Hiddensee - Ein botanisches Paradies in der
Ostsee
[s. auch DAZ 138, Nr. 8, S. 24 (1994)]Die etwa
19 km große Insel Hiddensee ist Rügen, der größten deutschen Insel, im Westen als
Wellenbrecher vorgelagert. Charakteristisch ist die lange Nord-Süd-Ausdehnung (ca. 17 km)
bei einer nur geringen Breite mit 125 m an der schmalsten und etwa 2000 m an der
breitesten Stelle. Trotz seiner geringen Größe stellt Hiddensee eines der botanisch
reizvollsten Gebiete Deutschlands dar, da sich dort auf engstem Raum zahlreiche
Pflanzengesellschaften abwechseln. Zudem befindet sich auf der kleinen Insel die letzte
große Zwergstrauchheide der mecklenburgischen Ostseeküste.
Ideales Ziel für Exkursionen
Bereits seit vielen Jahrzehnten haben die Pharmaziestudenten der Greifswalder
Ernst-Moritz-Arndt-Universität die Möglichkeit, ihr botanisches Wissen im Rahmen einer
pharmakognostisch-botanischen Exkursion nach Hiddensee zu vertiefen. Zudem besteht seit
einigen Jahren auch für Pharmaziestudenten der Universität Kiel die Möglichkeit, im
Rahmen eines gegenseitigen Austauschprogramms diesen landschaftlich und botanisch
reizvollen Teil Mecklenburg-Vorpommerns kennenzulernen.
Ausgangspunkt der Exkursionen ist das Institut für Ökologie der EMAU in der Ortschaft
Kloster. Im Gegensatz zu den anderen bewohnten deutschen Ostseeinseln ist Hiddensee nicht
durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Da auch bis auf einen limitierten
Wirtschaftsverkehr der Gebrauch von motorisierten Fahrzeugen verboten ist, blieb der
ursprüngliche Charakter Hiddensees in weiten Teilen erhalten. Zu erreichen war die Insel
bislang nur durch zwei Fährverbindungen, deren Ausgangspunkte der kleine Ort Schaprode
auf Rügen sowie die alte Hansestadt Stralsund sind. Hinzugekommen sind einige weitere
Verbindungen (Kutterüberfahrten, Wassertaxis), doch verkehren die Linienschiffe der
Reederei "Weiße Flotte" nach wie vor von den erstgenannten Orten.
Während der 2stündigen Überfahrt von Stralsund nach Kloster erhält man vom Schiff aus
einen eindrucksvollen Einblick in die einzigartige Boddenlandschaft des
Westrügener-Hiddenseer Küstengebietes. Neben zahlreichen anderen Wasservögeln fallen
dabei die Kormorane auf, die teilweise zu Dutzenden auf den Pfählen der im Flachwasser
aufgestellten Fischreusen fast zu jeder Tages- und Jahreszeit ihr Gefieder trocknen.
Landschaftliche Gliederung Wie zahlreiche andere
Gebiete Norddeutschlands ist auch Hiddensee überwiegend pleistozänen bzw. diluvialen
Ursprungs. Während das Profil der nördlich an die Mittelgebirge angrenzenden Gegenden in
Elster- und Saaleeiszeit geprägt wurde, geht die Herausbildung der Landschaften entlang
der Ostseeküste und damit auch Hiddensees auf die Weichseleiszeit zurück. Hiddensee
besitzt drei weichseleiszeitliche Geschiebemergelkerne, von denen einer der weithin
sichtbare Dornbusch ist. Seither hat sich die Insel weiter verändert. Sie lässt sich
heute in vier Landschaftsteile untergliedern:
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Der Dornbusch, |
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das Flachland südlich vom Dornbusch mit dem langgestreckten Gellen als
südlichstem Abschluss, |
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die Halbinseln Alt- und Neubessin und |
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die Fährinsel. |
Diese vier Landschaftsteile sind nicht nur aus geologischer
Sicht von einander abgegrenzt, sondern sie beherbergen gleichfalls teilweise nur ihnen
eigene Pflanzengesellschaften, die im folgenden jedoch nicht separat besprochen werden.
Stattdessen soll die diesen Gebieten eigene Flora anhand von Exkursionen, wie sie
alljährlich mit den Greifswalder Pharmaziestudenten durchgeführt werden, kurz
vorgestellt werden. Dabei dient die Ortschaft Kloster jeweils als Ausgangspunkt.
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Der Dornbusch
Markantester Teil von Hiddensee ist zweifelsohne der Dornbusch, der sich als etwa 3,5
km langer und 1,5 km breiter Rest einer Stauch-Moränenscholle in
Südwest-Nordost-Richtung erstreckt. Pultförmig steigt er von Süden nach Norden
allmählich an, erreicht im Bakenberg, auf dem sich der Leuchtturm befindet, mit 72,3 m
und im Swantiberg mit 62 m seine größten Höhen und bricht dann
mit einem jähen Kliff zur
Ostsee ab. Früher war der gesamte Dornbusch mit einem Eichenmischwald bedeckt. Dieser
wurde entsprechend der Überlieferung jedoch 1628 auf Befehl Wallensteins
durch Feuer vernichtet, um den Dänen die Insel zur Holznutzung zu entziehen. Während
Reste dieses Waldes heute nur noch an zwei kleinen Arealen des Dornbusch anzutreffen sind,
handelt es sich bei dem relativ ausgedehnten Waldbestand nordöstlich von Kloster um einen
Schutzwald, welcher auf 1860 begonnene Anpflanzungen zurückgeht. Wichtige Baum- und
Straucharten dieses Schutzwaldes sind Pinus sylvestris (Gemeine Kiefer), Prunus padus (Vogel-Kirsche), Corylus avellana (Gemeine
Hasel), Salix caprea (Sal-Weide), Sambucus nigra (Schwarzer Holunder), Sorbus
aucuparia (Eberesche), Sorbus intermedia (Schwedische Mehlbeere), Rhamnus cathartica (Purgier-Kreuzdorn), Hippophae rhamnoides (Sanddorn), Prunus spinosa (Schlehe), welche an einigen Stellen von Clematis
vitalba (Gemeine Waldrebe) überrankt wird, Evonymus europaea (Europäisches Pfaffenhütchen), Lonicera
xylosteum (Rote Heckenkirsche), Ribes alpinum (Alpen-Johannisbeere) und Betula pendula (Gemeine Birke). Häufig sind auch die
drei Ahornarten Acer platanoides (Spitz-Ahorn), A. pseudoplatanus (Berg-Ahorn)
und A. campestre (Feld-Ahorn) anzutreffen, häufig sogar alle drei nebeneinander.
In der Krautschicht des Dornbuschwaldes, die besonders an lichten Stellen in der Nähe des
Steilufers ausgeprägt ist, findet man unter anderem Solidago virgaurea (Echte Goldrute), Mycelis muralis (Mauerlattich), Epipactis helleborine (Breitblättrige Sitter), Leontodon
hispidus (Rauher Löwenzahn),
Achillea
millefolium (Gemeine Schafgarbe),
Tanacetum vulgare (Rainfarn), Hieracium umbellatum (Dolden-Habichtskraut),
H. pilosella (Kleines Habichtskraut), Artemisia
campestris (Feld-Beifuß), Agrimonia
eupatoria (Kleiner Odermennig)
und Galium verum (Echtes Labkraut). Nach Durchqueren des Waldes entlang des
Steilufers erreicht man im Bereich des Hiddenseer Leuchtturms das unbewaldete Dornbuschhügelland, von dem sich ein
herrlicher Blick auf das gesamte Hiddenseer Flachland, das Verlandungsgebiet von Alt- und
Neubessin und die Westrügener Boddenlandschaft bis hin nach Stralsund bietet. Während
ein Teil des hügeligen Geländes als Kuhweide genutzt wird, wo man Arten wie Capsella
bursa-pastoris (Gemeines Hirtentäschel), Thlaspi arvense (Acker-Hellerkraut), Linaria vulgaris (Gemeines Leinkraut), Sinapis
arvensis (Acker-Senf), Spergula arvensis (Acker-Spergel), Trifolium pratense
(Rot-Klee), Viola arvensis (Feld-Stiefmütterchen),
V. tricolor (Wildes
Stiefmütterchen),
Papaver rhoeas (Klatsch-Mohn), Echium vulgare (Gemeiner Natternkopf), Solanum
nigrum (Schwarzer Nachtschatten), Anagallis
arvensis (Acker-Gauchheil) und Anchusa arvensis (Acker-Krummhals) sowie an den Wegrändern Anchusa officinalis (Gebräuchliche Ochsenzunge), Malva sylvestris (Wilde Malve), M. neglecta (Weg-Malve),
Cichorium intybus (Gemeine Wegwarte) und Tanacetum vulgare (Rainfarn) antreffen kann, findet man
ansonsten eine Trockenrasenvegetation, in welche vereinzelt, besonders auf einigen Kuppen,
Sanddorn- und Weißdornbüsche (Crataegus
laevigata und C. monogyna) eingestreut
sind. Vertreter dieser Trockenrasenvegetation sind u. a. Helichrysum arenarium (Sand-Strohblume), Erigeron acris (Scharfes Berufkraut), Centaurea
scabiosa (Skabiosen-Flockenblume), C. jacea (Wiesen-Flockenblume), Hieracium pilosella (Kleines Habichtskraut), Carduus
nutans (Nickende Distel), Euphrasia
officinalis (Gemeiner Augentrost),
Dianthus deltoides (Heide-Nelke), Fragaria viridis (Knack-Erdbeere),
Armeria maritima (Gemeine Grasnelke), Trifolium arvense (Hasen-Klee), T. campestre (Feld-Klee),
Medicago falcata (Sichel-Luzerne), M. minima (Zwerg-Schneckenklee), Lotus corniculatus (Gewöhnlicher Hornklee), Centaurium
pulchellum (Zierliches Tausendgüldenkraut), Thymus pulegioides (Gemeiner Thymian), Scabiosa
columbaria (Tauben-Skabiose), Knautia
arvensis (Acker-Witwenblume),
Jasione montana (Berg-Jasione) und Hypericum perforatum (Tüpfel-Hartheu). Begibt man sich
weiter in Richtung Enddorn, so nimmt die Anzahl der Sanddorngebüsche ständig zu, um sich
zu einem regelrechten "Sanddornwald" zu verdichten, welcher lediglich auf
einigen Wegen passierbar ist. Wo sich das Sanddorndickicht etwas lockert, sind der Echte Steinsame (Lithospermum officinale), die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), der Echte Baldrian (Valeriana officinalis) und der Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara) anzutreffen.
Die Großblütige sowie die Schwarze Königskerze (Verbascum densiflorum und V.
nigrum) bilden an den Hängen des Dornbusches in der Nähe des Ortes Kloster große
Bestände. Dort findet man auch Besenginster
(Sarothamnus scoparius), Rubus idaeus
(Himbeere) und R. caesius (Kratzbeere). Letztere ist in diesem Bereich häufig
überrankt von Lonicera caprifolium (Echtes Geißblatt).
Am Fuß der Steilküste
Im Gegensatz zur Artenfülle des Dornbuschhügellandes ist die Vegetation am Fuß der
Steilküste eher spärlich. Ausgeglichen wird dies durch den landschaftlichen Reiz dieses
Bereiches zwischen Land, Luft und Meer. An der "Hucke", einem
Steilküstenvorsprung nördlich von Kloster, befanden sich bis zum Bau eines Walles zum
Teil tiefe Brandungshöhlen, die mitunter Dimensionen von mehr als 3 m Höhe und 2 m
Breite am Eingang bei einer Tiefe von 8 m erreichten. Errichtet wurde der Wall von 1937 bis 1939 mit einem finanziellen Aufwand von
600.000 Reichsmark. Wenn man darüber geht, kann man das auf die Küste anrennende Meer
förmlich unter den Fußsohlen spüren. Am Küstenabschnitt zwischen dem Aufstieg zum
Leuchtturm und dem Enddorn zeigt sich dagegen die zerstörerische Kraft des ungehindert
auf die Küste einwirkenden Meeres: Die Folgen sind Erosionsrinnen,
brandungshohlkehlenartige Vertiefungen, kleine Brandungshöhlen und an einigen Stellen
frisch abgerutschtes Hangmaterial, das unter Umständen den ohnehin nur sehr schmalen,
steinigen Strand völlig unter sich begräbt.
Von botanischem Interesse sind dort die Hangvegetation, einige am Ufer wachsende
Halophyten sowie angespülte Wasserpflanzen. Bei der Hangvegetation handelt es sich zum
einen um Sanddorngebüsch, das sich sehr schnell in relativ trockenen Bereichen
entwickelt, wo jahrelang keine Hangabbrüche erfolgten. Während in sehr jungen Stadien
fast ausschließ1ich der Sanddorn selbst anzutreffen ist, finden sich in älteren Stadien
zunehmend Schwarzer Holunder und eine stärker entwickelte Krautschicht (u. a. Lithospermum officinale, Dactylis
glomerata, Cynoglossum officinale, Urtica dioica). Erwähnenswert ist
weiterhin ein größerer Bestand an Valeriana
officinalis (Echter Baldrian)
bei der zum Leuchtturm hinaufführenden Treppe. Demgegenüber findet sich an quelligen
Stellen des Steilufers fast ausschließlich die Tussilago farfara-Poa
compressa-Assoziation mit Huflattich und Platthalm-Rispengras als Charakterarten.
Von den Halophyten sind zuerst Cakile maritima (Europäischer Meersenf) und Salsola
kali (Kali-Salzkraut) zu nennen. Am Bessinstrand finden sich daneben noch Glaux maritima (Strand-Milchkraut), Cochlearia danica (Dänisches
Löffelkraut) und Honckenya peploides (Salzmiere).
Hauptbestandteil des "Strandgutes" ist Zostera marina (Echtes Seegras),
das in Küstennähe in bis zu 10 m Tiefe unterseeische Wiesen bildet. Gleichfalls relativ
häufig ist Fucus vesiculosus zu beobachten, wogegen Fucus serratus kaum
noch gefunden wird. Als auffällige Grünalge ist an der Hiddenseer Küste Enteromorpha
anzutreffen, jedoch ist hier ebenso wie zum Auffinden der Rotalge Chorda filum eine
sehr aufmerksame Suche und sicherlich auch etwas Glück erforderlich. Dagegen sind die
Rotalgen Ceramium rubrum (Horntang) und C. diaphanum (Perltang) wiederum
relativ häufig im angespülten Pflanzenmaterial vorhanden.
Im Gegensatz zum Dornbusch zählen die
Halbinseln Alt- und Neubessin zu den jüngsten Gebieten von Hiddensee. Durch das ständige
Voranschreiten der Verlandung ist die Erstbesiedlung in vollem Gange, und das Betreten
weiter Teile ist verboten (Seevögelreservate). Auf einer Wanderung entlang. Der
Boddenküste zur Südspitze des Alten Bessin passiert man im wesentlichen eine Prunus
spinosa-Crataegus-Assoziation mit Prunus
spinosa (Schlehdorn), Crataegus
oxyacantha (Zweigriffliger Weißdorn), Rosa canina (Hunds-Rose) sowie in der Krautschicht Achillea millefolium (Gemeine Schafgarbe), Geum urbanum (Echte
Nelkenwurz), Galium verum (Echtes Labkraut) und
Viola arvensis (Feld-Stiefmütterchen) als
auffaIlendsten Arten bzw. eine Festuca ovina-Plantago dubiao-Gesellschaft mit Plantago
dubia, Festuca ovina (Echter Schaf-Schwingel), Phleum arenarium (Sand-Lieschgras),
Sanguisorba minor (Kleiner Wiesenknopf) und Vicia lathyroides (Platterbsen-Wicke).
Salzwiesen zwischen Kloster und Vitte
Etwa 2 km südlich von Kloster befindet sich das alte Fischerdorf Vitte, das heute die
größte Ansiedlung der Insel und Sitz der Gemeindeverwaltung ist. Während man vor zwei
Jahrzehnten noch nicht die Wegstrecke zwischen den beiden Gemeinden entlang der
Binnenküste zurücklegen konnte, da sich dort z. T. breite Wasserrinnen vom östlich
angrenzenden Bodden her tief in die Wiesen schnitten, ist dies seit Fertigstellung des
rund 3 m hohen und3 m breiten (Kronenbreite) Binnendeiches, welcher sich von Kloster bis
südlich von Vitte erstreckt, möglich.
Der östlich des Deiches geschaffene Weg verläuft teilweise unmittelbar an der
Boddenküste, so dass dort direkt am Wegesrand einige Vertreter von Hiddensees
Halophytenflora beobachtet werden können, z. B. Salicornia europaea (Gemeiner
Queller), Aster tripolium (Strand-Aster), Triglochin maritimum (Strand-Dreizack),
Armeria maritima (Gemeine Grasnelke), Odontites
litoralis (Salz-Zahntrost) und Trifolium fragiferum (Erdbeer-Klee). Neben den
genannten Arten ist östlich des Weges eine Vielzahl von Arten der Gattungen Carex (Seggen),
Juncus (Binsen) und Atriplex (Melden) anzutreffen. Am Hang des Deiches
dagegen sind Ononis spinosa (Dornige Hauhechel) und O. repens (Kriechende
Hauhechel) verbreitet.
Nach Überqueren des Deiches erreicht man die
Salzwiesen, die allerdings infolge der Eindeichung die Assoziation Juncetum gerardii, die
eigentliche Salzwiese, nicht mehr beherbergen, da die für diese Assoziation
erforderlichen Voraussetzungen, d. h. die alljährliche Überflutung vom Hochwasser und
die dabei erfolgende Schlickablagerung, nicht mehr gegeben sind. Zudem wird dieses Gebiet
seit Jahren intensiv als Kuhweide genutzt, wobei der damit erfolgende Düngereintrag zu
einer weiteren Veränderung der Standortfaktoren beiträgt.
Trotz des Deiches durchziehen nach wie vor einige Wasserrinnen die Wiesen, die in ihrer
Umgebung einer vollständigen Aussüßung entgegenwirken. Dort wachsen beispielsweise Plantago
coronopus (Krähenfuß-Wegerich), Bupleurum tenuissimum (Salz-Hasenohr), Sagina
maritima (Strand-Mastkraut), Lotus tenuis (Schmalblatt-Hornklee), L.
uliginosus (Sumpf-Hornklee), Ranunculus flammula (Brennender Hahnenfuß), R.
sceleratus (Gift-Hahnenfuß) und Centaurium
erythraea (Echtes
Tausendgüldenkraut). In der Nähe von Vitte schließlich findet sich ein beachtlicher
Bestand von Inula britannica (Wiesen-Alant).
Dünenheide
Die Dünenheide zwischen Vitte und Neuendorf ist die letzte große Zwergstrauchheide im
Bereich der mecklenburg-vorpommerschen Ostseeküste. Um in dieses Gebiet zu gelangen, ist
von Kloster ein etwa einstündiger Fußmarsch erforderlich. Dabei passiert man zwischen
Kloster und Vitte einen Standort, an dem das Herzgespann
(Leonurus cardiaca) anzutreffen
ist.
Hat man die Dünenheide erreicht, fallen einem zunächst die dort vorherrschenden Arten Salix repens (Kriech-Weide)
und Calluna vulgaris (Heidekraut) auf. Besonders in den Senken tritt relativ
häufig Erica tetralix (Glocken-Heide) auf. Ebenfalls häufig,
allerdings nicht so dominant wie Salix
repens und Calluna vulgaris, ist Empetrum nigrum (Gemeine Krähenbeere) im Gebiet
vertreten. Gleichfalls wurde für die Dünenheide das Vorkommen von Drosera intermedia (Mittlerer
Sonnentau) beschrieben, doch wurde diese Art in den letzten Jahren nicht mehr beobachtet.
Juniperus communis (Gemeiner Wacholder) kommt sporadisch im
Süden vor und hat seine Hauptverbreitung auf der durch eine ca. 200 m breite Wasserrinne
von Hiddensee getrennten Fährinsel.
Bedauerlicherweise ist die Heide in ihrem Bestand stark gefährdet, da sich besonders
Birken und Espen, aber auch Eichen und Kiefern vermehrt in ihr ausbreiten, und zwar
besiedeln sie zuerst die Senken, in denen Erica tetralix anzutreffen ist.
Die einzige Möglichkeit dieser Entwicklung entgegenzuwirken besteht im konsequenten
Beseitigen der Bäume, woran sich auch regelmäßig die Pharmaziestudenten durch kurze
Arbeitseinsätze beteiligen.
Abschließend soll der Hoffnung Ausdruck verliehen werden,
dass der Charakter
Hiddensees auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten erhalten bleibt. Obwohl
hinsichtlich der einzigartigen Natur der Westrügener Boddenlandschaft die
Schutzmaßnahmen erweitert wurden (Schaffung eines Hiddensee einschließenden
Nationalparks), ist doch auf der Insel selbst ein verstärkter Ausbau der touristischen
Infrastruktur zu beobachten, wobei die Befestigung zahlreicher Wege die größten Sorgen
bereitet.
Literatur
Fröde, E. T.; Die Pflanzengesellschaften der Insel Hiddensee. Wissenschaftliche
Zeitschrift der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald,
Mathematisch-naturwissenschaftliche Reihe 7,(3/4), 277ff. (1957/58)
Reinhard, H.: Küstenveränderungen und Küstenschutz der Insel Hiddensee. Berlin 1956.
Jeschke, L., Schmidt, H., Schmidt, R.: Das Naturschutzgebiet Dornbusch und . Bessin.
Putbus1977.
Klafs, G., Jeschke, L., Schmidt, H.: Das Naturschutzgebiet Dünenheide auf Hiddensee.
Putbus1975.
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