In dem Bereich, wo das
Tegeler Fließ die Lübarser Wiesen verläßt und sich zugleich sein Ost-West-Verlauf in
die Nordost-Südwest-Richtung ändert, schließt sich an seiner Nordseite das ca. 250 m
breite Feuchtgebiet "Eichwerder" an. In der Karte ist es durch die gelbe
Umrandung markiert. Die rote Linie zeigt die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg,
in vergangenen Jahren also die Grenze zwischen Westberlin und der DDR. Demgegenüber stand
die Mauer entlang der hellblau gezeichneten Linie, so dass ein teilweise bis über 250 m
breiter Streifen geschaffen wurde, den keine Zivilpersonen betreten durften. Überwiegend
handelt es sich bei diesem Gebiet um eine sumpfige Wiesenlandschaft, die durch von Jahr zu
Jahr größer werdende Bäume (insbesondere Birken, Espen und Weiden) zunehmend
waldartigen Charakter annimmt. Demgegenüber stellt der Streifen, in dem zuvor die Mauer
stand, auch heute noch ein ausgesprochen trockenes Areal dar. Für die Pflanzenwelt hat
dies zur Folge, dass an einigen Stellen z. B. Dianthus deltoides L., die
Heide-Nelke, nur 2 Meter entfernt von verschiedenen Cyperaceen gedeiht.
Aus dieser Unterschiedlichkeit der natürlichen Gegebenheiten hat sich auf relativ engem
Grund eine außergewöhnliche Artendichte herausgebildet. Ausgesprochene
"Raritäten" fallen nicht auf, dafür fehlen aber auch kaum Arten, die für
derartige Standorte typisch sind. Im Eingangsbereich in das Gebiet, dort wo Mauer und
Grenzverlauf nahezu identisch waren und die in Berlin und Brandenburg stehenden Häuser
nur durch einen ca. 30 m breiten Streifen getrennt waren, dominiert simpler sandiger
Boden. Auffallendste Arten sind hier Oenothera biennis L. (Gemeine Nachtkerze)
und Solidago canadensis L. (Kanadische Goldrute).
Kurz dahinter wird der Weg zunehmend enger und
schlängelt sich durch das hier sehr dichte Wäldchen, welches von den oben genannten
Baumarten gebildet wird. Um- und überrankt werden die Bäume immer wieder vom Hopfen,
wogegen das häufig dazwischen stehende, bis 2 m hoch werdende Heracleum spondylium
L. (Gemeine/Wiesen-Bärenklau) das Dickicht endgültig undurchdringlich werden läßt.
Gelegentlich öffnet es sich aber, um kleine Wiesen freizugeben. Auf diesen finden sich
insbesondere Valeriana officinalis, Filipendula ulmaria (L.) MAXIM.
(Echtes Mädesüß, Große Spierstaude), Lythrum salicaria L. (Gemeiner
Blutweiderich) und Epilobium hirsutum L. (Rauhaariges Weidenröschen, wodurch
diese Lichtungen in unterschiedlichen Farben leuchten.
Etwa in der Mitte des "Eichwerder" lichtet sich das Dickicht und man gelangt auf
eine relativ große Freifläche, in deren Zentrum einst die Mauer stand. In diesem Bereich
findet sich nach wie vor eine wüste,
nahezu vegetationslose Fläche. Diese ist weniger der Mauer als vielmehr
verantwortungslosen Reitern zuzuschreiben, die sich inmitten der Natur scheinbar wohler
als auf den als solche freigegebenen Reitwegen fühlen und eine Wiederbesiedlung des
Streifens hartnäckig verhindern. Um diesen wüsten Streifen herum hat jedoch die Natur
die Landschaft zurückerobert und einen fast beispielhaften Trockenrasen geschaffen. Neben
den Gräsern auffallendste Arten sind Helichrysum arenarium (L.) MOENCH,
Trifolium arvense L. (Hasen-Klee), Chondrilla juncea L. (Großer
Knorpellattich) und Jasione montana L. (Berg-Jasione/Sandknöfpchen,
Schafrapunzel). Ebenfalls nicht zu übersehen ist eine aus Nordamerika eingeschleppte Art,
die zugleich eines der hartnäckigsten Unkräuter darstellt, welches bereits in Fugen
zwischen Gehwegplatten ausreichend Platz zum Gedeihen findet: Conyza canadensis
(L.) CRONQUIST (Kanadisches Berufkraut, Flohverderb). Eine kleine, trotz
ihrer geringen Größe unübersehbare Pflanze ist Sedum acre L. Der deutsche Name
der Art (Scharfer Mauerpfeffer) ist allerdings vom
scharfen Geschmack abgeleitet und nicht von seinem Standort hier an der Berliner Mauer, an
der bekanntlich in regelmäßigen Abständen scharf geschossen wurde. Weniger auffallende
Arten in dieser Trockenrasenzone sind demgegenüber Dianthus deltoides L., die
Heide-Nelke, und Potentilla argentea L., das Silber-Fingerkraut. Bemerkenswert
ist, dass wie oben bereits dargestellt der dichteste Bestand der Heide-Nelke sich ca. 2 m
entfernt vom Beginn einer sumpfigen Wiese befindet, auf der neben verschiedenen Cyperaceen
wiederum der Blutweiderich und das Mädesüß hervorstechen.
Am Ende dieser Lichtung biegt der Hauptweg dem früheren Verlauf der Mauer folgend nach
Norden ab, wobei er sich wiederum im Dickicht des Weiden-Birken-Espen-Waldes verliert.
Dieser gedeiht auf extrem sumpfigen Untergrund, auf dem sich entlang des Weges ein
stattlicher Bestand an Equisetum palustre L., dem Sumpfschachtelhalm, entwickelt
hat. Kurz darauf erreicht der Weg die Schildower Landstraße, wo gleichzeitig das
"Eichwerder" endet. |
Nutzt man am Ende der Trockenrasenlichtung nicht den Hauptweg
sondern begeht die Lichtung weiter in Richtung Osten, so kann man beobachten, dass der
Trockenrasen stufenweise feuchter wird, was mit einem entsprechenden Wandel im
Pflanzenbewuchs verbunden ist. An den noch relativ trockenen Stellen trifft man auf Trifolium
campestre SCHREBER (Feld-Klee) sowie auf das pharmazeutisch
bedeutungsvolle Hypericum perforatum L. (Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu), wogegen
der bereits feuchtere Bereich durch das Vorkommen von Verbascum nigrum L.
(Schwarze Königskerze), Rhinanthus serotinus (SCHÖNHEIT) OBORNY
(Großer Klappertopf), Veronica chamaedrys L. (Gamander-Ehrenpreis) oder Campanula
patula L. (Wiesen-Glockenblume) charakterisiert ist. |