klein, radiärsymmetrisch, 3- bis 6zählig, mit einem hypogynem Diskus, einzeln achselständig oder in achselständigen Rispen, Trauben oder Köpfen; Perianth doppelt, K3-6, verwachsen, Kelchlappen reduziert, C3-6, frei oder verwachsen, A3-6, 6-12 oder 9-18, frei oder mit der Corolla verwachsen, nur mit fertilen Staubblättern oder mit Staminodien, G(2-)3(-5), synkarp, Fruchtknoten oberständig oder halbunterständig, mit 1 Griffel und einer ungelappten oder 2-5lappigen Narbe; Stein- oder Nussfrüchte, Samen mit Samenschale; Paleotropis und Neotropis; Subtropen bis Tropen: pantropisch und subtropisch verbreitet. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Santaliflorae / Ordnung Santalales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Nutzpflanzen: Gattung Ximenia mit essbaren Früchten (Falsches Sandelholz, Schweinepflaume). Bilder: Strichzeichnung* aus biodiversity.uno.edu/delta*. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Opiliaceae VALETON

10 Gattungen mit 72 Arten; Bäume, Sträucher oder Lianen; die Wurzeln der Wirtspflanzen besiedelnde Halbparasiten; Mesophyten; Blätter wechselständig, häufig zweizeilig angeordnet, Nebenblätter fehlend, Blattspreite ungeteilt, beim Trocknen charakteristisch gelb-grün werdend, mit kleinen Beulen, welche durch Cystolithen verursacht werden; Pflanzen meist zwittrig, gelegentlich auch diözisch; Blüten klein, 4zählig oder 5zählig, radiärsymmetrisch, in achselständigen oder caulifloren Trauben, Rispen, Ähren oder Dolden; Perianth meist sepalin, selten doppelt, K4 oder 5, verwachsen, C (wenn vorhanden) 4 oder 5, frei oder an der Basis verwachsen, A4 oder 5, meist frei, nur mit fertilen Staubblättern, G2-5, synkarp, Fruchtknoten oberständig bis halbunterständig, Griffel kurz oder fehlend, eine meist kopfige Narbe; Steinfrüchte mit einem Stein, der einen Samen enthält; Tropen: pantropisch verbreitet. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Myrtiflorae / Ordnung Myrtales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Bilder: Strichzeichnung* aus biodiversity.uno.edu/delta*. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Santalaceae R. B.R. (Leinblattgewächse bzw. Sandelholzgewächse)

44 Gattungen mit 990 Arten; Bäume, Sträucher und Kräuter; halbparasitär lebende, überwiegend die Wurzeln und seltener die Sprossachsen der Wirtspflanzen besiedelnde Halbparasiten; Mesophyten oder Xerophyten; Blätter voll entwickelt bis stark reduziert, krautig, ledrig, membranartig oder in Dornen umgewandelt, gestielt bis sitzend, gegenständig (meist) bis wechselständig und spiralig angeordnet, Nebenblätter fehlend, Blattspreite ungeteilt; Pflanzen zwittrig, monözisch oder diözisch; Blüten klein, radiärsymmetrisch, in end- oder achselständigen Ähren, Trauben oder Köpfen; Perianth einfach, sepalin oder petalin, mit (3-)4-5(-8) verwachsenen, kelchartigen grünen oder kronartigen weißen, gelben, cremefarbenen oder grünen Blütenhüllblättern,  A(3-)4-5(-8), frei oder adnat, nur aus fertilen Staubblättern bestehend, die den Kronblättern gegenüberstehen (s. Abb. Thesium linophyllum), G(2-)3(-5), synkarp, Fruchtknoten halbunterständig bis unterständig, mit 1 Griffel und 1 Narbe; 1samige Nussfrüchte oder fleischige Steinfrüchte; gemäßigte Zone bis Tropen: Kosmopoliten, nur in kalten Klimaregionen fehlend. Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Santaliflorae / Ordnung Santalales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Nutzpflanzen: Einige Arten mit essbaren Früchten, Santalum album Lieferant des für die Holz- und Parfümindustrie genutzten Sandelholzes / Sandelöls. Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Santalaceae. Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.

Familie Schoepfiaceae BLUME

1 Gattung mit 25 Arten; halbparasitär lebende Holzgewächse, die Wurzeln der der Wirtspflanzen besiedelnd; in der Vergangenheit meist der Familie Olacaceae zugeordnet; gekennzeichnet insbesondere durch die auffälligen, unmittelbar unter den Blüten angeordneten Bracteen und den halbunterständigen Fruchtknoten; Paleotropis, Neotropis; Tropen: insbesondere tropisches Amerika einschließlich der Karibik, einige Arten ferner im tropischen Ostasien und Malaysia. Taxonomische Einordnung: APG - Unterklasse Rosidae / Kerneukotyledonen / weder Rosiden noch Asteriden (basale Ordnungen). Quellen und weitere Informationen: biodiversity.uno.edu/delta*,  Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.


Anhang: Familie Balanophoraceae L. C. & A. RICH.

17 Gattungen mit 50(-120) Arten; chlorophyllfreie Vollparasiten mit pilzartigem Habitus (s. Foto Balanophora sp.); Blätter fehlend oder stark reduziert an den unterirdischen Teilen; Wurzeln fehlend; Pflanzen monözisch oder diözisch; Blüten winzig, in dicht gedrängten Blütenständen; Perianth hinfällig bis fehlend, in männlichen Blüten gelegentlich sepalin, mit 3-8 Perigonblättern, A1-2 oder 3-8, nur mit fertilen Staubblättern, G1-2(-3), synkarp, Fruchtknoten oberständig bis unterständig, Griffel mit 1 oder 2 Griffel Narben; 1samige Stein- oder Nussfrüchte; Subtropen bis Tropen: pantropisch.  Taxonomische Einordnung: Dahlgren - Überordnung Balanophoriflorae / Ordnung Balanophorales, Cronquist - Unterklasse Rosidae / Ordnung Santalales, APG - Familien unklarer Beziehung auf höchster taxonomischer Ebene. Bilder: Siehe Pflanzenbildergalerie, Familie Balanophoraceae.  Quellen und weitere Informationen: http://delta-intkey.com*, Stevens, P.F. (2001 onwards). Angiosperm Phylogeny Website*.


© Thomas Schöpke